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Spremberg: Bei weißer Fahne gab’s frische Grützwurst

damals071215_spbDaneben ‘Café Röcken hoch’ für Hormone
Reichlich Zuschriften haben wir auf das Rätselbild von Heinz Urbank erhalten. „Wir sehen die linke Seite der Forster Straße vom Markt aus“, schreibt uns, wie viele andere, Hans-Joachim Nevoigt. „Beginnend von der Einmündung der Pfortenstraße ist das alte Haus der Fleischerei Kadach zu sehen. Genau an der Ecke war noch der kleine Tabakladen von Arthur Schlegel und eine kleine Drechslerei. Nach dem Tod von Herrn Schlegel hat Herr Kadach dort einen größeren Kühlraum eingebaut. Wenn neben der Ladentür ein weißes Tuch draußen hing, war es das Zeichen, dass es frische Grützwurst gab an diesem Tag.“
Margitte Voigt erinnert sich: „Links vor dem Tabakladen gab es die schönsten Liebesperlen zu kaufen. In der Bäckerei Scherf, später Kießig, bin ich oft einkaufen gegangen. Auch der Friseur Franke war dort. Das große Haus war das weitbekannte Café Nowka, ein schönes Tanzlokal in den 70er-Jahren.“ Hans-Joachim Nevoigt erinnert sich weiter: „Die Seiler- Brauhaus- und Badergasse waren für uns als Kinder ideal zum Versteckespielen.
Das nächste dreigeschossige Haus gehörte Fleischermeister Schulze, Karl. Wir hatten hier auf der Spreeinsel viermal Fleischermeister Schulze. Das anschließende Haus gehörte Familie Emil Schmeißer, Farben und Malergeschäft. Die großen Schaufenster daneben waren früher die Bäckerei und Conditorei mit Kaffeehausbetrieb der Familie Reinhold Nowka. Ein beliebtes Restaurant, nachdem Herr Nowka einen Tanzsaal einbaute.Nach dem Krieg führte der Sohn den Betrieb noch einige Jahre, dann ging er nach Braunschweig. Es wurde dann HO-Stadtcafé. Auch die Bäckerei hat die HO betrieben. Donnerstags, sonnabends und sonntags waren immer die beliebten Tanzabende. KVP und NVA bevölkerten die Gaststätte immer. Die längsten Objektleiter waren Mariann Winde und Arno Schönert. In einer der schönen und großen Wohnungen hat bis zum Kriegsende der NSDAP-Bürgermeister Kaulbars gewohnt. Nach dem Abriss verschwand auch zwangsläufig der Saal.“ Dieter Herrmann schreibt in seinem wiederum ausführlichen Brief: „…Café Nowka war sehr bekannt auch unter dem Namen ‘Café Röckchen hoch’, ein beliebter und geselliger Treffpunkt für die, die eben mal so etwas erleben wollten, wenn die Hormone verrückt spielten. Mein Vater, damals selbständiger Schlossermeister in der Jüdengasse, führte hier geringfügige Reparaturen durch und brachte als Zusatzlohn ein paar Roggenbrötchen, ein Brot oder ein Stück Kuchen mit nach Hause.“

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