Viel Lärm um fast nichts gab es am Mittwoch im Landkreis Spree-Neiße. Die Landesregierung, also der Ministerpräsident und seine Minister, waren in der Region unterwegs. Zukunftsperspektiven für die Region zu erörtern, hieß das Thema der Ministerreise in den Süden. Das hört sich spannend an. Ein Aufmacherthema. So nennen Journalisten Themen, von denen sie denken, dass sie so wichtig und inhaltsreich für den Leser sind, dass damit groß in der Zeitung aufgemacht werden kann. Aus dem Aufmacherthema wurde jedoch nur ein Bildtext. Warum? Weil der Ministerpräsident und der Landrat nach zweistündiger Beratung der Presse nur wenig zu sagen hatten. Es sei denn, den Leser interessiert es, ob sich beide auf Augenhöhe, Kniehöhe oder Brusthöhe unterhalten haben. Beide beteuerten, dass es Augenhöhe gewesen sei. Zum Wichtigen blieben sie wortkarg. Die Perspektiven bestehen in der Aussage des Ministerpräsidenten darin, dass ihm der Vortrag des Spremberger Bürgermeisters zum Wachstumskern Spremberg gut gefallen hat. Kein Wort zu Forst. Kein Wort zu Guben. Kein Wort zu Döbern. Was die Perspektiven anbelangt, war also wenig Zählbares, geschweige denn Erzählbares zu hören. Gut ist, dass sich das Kabinett vor Ort sehen lässt, doch es wäre noch besser, wenn sie beim nächsten Besuch auch so etwas wie Visionen in ihren Reisekoffern mitbringen würden. Wie können Guben und Forst wirtschaftlich von der Grenznähe profitieren? Reicht es für den Spreewald, allein auf die Tourismuskarte zu setzen? Perspektive heißt hindurchblicken. Beim Besuch aus Potsdam fällt ein Hindurchblicken jedoch schwer. Schade, es hätte so spannend sein können. Mathias Klinkmüller