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Ein „Schloss“ für wechselnde Herren: Bagenz begeisterte leider nur ein halbes Jahrzent mit gehobener Gastronomie

Schloss Bagenz

Schloss Bagenz im Spremberger Raum

Manche hatten von früheren Ausflügen noch die Erinnerung an ein „feines Lokal mit Kamin und toller Einrichtung““ in diesem „Schloss“. Ganz anders sieht es Dr. Horst Scholz aus Cottbus. Er schreibt: „Das Foto zeigt die Gartenansicht von Schloss Bagenz nahe dem Spremberger Stausee. Das Schloss wurde zeitweise als Fortbildungsstätte des ehemaligen Bezirkskrankenhauses Cottbus genutzt. Die Adresse ist republikweit bekannt, da wir von der Chirurgischen Abteilung der Poliklinik des Bezirkskrankenhauses Cottbus bis 1990 mehrere Jahre zweiwöchige Lehrgänge für proktologisch tätige Fachärzte aus der ganzen Republik organisiert und durchgeführt haben.“

Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus ordnet die Nutzungsphasen des Hauses ein: „Wir sehen das Herrenhaus ‘Schloss Bagenz’ in der Nähe der Spremberger Talsperre. Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde 1912 auf dem Platz von Vorgängerbauten errichtet. Nach dem Krieg (1946) wurde daraus ein Mütter- und Schwangerenerholungsheim (bis 1971). Hier konnten werdende Mütter kostenlosen Kuraufenthalt im Haus und den Parkanlagen verleben. Danach wurde in diesem Gebäude eine Außenstelle der Bezirksakademie des Gesundheitswesens eingerichtet, in der Ärzte und medizinisches Personal weiter- gebildet wurden. Bis in die 80er Jahren wurden Schulungen und Aus- und Weiterbildungen abgehalten. Dann hatte die Jugendhochschule der Bezirksleitung Cottbus der Freien Deutschen Jugend (FDJ) dort ihr Domizil. Hier fanden noch in den 80er Jahren Schulungen und Aus- und Weiterbildungen der politischen Kaderreserve der ehemaligen DDR statt. Hier gab es Seminarräume und einen Saal für Vorlesungen und Vorträge. Nach der Wende wurde von 1996 bis 2000 ein Restaurant eingerichtet.“

Manfred Gnida aus Spremberg schöpft aus einem guten Archiv: „Guts-und Herrenhäuser mit ihren Landschaftspark haben oft eine bedeutsame Geschichte adliger Landsitze. Abgebildet ist hier ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude, das als Schloss, Guts- oder Herrenhaus benannt wird, aber nicht von Adel, sondern von betuchten Bürgern bewohnt wurde. Im heutigen Ortsteil von Neuhausen, in Bagenz, befindet es sich in der Nähe der Talsperre Spremberg. Der Ort Bagenz hat schon eine längere Geschichte als diese Gutshaus und wurde 1388 erstmals erwähnt. Nach dem Dreißigjährigen Krieg versuchte man damals Rittergüter zu verkaufen. Der Besitzer Adolf von Pannwitz scheiterte mit dem Verkauf und das Erbe trat 1683 sein Vetter an. Der verkaufte 1695 die Güter an Georg Henning von Oertzen und später übernahm einer seiner Söhne, August Heinrich, Bagenz. Im19. Jahrhundert soll es oft Besitzerwechsel auf Bagenz gegeben haben.
Das im neobarocken Stil erbaute Schloss hat eine wechselvolle Geschichte. Es wurde 1913 vom Regierungsrat Dr. jur. Otto von Rhein an Stelle eines Vorgängerbaus errichtet. Letzter Bewohner vor dem Krieg war der Generaldirektor der Cottbuser Vereinten Smyrna-Teppich-Fabriken A.G., Gustav Zander. Die Nutzung nach dem Krieg wird noch vielen bekannt sein. Nach 1945 diente das Anwesen als Müttererholungsheim, danach wurde es zur Fortbildungsstelle des Bezirkskrankenhauses Cottbus, es war eine Bildungs- und Tagungsstätte vom Institut für Sozialforschung und Betriebspädagogik. Bis in den 1980er Jahren wurden Schulungen zur politischen Kaderreserve der DDR abgehalten. Es diente als Jugendhochschule der Freien Deutschen Jugend. Nach der Wende war eine schöne Gastronomie im Haus, wo beiFeierlichkeiten gute Speisen und Getränke serviert wurden, und bei Hochzeiten stand eine Suite zur Verfügung. Leider gehört die etwa 1996 beginnende und Anfang 2000 endende gastronomische Geschichte hier auf. Spätere Besucher wurden mit einem Schild ‘Privatgrundstück’ konfrontiert. Als Fotomotiv in unterschiedlichen Ansichten ist es ein Juwel des Ortes, und man findet es auch auf Ansichtskarten. Es ist schon viele Jahre her, da fand ein Kutschentreffen mit einer wunderbaren Veranstaltung auf einer nahegelegenen Wiese statt, und da besuchte ich auch Schloss und Gutsanlagen mit darin gezeigten Kutschen. ABM-Kräfte brachten die Kutschen in vollen Prunk.“

Das Gutshaus von Bagenz mit schönem Park befindet sich in gutem Zustand, wartet aber schon seit Jahren auf eine neue Nutzung Foto: CGA-Archiv/Hnr.

Klaus Reiter fand heraus: „Im Vorgängerschloss wohnten seit 1695 mehrere Generationen der Familie Oertzen. Da war es auch noch ein Rittergut. Nach dem Krieg und der Enteignung beherbergte das Anwesen ein Mütter- und Schwangerenerholungsheim mit 600 Plätzen. Zu DDR Zeiten war dort die Jugendhochschule der Bezirksleitung Cottbus der FDJ. Es gab dort Schulungen und Vorlesungen im großen Saal. Es gab Unterkünfte mit Versorgung und Freizeitangeboten. Nach der Wende entstand dort eine Gaststätte wo Veranstaltungen stattfanden und Hochzeitsfeiern. Ab 2000 war dann Leerstand und es wurde zum Verkauf für 6,5 Millionen € angeboten.“

Auch Rainer Wollmann aus Kolkwitz erkannte: „Es handelt sich um das Herrenhaus in Bagenz, 1913 erbaut. Wie es sich bei Schlössern gehörte, wurde auch ein Barockgarten zum Flanieren angelegt. Glücklicherweise wurde das Haus bis zur Wende von verschiedenen Einrichtungen genutzt, so dass die Bausubstanz erhalten blieb. Leider steht das Haus seit einiger Zeit leer.“

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