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Kommentar: Feiger Rückzug

Nahezu frühlingshaft strebt der Januar seinem Ende entgegen. Weiße Spitzen der Schneeglöckchen zeigen sich, aus warmen Böden dringen gelbe Köpfe der Winterlinge, und die Felder füllt sattgrün treibendes Wintergetreide. Es dunkelt spürbar später und so rücken die fast allabendlich demonstrierenden und „spazierenden“ Menschenmassen wohl bald ins Licht, wohin sie auch gehören.
Denn die allermeisten von denen, die da zunehmend riskieren, in die Arme einer übermotivierten Polizei zu fallen, treibt keineswegs „rechtsradikales“ Gedankengut. Es sind Leute, die aus unterschiedlichsten Gründen unzufrieden sind mit der Bundes-, der Landes- und – ja – auch der Kommunalpolitik. Nicht wenigen fliegen die eigenen Pläne um die Ohren, weil sie an Genehmigungen scheitern, Auflagen nicht verstehen oder einfach von den Kosten überrollt werden. Wirtschaftsminister Steinbach hat nicht von ungefähr einen Brandbrief an den Grünen Bundesminister Robert Habeck, zuständig für Wirtschaft und Klima, geschickt, um zumindest für Handwerk und Industrie die gefährliche Explosion der Strompreise abzufangen.
Sorgen über Sorgen. Gegen dieses Seelenleben hilft kein Polizeischlaginstrument wie in früheren Schupo-Zeiten. Vermutlich auch nicht ein „Lenkungsstab“ der Exekutive aus Staatsschutz und Staatsanwälten, wie ihn Cottbus plant und dabei das Lied von der Heiligen Kuh der Demokratie singt. Es riecht nach Angst vor dem Dialog, nach feigem Rückzug und Furcht vor Kommunikation auf Augenhöhe, wenn sehr gut bezahlte Funktionäre abwartend in ihren weichen Sesseln hocken und Parteileute sich nur dann bekennend auf die Straße trauen, wenn sie sich von zehn bis zwanzig mahnwachenden Kerzenträgern umgeben wissen.
Ja, es macht Hoffnung, dass Tage länger und Abende heller werden. Dann gibt die Pandemie ihr grässliches Regime ab, und es ist Schluss mit „feiger Gedanken bänglichem Schwanken“, um mit Goethe zu schließen. J.H.

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