Dank lebhafter Leseranteilnahme können wir diesmal wieder aus einigen Zuschriften und Anrufen zitieren.
So rief uns Norbert Fertig an: „Auf dem Bild ist das ehemalige Kinocafé zu sehen. Daneben war das ‘Bürgerhaus’, eine schöne Gaststätte, die aber auf dem Bild verdeckt ist. Rechts am Parkplatz war früher die Ankerwickelei Heidenreich. Jetzt ist das ein Neubau mit dem Arbeitsamt.Ganz im Hintergrund sieht man noch das Dach der alten Mädchenschule. Später war es die Rosa-Luxemburg-/Karl-Liebknecht-Schule, heute heißt sie Wirthschule, die früher mal aus zwei getrennten Schulen bestand.“
Ingeborg Krahl schrieb „Lang, lang ist es her! Es war das erste Kino hier. Als geborene Sprembergerin habe ich daran noch eine gute Erinnerung, denn ich ging gern ins Kino. Frau Heinze, Tochter Gisela und Herr Karl-Heinz Schnelle hatten es fest im Griff. Sperrsitz, Kleine Loge und Große Loge, grün gepolstert, so wie auch die ersten zwei Reihen auf dem Balkon.
Es gab Spätvorstellungen für die Besatzungsmacht. Man scheute keine Mühe, den Menschen Freude und Entspannung zu bieten.Schade nur, dass man daraus ein Kino-Café machte, an dem ein Nichtraucher keine Freude hatte. Ich ging dann ins Deutsche Theater, leider weiß ich den Namendes Betreibers nicht mehr.“
Und von Helga Reichstein erfahren wir: „Wir sehen hier die Bauhofstraße mit dem ehemaligen Kino Kammerlichtspiele und der Firma Heidenreich & Urbantke, in der man Motoren neu wickeln lassen konnte. Heute steht da das Arbeitsamt und Arbeit haben sie da trotzdem nicht zu bieten.“ Frank Moschall ergänzt zum Kinocafé: „Dort wurden im wöchentlichen Wechsel jeweils täglich drei verschiedene Filme gezeigt. Man saß an Tischen und konnte etwas trinken und essen. Leider war es dort immer blau durch die Raucher. Später dann teilten sich die Räumlichkeiten ein Friseurladen und ein Sportgeschäft.“
Geschichtlich korrekter beschreibt Hans-Joachim Nevoigt die Geschichte des Kinos: „Links das hohe Gebäude mit dem Satteldach war unser altes Kino ‘Kammerlichtspiele’ im Eigentum der Familie Heintze bis nach dem 2. Weltkrieg. Als Kinder durften wir meist sonntags 14.30 Uhr in die Kindervorstellung gehen. Sperrsitz 25 Pfennig, Balkon oder Loge 35 Pfennig Eintritt. Schön und beliebt für uns Jungs waren die Indianer-Filme. Zum Beispiel ‘Der weiße Adler’ oder die ‘Schlacht am blauen Berg’. Dabei gab es immer viel Andrang, dann kam Frau Heintze in den Saal und forderte uns auf zusammenzurücken. Dann wurden immer mehr Kinder reingelassen, und wir mussten zu zweit auf einem Platz sitzen. Später, ca. ab 1936-38, kamen dann immer mehr Nazi-Filme ins Angebot, ‘Hitlerjunge Quex’ usw. Nach Kriegsbeginn spannende Kriegsfilme: ‘Stukas’, ‘Wunschkonzert’, ‘Kampfgeschwader Lützow’, ‘Spähtrupp Hallgarten’ usw. Wenn die Wochenschau lief, durfte niemand raus und rein. Das Kino wurde bis Mitte der 1950er-Jahre von der Familie Heintze betrieben, dann gingen sie in den Westen; wurde VEB, wie so vieles.“
Nicht zum Kino, sondern zur Ankerwickelei merkt Günther Kraske an: „Auf dem Gelände stand seit 1850 die Tuchfabrik H. Müller und ab 1870 eine Färberei sowie ein Stallgebäude für Schweine- bzw. Ziegenhaltung. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Tuchproduktion eingestellt. Das Grundstück wurde von der Stadt erworben und die richtete hier den Bauhof ein. Die Verbindung von der damaligen Wilhelmstraße (heute Geschw.-Scholl-Straße) zur Friedrichstraße bekam den Namen Bauhofstraße. Um 1910 wurde der Bauhof nach der Heinrichstraße verlegt, und neuer Besitzer wurde die Tuchfabrik C.A. Krüger. Nach wiederholtem Besitzerwechsel erwarben Urbantke und Heidenreich das Grundstück.
Auf der freien Fläche links im Bild stand bis 1936 die Tuchfabrik C.A. Krüger. Heute ist hier ein Parkplatz. Von 1988 bis 2000 auch der Ort für den Wochenmarkt.“ Sehr ausführlich schreibt auch wieder Dieter Herrmann. Zum Kinobetrieb erinnert er sich: „Als frühreife Jugendliche zogen wir uns häufig Kleidungsstücke an, die uns optisch älter erscheinen ließen, besonders dann, wenn die gezeigten Filme ab 18 Jahre waren. In das Kino trat man von der Bauhofstraße in einen Aufenthaltsraum… Oftmals standen die Besucher nach Eintrittskarten in langer Schlange bis auf die Bauhofstraße.“