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Kommentar: Nicht nervös werden

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Früher wusste, wer nicht in der Energiewirtschaft beschäftigt war, dass der Strom aus der Steckdose kommt. Mehr nicht. Das war wohl gut so.
Doch es hat sich viel geändert. Selbst an Stammtischen und in Häkelkreisen  „fachsimpeln“ Laien: Kann Jänschwalde in zehn Jahren oder gar früher ganz abgeschaltet werden? Was bedeutet das in der Region? Gibt es dann bei Windstille und trübem Wetter Energie aus russischem Gas? Besser für’s Klima ist das nicht – oder? In Unternehmerkreisen der etwas größeren Firmen herrscht ganz im Gegensatz zum Lausitzer Durchschnitt beeindruckende Gelassenheit. Die Industrie, soweit sie hier vorkommt, ist sich sicher: Ihr wird der Strukturwandel gelingen. Mit sehr viel Geld vom Bund und wohl auch von der EU. In kleinen Unternehmen, dem Handwerk und dem Handel, wo noch die meisten Menschen Arbeit haben, sieht das ganz anders aus. Hier nehmen die Insolvenzen, Schließungen und Stilllegungen Monat für Monat zu. Ein Mittelständler hat berechnet, wenn er 100 000 Euro Fördermittel braucht, kostet ihn der Aufwand der Beantragung, wofür er Experten einstellen muss, etwa 75 000 Euro. Dreiviertel. Was übrig bleibt, lohnt den Aufwand nicht.
Die Bürokratie, stetig und durchaus beängstigend wachsend in selbstgefälligen Cliquen steuerfinanzierter Behörden, hängt die für das einstige Wirtschaftswunderland so typische Vielfalt kleiner Unternehmen ab. Und vermutlich lässt sie auch Startups nicht wirklich zu, von einigen Glücksfällen, die Nischen gefunden haben, abgesehen. Verlaufen sich Politiker aus Bundes- und Landesebene ins flache Land, heißt es: Nicht nervös werden. Mut zeigen. Zuversicht! Der Strom kommt auch künftig aus der Steckdose. Für alle, die ihn noch bezahlen können.
Aber es geht nicht nur um Strom. Auch um die Zukunft von real,-, um  preiswertes Wohnen, um erreichbare Ärzte, um persönliches Glück.    J.H.

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