Nun wird deutsche Politik also wieder aktiv. Diese Woche sind Weichen gestellt worden. Die Kanzlerin hat als Vorsitzende einer der drei zeichnenden Parteien mit der Unterschrift zum Koalitionsvertrag das Notwendige in zwei Worte gefasst: eine „Portion Freude“ sei wünschenswert nach all den Querelen der letzten Monate. Das uralte Volksmotiv kehre ein in den politischen Alltag: Wer schaffen will, muss fröhlich sein.
Wohlan! Es möge gelten. Der Inhalt der 177 Vertragsseiten wird von allen Lagern als tragfähig eingeschätzt. Wie viel Spielraum sich die handelnden Personen nun „mit einer Portion Freude“ nehmen, muss sich zeigen. Dass Merkel schon im Voraus von einer „stabilen Regierung“ spricht, war wohl eher ein Versprecher. Stabilität braucht ein Mindestmaß an Zeit, ehe sie feststellbar wird. Die Karten sind jedenfalls ordentlich gemischt, die Buben gut verteilt. Einer davon kommt aus Bayern mit einer völlig neuen Aufgabenkombination: Inneres und Heimat. Seehofer will einiges korrigieren, was falsch lief in letzter Zeit. Einer der größten Fehler von Politik bestehe in der Angst, als falsch erkannte Entscheidungen zu korrigieren, sagt er und nennt das die „Kontinuität des Irrtums“.
Was er damit meint, wissen wir Brandenburger und Lausitzer nur zu gut. Allein wegen einer als sinnlos erkannten Kreisreform lebten wir zwei Jahre in einer solchen „Kontiniutät“. Auch die vertrackte Art der „Energiewende“ auf Kosten unserer Region ist ein solcher verknöcherter Irrtum. Wenn Angela Merkel wirklich künftig Politik mit einer Portion Freude
gestalten will, dann muss es wieder Debatten vor Entscheidungen geben. Im Bundestag sowieso. Aber natürlich nicht nur dort. Freude tut überall gut.