Dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist stecken soll, ist eine unbestrittene Redewendung. Strittig ist jedoch, was ein gesunder Körper ist. Da sagen die einen Wissenschaftler, dass leichtes Übergewicht Reserven für Krankheiten schafft. Andere sehen in jedem Gramm zu viel ein erhöhtes Risiko auf dem Weg zum Herzinfarkt. Brandenburgs Bildungsministerium hat derzeit wieder die Körper der Erstklässler im Visier. Jedes Kind erhält eine Bio-Brotbox mit Vollkornbrot, Gemüse, Müsli und Obst. Die Idee: Die Eltern füllen diese Bio-Brotboxen täglich weiter mit gesunder Nahrung. Über die Frage, was nun gesunde Nahrung ist, lässt sich wieder streiten. Pestizidverseuchte Weintrauben sicher nicht. Wegen der Einmaligkeit hat die Bio-Brotbox-Aktion den faden Beigeschmack von Aktionismus. Gut, sie soll als ein Signal, als ein Impuls verstanden werden. Wer es jedoch ernst meint mit der Gesundheit der Kinder, muss mehr tun, als Signale zu senden. Da ist nicht nur einmaliges, frisches Gemüse gefragt. Frische Ideen sind auch wichtig. So könnten etwa Politik und Krankenkassen gemeinsam Anreize schaffen, die Jüngsten aus den Händen der Computerspielindustrie zu entreißen. Die Sportvereine der Region klagen jahrein, jahraus über Nachwuchssorgen. Anreize für einen Vereinseintritt müssen geschaffen werden. Ja, auch finanzielle. Ob mit einem jährlichen Gutschein für das Spaßbad, das Kino oder den Kletterwald – Bewegung muss sich lohnen. Übrigens bräuchten die Kinder auch Zeit für mehr Bewegung. Die Hausaufgabenflut allein schafft keine gesunden Geister. Nichts gegen das Müsli. Aber auch und vor allem bei der Bewegung fehlt der Biss.
M. Klinkmüller
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