Sprottau/Szprotawa ist die heute polnische Partnerstadt von Spremberg.
Das war schwer diesmal für Leser, die sich eng auf die Niederlausitz festlegen. Wir sind ein paar Kilometer über Zary hinaus ins Schlesische gefahren und haben eine malerische Kleinstadt besucht, die viele Bezüge zum benachbarten Muskau, aber auch hinein ins Niederlausitzer Gebiet hat. Und sie ist eine echte Empfehlung für eine Auto-Tagesreise. In der Nähe gibt es schöne einstige Gutshäuser, die heute feine Gastronomie anbieten.
Rainer Wollmann vom Tannenweg aus Kolkwitz-Hänchen fasst sich diesmal aus gutem Grund kurz: “Da Pilzsaison ist, nur dies: Die Stadt Sprottau ist, obwohl eine sehr schöne Gegend, nicht so bekannt wie z.B. Sorau. Sprottau liegt östlich von Bad Muskau. Der Landkreis Sprottau lag bis 1945 in Schlesien und hatte ca. 96 000 Einwohner. Die deutsche Bevölkerung wurde nach 1945 vertrieben und Polen aus den Ostgebieten mussten dort siedeln.” Gert Richter aus Alt-Deulowitz fährt fort: “Sprottau liegt ca. 80 km südöstlich von Guben am Bober. Dieser fließt in einem Abstand von ca. 50 km östlich parallel zur Lausitzer Neiße und mündet bei Crossen in die Oder. Seine Herkunft aus dem Riesengebirge führte oft zu Hochwasser, deshalb hat man 1912 im Beisein Kaiser Wilhelms II. Europas größte Talsperre nördlich von Hirschberg mit einem Wasservolumen von 50 Millionen Kubikmetern und einer elektrischen Leistung von 7,85 MW in Betrieb genommen. Noch heute ist es Polens höchste Staumauer. Sprottau, schon immer zu Schlesien gehörend, ist die Geburtsstadt des Arztes und Botanikers Johann Heinrich Göppert, der die Entstehung der Steinkohle nachgewiesen hat. Sein Denkmal steht noch heute am nördlichen Stadttor.”
Helga Jung aus der Hans-Beimler-Straße in Cottbus meint: “Sprottau ist richtig. Auf dem Bild ist die Mündung des Flüsschens Sprotte in den Bobr zu sehen.”
Alexander Adam aus der Franz-Waldmann-Straße in Spremberg/Grodk weiß ganz genau: “Im Jahr 2019 jährte sich zum 20. Mal die Unterzeichnung des polnisch-deutschen Partnerschaftsvertrages zwischen den Städten Szprotawa und Spremberg/ Grodk. Die feierliche Unterzeichnung erfolgte seinerzeit am 12. Juni 1999 durch die beiden Bürgermeister Franciszek Sitko und Egon Wochatz in Szprotawa. Hier wurde das Ereignis im Rahmen des Spremberger Heimatfestes am 10. August 2019 gefeiert. Ein Bus mit ca. 50 Mitwirkenden und Gästen aus Szprotawa ist zur Feier des 20jährigen Jubiläums der Städtepartnerschaft nach Spremberg/Grodk gekommen. Musiker und Künstler aus Szprotawa nahmen am Festumzug und am Bühnenprogramm teil. Am Nachmittag gab es eine Kaffeetafel im Stadtpark, zu der der neue Szprotawaer Bürgermeister Mirosław Gąsik und Bürgermeisterin Christine Herntier eingeladen hatten. Ebenfalls im Stadtpark haben Bürgermeister Mirosław Gąsik und Bürgermeisterin Christine Herntier gemeinsam einen Baum gepflanzt, der seitdem an das Städtepartnerschaftsjubiläum erinnert. Höhepunkt des Städtepartnerschaftstages war die Enthüllung des Freundschaftsbildes „20 Jahre Städtepartnerschaft Szprotawa-Spremberg 1999 – 2019“ am 10. August 2019 an der Außenwand des Bürgergartens in der Schlossstraße. Das Bild ist ca. 10 Meter lang und 1,40 Meter hoch. Sechs Künstler aus Polen und aus Spremberg haben insgesamt etwa 100 Stunden an dem Bild gearbeitet. Zur Vorbereitung gab es zwei Treffen am 7. März und 10. Mai in Szprotawa. Vom 7. bis 9. Juni trafen sich die Künstler in Spremberg insbesondere zum Malen, aber auch zum Erfahrungsaustausch, zur Stadtbesichtigung und auch gern zum gemütlichen Beisammensein. Neben dem Freundschaftsbild wurde eine Tafel