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Das Skalpell falsch angesetzt

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kommentar_m_klinkmuellerDer Puls vieler Schüler wird am Montag höher schlagen. Die Landesregierung operiert erneut am Bildungssystem. Statt wie bisher zwei Schwerpunktfächer bis zum Abitur haben die Schüler nun mit Mathe, Deutsch, einer Fremdsprache, einem naturwissenschaftlichen Fach und einem Wahlfach gleich fünf Fächer, die sie schwerpunktmäßig in das Abitur einbringen müssen. Das Ziel der Operation ist laut der bildungspolitischen Chefärztin Dr. Martina Münch, das Niveau in den Naturwissenschaften und in Mathe zu erhöhen. Klingt logisch. Mehr Mathestunden – mehr Mathewissen. Doch geht diese einfache Rechnung auf? Nein! Denn die Diagnose ist falsch. Wer Mathe nicht beherrscht, wird auch mit mehr Stunden nicht zum Mathegenie. Quantität ergibt nicht automatisch mehr Qualität. Das Skalpell muss woanders angesetzt werden. Viele Lehrer können den Stoff nicht praktisch und somit verständlich vermitteln. Doch das ist nicht die Schuld der Lehrer, sondern der Lehrerausbildung. Fragt man Brandenburger Lehrer, wie viel von dem was sie im Studium lernten, für den Schulalltag brauchbar ist, sind erschreckende Antworten zu hören. Zu nah an der Wissenschaft und zu fern von der Praxis ist das Studium. Im Ergebnis der Schwerpunktfach-Korrektur wird die Angst vor dem Abi­tur steigen, und der Notendurchschnitt sinken. Die Rekordmeldung, dass Brandenburg in diesem Schuljahr mit 450 Lehrern so viele Lehrer wie noch nie einstellt, ist toll zu lesen, doch verschwiegen wird, wie viele Lehrer in den Ruhestand gehen. Wenn tausende Unterrichtsstunden in der Region ausfallen, nutzt auch die Stundenerhöhung auf dem Papier nichts. Mathias Klinkmüller

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