Pappeln waren gelungene Verstecke bei Staatsfeiern / Stadtumbau mit neuem Erscheinungsbild
Unsere Leser haben diesmal gut aufgepasst und bemerkt, dass wir dieses Foto bereits 2002 schon einmal in der Serie „Damals-war’s“ veröffentlicht hatten. Trotzdem wollten wir unseren neuen Ratefreunden die alte Spremberg-Ansicht nicht vorenthalten.
Unser Stammleser Hans-Joachim Nevoigt teilte uns mit: „Die alte Seilergasse ist auf dem Foto zu sehen, hier nach Kriegsende. Die linke Seite war ohne Gebäude. Gleich links waren die Bauwerke der Möbelhandlung W. und M. Fiedler, Lager und Werkstatt, mit dem Geschäft in der Forster Straße 17. Dahinter war die Druckerei der Firma Max Saebisch. Eine lange Gebäudefront war die Badergasse damals.
Das erkennbare Haus an der Gassenmündung gehörte zur Familie Schwetasch, Hotel ‘Zur Sonne’, und ist erst nach der Wende abgerissen worden.
Rechts das hohe Gebäude mit dem Krüppelwalmdach gehörte der Familie Hogowitz. Das eingeschossige Gebäude davor war das ‘Stadtcafé’ der Familie Nowka , das auch noch nach dem Krieg bewohnt wurde.
Damit man die Schande der Straßenansicht nicht so sah, wurden die Pappeln angepflanzt und davor auf der Freifläche ein Volleyballplatz angelegt.
Die ganze Nordseite des Marktplatzes war durch den Krieg zerstört worden. Bänke wurden nach der Enttrümmerung aufgestellt und wenn Sonnenschein war, saßen die älteren Herrschaften dort, erzählten und fütterten die Tauben. Die Tauben entwickelten sich zur Plage, die öffentlichen Gebäude wurden von ihnen beherrscht. Rathaus, Schloss, die Schule in der Wirthstraße und woanders, dort waren die Dachböden total verdreckt.“
Gerhild und Dieter Hermann haben ergänzt: „Das in der Bildmitte hintere Gebäude war Wohn- und Geschäftshaus. Ich entsinne mich, dass sich darin Gewerbe- bzw. Lagerräume des in Spremberg ansässigen Ofensetzermeisters Formella und in den 90er-Jahren die Gemeinde-Schwesterstation des medizinischen Dienstes befanden.
Für uns Kinder war der im Bild nicht vorhandene, der Georgenstraße zugewandte Teil der Seilergasse sehr interessant. An der Ecke Seilergasse/Georgenstraße war der Frisörladen Franz. Von der Seilergasse war aber auch der Zugang zum Innenhof des ehemaligen Tanz-Cafés Nowka möglich. Es war ein ziemlich langer, für uns Kinder verhältnismäßig dunkel erscheinender Hausflur, in dem wir gern herumalberten und unsere Fang-, Hasche- und Versteckspiele durchführten. In den DDR-Jahren diente der Flur auch zeitweilig als Auslieferungsschleuse für Backwaren der sich im Hof befindlichen Bäckerei. Über diesen Hof mit Hinterausgang erreichte man auch den heute völlig neu gestalteten Brauhausplatz. Ich erinnere mich aber auch, dass der erkennbare Pappel-Baumbestand dazu diente, sich bei Demonstrationen und Aufmärschen anlässlich politischer Feiertage geschickt zu ‘verdrücken’. Hauptsache war für viele Bürger ja, man wurde erst einmal ‘gesehen’. Dem Wiederaufbau der zerstörten Gebäude fiel auch die erkennbare Häuserzeile zum Opfer.“