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Guben: Letzte offizielle Lese 1863 ausgerufen

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Der Weinbau endete offiziell 1863 in Guben – C) war richtig

Schnelle Züge mit Süd-Weinen und Blattkrankheit läuteten das Ende ein:
Den letzten Blick auf den Gubener Weinberg wussten viele Rätselfreunde zeitlich richtig einzuordnen. S. Menzel blickt jedoch zuerst zurück und schreibt: „Ab 1900 ging der Weinbau im Märkischen Guben schnell ein. Einst waren die Höhen von den Rebstöcken umkranzt. Allerdings war hier die nördliche Grenze für den Weinbau erreicht. Die Weinbauern hatten mit hohen Risiken zu kämpfen. Zu leicht fielen die frostempfindlichen Reben der Winterkälte des Kontinentalklimas zum Opfer. Niedrige Durchschnittstemperaturen, wenige Sonnentage, Frost im Winter, Frühfröste im Herbst und Spätfröste im Frühjahr machten die Arbeit im Weinbau früher wie heute schwer und riskant. Hinzu kamen die nährstoffarmen, sandig-grobkörnigen bis kiesigen Böden. Aber ganz verschwunden ist der Wein nicht, in vielen Gärten wurden Rebstöcke und Obstbäume geschützt und gepflegt, vor allem westlich der Neiße.“
Gert Richter aus Deulowitz tippt das Ende des Gubener Weinbaus auf C), also um das zweite Drittel des 19. Jahrhunderts und liegt damit richtig. Er begründet seine Entscheidung per Mail: „Dann kamen die Reblaus und Dank der Eisenbahn die billigeren Weine aus dem Süden.“
Arno Schulz mailt: „Zur Zeit der Aufnahme gab es in Guben kaum noch Weinberge. Es wurde auf diesen zunehmend Obst angebaut, die den einstigen Winzern bessere Erträge und Gewinn brachten. Der Weinanbau in Guben, bereits 1280 erwähnt, entwickelte sich einst zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. So wurden auch Fürstenhöfe mit Gubener Wein beliefert. Infolge des Dreißigjährigen Krieges ging die Nachfrage zurück, und nach
Missernten, Frostschäden und Schädlingsbefall wurde ab 1850 der Weinanbau stark reduziert, so dass Antwort C richtig ist. Auf dem Bild im Hintergrund ist der 1908 eingeweihte Bismarckturm zu sehen, dieser wurde 1945 bei den Kampfhandlungen gesprengt. Heute findet man dort nur noch vereinzelte Trümmerteile. Lobenswert die angelaufenen Bemühungen zur Wiederbelebung der Guben/Gubiner Berge.“
Auch Walter Breuer kennt das Ende des Weinbaus und erzählt: „Der Kaufmann Georg Herbrich, heute der Blumenshop neben Steckling, hatte Kolonialwaren und viel Wein, der sagte mir, dass Schluss war, weil der Wein vom Rhein zu uns strömte, da war mit dem einheimischen Wein nichts mehr zu machen. Weiter ging es aber noch der Äppelwein, der bis Germersdorf geliefert wurde. Dann wurde nur noch von der Baumblüte gesprochen und von Ackerbürgern. Guben hatte acht Stellmacher, es war das Hauptgewerk für die Ackerbürger und die Obstbauern. Holzspeichenräder waren noch bis in die 1960er-Jahre sehr gefragt. Die Böttcher jedoch waren schon verschwunden, als ich meine Lehre machte. In der Mittelstraße gab es den alten Böttchermeister Ullrich, er war um 1952, 53 der letzte. Er baute Holzfässer auch für Bier. Sein Sohn wanderte nach Schweden aus. Er müsste heute um die 90 Jahre alt sein. Der Stellmacherberuf ist offiziell um 1970 beendet worden. Die letzte Stellmacherei in Guben schloss 1969/70, dort, wo ich arbeitete.“
Details fand Bärbel Koschack heraus: „Das Foto zeigt die Schwarzwaldhäuschen oberhalb der Triftstraße mit den Weinhängen dahinter. Kälte und die Einschleppung der Blattfallkrankheit (Peronos pera) waren um 1860 das Ende. Die Pflege der Rebstöcke war sehr aufwändig gewesen. Ab dieser Zeit hatte der Obstbau den Vorrang. Durch die Bahnanbindung 1846 nach Berlin konnten die Obstbauern, die vorher Winzer waren, ihr Obst frisch nach Berlin versenden. Außerdem drangen südländische, süße Weine in unser Gebiet vor. 1863 hatte die Stadtbehörde zum letzten Mal den Beginn der offiziellen Weinlese festgelegt. An Hauswänden wurden jedoch noch Weinreben gepflanzt.“

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