Was mag das eigentlich heißen: „für immer“? Gibt es Dinge, die sich unumkehrbar denken lassen, nicht wenigstens moderat wandelbar? Wir alle haben in den vergangenen Jahrzehnten gehofft und auch manches dafür getan, dass unseren Städten und Dörfern, unseren Kindern und uns selbst „für immer“ Frieden bleibe. „Nie wieder Krieg!“ war ein Schwur nach ‘45, der leider alles andere als „für immer“ hielt. Beängstigend schnell wurde mit Waffen verdient und laut gerasselt.
War es die Angst in den alten Knochen, die zu Kompromissen befähigte, wurde aus ihr Weisheit der Staatenlenker auf dem Weg zur Schwelle in eine glückliche Welt? Angst und Weisheit sind verflogen in grün-roter Selbstherrlichkeit. Die Schwelle zum Besseren scheint heute höher denn je. Für immer?
„Nicht temporär, sondern für immer“ will Deutschlands Außenministerin die Unabhängigkeit von russischen fossilen Brennstoffen. „Mit voller Härte“ will sie Russland treffen, mit schweren Waffen möglichst auch.
Mit Diplomatie hat solch banal-grobe Rhetorik rein gar nichts zu tun; mit Verantwortung für das eigene Volk auch nicht. Blind bleibt die einstige Grünen-Vorsitzende Brandenburgs und spätere Klimasprecherin ihrer Bundestagsfraktion für die Lage ihrer Mitbürger, erschreckend sind nun ihre „Für-immer-Drohungen“.
Niemand will „für immer“ Konfrontation und Isolation. Schon gar nicht die Menschen in der Lausitz, die für Energiesicherheit geschuftet haben, erfolgreich waren und sind, aber nie wähnten, irgendetwas „für immer“ allein zu schaffen. Wer weiß heute schon, ob der jetzt vernünftige Kohleausstieg die Lösung „für immer“ bleibt. Ferne Zukunftstechnologie könnte nahezu unerschöpfliche Kohlelager nutzen, ohne Landschaft und Klima zu zerstören. Bis dahin bliebe weltoffene Kooperation ohne Tabus, auch mit Russland, hilfreich. Schroffe Absagen „für immer“ im fatalen Machtrausch sind falsch und am Ende schmerzlich teuer für alle. J.H.
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