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Guben der 1930er Jahre

Gubens Rathausuhr war so berühmt, dass August der Starke und Zar Peter I. sie suchten.

Wir sind – hier im Hochformat – in Guben der 1930er Jahre

Wieder sind weit zurückgereist in die 1930er Jahre – eine Phase der florierende Städte, in der noch kaum jemand ahnte, welch dunkle Wolken aus enthemmter Machtpolitik aufstiegen. „Aus Guben wurden in der Vergangenheit viele interessante Bilder veröffentlicht“, schreibt Rainer Wollmann aus Kolkwitz- Hänchen. „Dabei handelt es sich meistens um die Altstadt vor 1945, denn Guben war vor der Kriegszerstörung eine sehr schöne und attraktive Einkaufsmetropole mit ca. 46 000 Einwohner. Cottbus hatte zur gleichen Zeit 56 000 Einwohner.“
Sabine Mischok aus Cottbus fasst ihre Bildbetrachtung wieder in Reime: „Guben ist hier früh zu sehen, / als am Markt noch alle Häuser stehen. / Nur das Rathaus ist geblieben, / dessen Küche wir heut’ lieben. / Das Renaissance-Portal ist nicht dabei, / der Brunnenplatz wurd’ auch bald frei.“
S. Menzel aus Guben erkannte den „Blick vom alten Haltepunkt unserer Gubener Straßenbahn in der Klosterstraße. Unser einstiges Rathaus steht links, dahinter die Stadt- u. Hauptkirche sowie der Monumental-Brunnen. Dieser Straßenbahn-Haltepunkt nach der Großen Neiße-Brücke war für Gubener Einstieg in Richtung Rathaus, Stadthaus, Markt mit Saison-Markt sowie für einst tausende Gäste der in der Mark weit bekannten Gubener Baumblüte.“
Auch Reinhard Semt erkannte Guben: „Das markante Gebäude mit dem (angebauten) Turm ist das Rathaus der Stadt Guben, jetzt in Gubin gelegen.“
Arno Schulz hat den jetzigen Blick im Bild festgehalten. Er notiert dazu: „Wir sind im alten Guben, heute in Gubin. Der dominante Bau links ist das alte Rathaus aus dem 16. Jahrhundert, welches 1671-72 sein Aussehen im Spätrenaissancestil erhielt. Nachdem 1923 die Stadtverwaltung in einen Neubau zog, wurde im Untergeschoss 1924 der Ratskeller als Gaststätte eingerichtet. Im Krieg brannte das Rathaus, wie auch alle Bauten um den Marktplatz herum, aus. Die Rathausruine blieb stehen und wurde von den Polen im alten Stil wieder aufgebaut. Mittig auf dem Markplatz stand der 1897 errichtete Zwei-Kaiser-Brunnen. Dieser wurde bereits in der NS-Zeit abgebaut, da er bei den großen Aufmärschen störte.“

Arno Schulz aus Guben hat sich die Mühe gemacht, in Gubin genau den gleichen Blickwinkel in die alte Hauptstraße in Richtung Rathaus zu finden. Rechts ist bisher nicht der Versuch unternommen worden, die Altstadt wieder aufzubauen.

