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Eine Frage der Moral

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kommentar_m_klinkmuellerSchalter in den Banken schließen, Geschäfte schließen und manchmal schließen auch ganze Gesellschaften. Grund zur Freude sind Schließungen nie. Doch was jetzt in Cottbus schließen soll, rüttelt an der kulturellen Identität der Menschen. Zwei Friedhöfe sollen ihren Frieden nicht finden und geschlossen werden. Der Grund: 20 Friedhöfe gibt es in Cottbus. In keiner anderen brandenburgischen Stadt gibt es mehr. Aus dieser Erkenntnis entstand in Cottbus der Arbeitskreis Friedhöfe, der Aktenordner herausholte um Einsparpotenziale auszuloten. Das Ergebnis: Auf zwei Friedhöfen werden zu wenig Menschen beerdigt. Neun Tote jährlich in Madlow und 15 in Schmellwitz reichen nicht aus, um Trauerhallen zu sanieren, um einen Friedhof wirtschaftlich zu betreiben. Was für einen Finanzfachmann logisch klingen mag, verstehen viele Angehörige nicht. „Das ist doch keine finanzielle sondern eine moralische Frage“, bringt es eine Schmellwitzerin auf den Punkt. Und genau hier sollte die Logik des Geldes enden – an den Türen der Friedhöfe. Die Bestattung eines Menschen gehört zur Kultur und sollte, wie die Menschenwürde selbst, unantastbar auch nach dem Tode bleiben. Niemand will einen Verstorbenen einfach irgendwie und irgendwo unter die Erde bekommen. Die Nähe der Ruhestätte zu der Wohnung des Angehörigen ist ebenso wichtig wie der Wunsch, dass der Tote dort seine Ruhe findet, wo schon seine Eltern und Großeltern ihre Ruhe gefunden haben. Das ist etwas, das nur in der Seele des Menschen, aber in keinem Aktenordner zu finden ist. Zur Pflege der Friedhöfe ist bürgerschaftliches Engagement gefragt. Hier sind beide Stadtteile quicklebendig. Mathias Klinkmüller

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