mit folgendem Text angebracht: ‘In beiden Orten durchquert bzw. umrahmt ein Fluss die Städte Szprotawa und Spremberg -der Bobr und die Spree – nur eine Gemeinsamkeit von vielen. Symbolisch stehen dafür auch die Rathäuser und Kirchen. Markante Brunnen, wie der Fischbrunnen auf dem Marktplatz in Szprotawa oder der Bullwinkelbrunnen in der Langen Straße von Spremberg, zieren die Innenstädte, und die schönen alten Wohnhäuser unterstreichen, wie beschaulich und historisch diese Städte sind. Die Flüsse sind immer in Bewegung und haben ein Ziel – das Meer. Auch die Bürger und Bürgerinnen aus Szprotawa und Spremberg sind stetig in Bewegung mit dem Wunsch, die Freundschaft zu vertiefen. Dieses Bild entstand in enger Zusammenarbeit durch polnische und deutsche Künstler im Mai 2019. Künstler: Dominik Dziedzina, Poznań; Artur Marciszyn, Żagań; Agnieszka Skowrońska, Lubsko; Klaus Wende, Spremberg; Silvia Willig-Nowak, Spremberg; Cornelia Hansche, Spremberg’
Wegen derzeitiger Bauarbeiten am Bürgerhaus ist das Bild zur Zeit geborgen.”
Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg knüpft hier an: “Als Spremberger fällt es mir nicht schwer, den Ort zu erraten, schon wegen der Städtepartnerschaft. Die Geschichte Sprottaus reicht bis in das Jahr 1000 zurück, und seit 1260 gilt das Stadtrecht. An vergangene Zeit erinnern an der Kirche aus dem 13.Jh. der älteste Grabsteins Schlesiens von 1316, das Rathaus mit seinen zwei Türmen, Überreste der Stadtmauer mit dem Saganer Tor, der Wasserturm von 1867, der Markt mit dem Walfischbrunnen, Parkanlagen, Postamt, Boberbrücke, um nur einiges zu ernennen. Die Stadt hatte auch viele Denkmäler, so an der Boberbrücke vom Heiligen Nepomuk, das Kriegerdenkmal 70/71, Artilleriedenkmal um 1940 am Eingang der Clausewitz-Kaserne, Kriegerdenkmal des Marine-Vereins Möwe, Laube-Denkmal als Erinnerung an den Schriftsteller Heinrich Laube (1806-1884) und am Göppertplatz und der Brücke an den Botaniker Heinrich Robert Göppert (1800-1884). Er bekam am 12. Juni 2015 eine neue Büste bei einem feierlichen Festakt. Auch an die Garnisonszeit erinnert Sprottau, und ein Fliegerhorst nahm am 1936 den Betrieb auf und war bis 1945 belegt, dann nutzte ihn die Rote Armee. In Erinnerungen sind ehemaligen Bewohnern aus Sprottau die schönen Parkanlagen, Giebelhäuser, die Brauerei Fasold und der Bahnhof, wo einst der Personenverkehr die Strecke Lodz-Forst befuhr und ein Kleinbahnverkehr zwischen Sprottau und Grünberg lief. Sehr bekannt waren der Gasthof Zum deutschen Hause von Reinhold Klose mit dem daneben befindlichen Zigarrenhaus Conrad Tietze, der Gasthof zum Rautenkranz von P. Kindler mit Konzertgarten und Kegelbahn oder das Hotel Zum Goldenen Löwen von Walter Hoffmann. Leider mussten ehemalige Einwohner nach dem Krieg fluchtartig ihre Heimat ostwärts verlassen und es blieben nur die Erinnerungen. Sprottau ist heute wieder einen Besuch wert und auch ehemalige Einwohner nutzen diese Möglichkeit. Heimatvereine gedenken damaliger Zeit, und es ist schön, wenn der Nachwelt Geschichte von Familien und Ereignissen vermittelt wird.
S. Sachse erinnert an “den bürgerlichen Demokraten Heinrich Laube aus Sprottau. Er war Abgeordneter der ersten deutschen Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche und viele Jahre künstlerischer Direktor des Wiener Burgtheaters. Als Kind bewunderte er Pückler, der in der Kutsche durch sein Städtchen fuhr und kleinen Mädchen Geldstücken zuwarf; später verband beide eine lebenslange Freundschaft. Laube war kürzlich Kalenderblatt-Thema in dieser Zeitung.”
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