Gert Richter aus Alt-Deulowitz gibt noch mehr Geschichtsdaten an: „1274 erhielt Guben die Erlaubnis, ein Rathaus zu errichten. Der Westflügel wurde als Gewandhaus errichtet – 1794 wurden diese Hallen zu Tanz- und Gesellschaftssälen umgewandelt. Die Wollweber und Gewandschneider (Tuchhändler mit Meilenrecht – deren Mitglieder stellten regelmäßig den Rat) wurden erstmals 1392 urkundlich erwähnt. Bis ins 17. Jahrhundert war Guben der bedeutendste Tuchmacherort der Lausitz – mit Innungssitz! Der Gubener Bürgermeister Johann Wolf baute in den Rathausturm 1542 eine Kunstuhr ein, die den Lauf der Gestirne anzeigte und an der zum Schlag jeder vollen Stunde der Heiland und die Apostel durch Türchen erschienen. Zudem ließ ‘der Gubener Archimedes’ über ein Gestänge die Uhrzeit an der gewölbten Decke des Sitzungssaales des Rates anzeigen. Einer der Sprüche im Rathaussaal war: ‘Lasst uns Gutes tun, solange Zeit ist’. Das Rathaus wurde 1671 umgebaut; der Turm bekam eine neue Spitze. 1711 bewunderte der russische Zar Peter I. auf seiner Europatour die Reste der von den Schweden im 30jährigen Krieg durch Beschuss zerstörten Uhr und kritisierte die Gubener Stadtväter. Die begründeten die unterbliebene Restauration mit leeren Kassen; dies Argument zieht heute noch! 1736 kam der nördliche Anbau des Kaufhauses hinzu. 1923 verlor das Rathaus seine Funktion, da die Stadtverwaltung in das neue Stadthaus an der Neißebrücke zog. Der Ratskeller wurde 1924 restauriert. An der Wand prangte der Spruch des Abgeordneten Paul Wehland: ‘Leiste Rechtes, Liebe Echtes, Rede Wahres, Trinke Klares’. 1945 zerstört, wurde das Rathaus von 1976 bis ‘86 wieder aufgebaut; mit Ratskeller als Restaurant.“
Manfred Gnida aus Spremberg bedankt sich für den Gewinn in der Vorwoche und findet: „Die Lösung des Rätsels war diesmal nicht zu schwer. Der Blick geht zum Marktplatz und zu Geschäftshäusern, entlang der Gleise der Straßenbahn zum Drei-Kaiser-Denkmal mit dem Brunnen und zu parkenden Autos. In der Bildmitte das 1672 im Stil der Renaissance umgebaute Rathaus. Drei Giebel kamen dazu und im Erdgeschoß errichtete Paul Schuster die Gaststätte Ratskeller, wo am 6. Dezember 1924 die Schlüsselübergabe erfolgte. Leider wurden das Rathaus wie auch die um 1294 erwähnte Stadt- und Hauptkirche und Teile der historischen Altstadt Opfer der Kriegseinwirkung im Februar 1945. Die Kirche steht seit dieser Zeit als Mahnmal gegen Krieg und Zerstörung und es gab Bestrebungen für einen Wiederaufbau. Das Rathaus wurde in den Jahren von 1976 bis 1986 neu aufgebaut und ist heute Gubiner Kulturhaus, Stadtbibliothek, Kunstgalerie. August der Starke und der russische Zar Peter I. sollen 1712 hier gewesen sein. Die Gleise der Gubener Straßenbahn, deren Betrieb 1904 aufgenommen wurde, sind erkennbar. In der Nähe des Marktes sind noch die Adler-Apotheke, Konditorei und Café Schmidt und im Hintergrund, Ecke Herrenstraße, das Konfektionsgeschäft Haake für Alt-Gubener ein Begriff.“
Jens Pumpa aus Cottbus fasst zusammen: „1502 entstand das Rathaus aus einem gotischen Vorgängerbau und ca. 1672 wurde es im Stil der Spätrenaissance umgebaut. Der Zweite Weltkrieg hat auch das Rathaus nicht verschont. Sein Wiederaufbau dauerte fast zehn Jahre. Seit 1986 befinden sich hier die Stadt- und Gemeindebibliothek und das Gubiner Kulturhaus mit Veranstaltungssaal. Bereits 1924 wurde im Erdgeschoss eine Gaststätte eröffnet. In den Gewölberäumen ist auch heute wieder eine Gaststätte.“
Auch Bernd Hunger aus Guben erwähnt die Gaststätte: „Das Rathaus wurde nach dem Krieg von polnischer Seite wieder aufgebaut und beherbergt heute ein Restaurant – das Tercett. Die anderen Gebäude wurden im Krieg auch zerstört und existieren leider nicht mehr.“

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