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Leserbrief: Die andere Seite

Leser Detlef Gelfort aus Altdöbern schreibt uns zum Thema “Dieser Strukturwandel wird gelingen” in der Ausgabe vom 09.01.2021:

Dieser Beitrag in meiner Heimatzeitung veranlasst mich, zum 31-jährigen Lebensweg von Herrn Ulrich Freese im Osten Deutschlands ein paar Ergänzungen zu machen.
Leider haben Sie bei ihrer Betrachtung eine Seite von Ulrich Freese zum Beispiel gegenüber den ehemaligen Kumpeln aus dem Tagebau Greifenhain übersehen.
Gleich am Anfang der 90er Jahre ging das Sterben der Braunkohlentagebaue und Kraftwerke sowie Brikettfabriken in der Lausitz rasant voran. Von einst 17 Tagebauen sind noch vier aktiv, ca. 70000 Berg- und Energiearbeiter wurden arbeitslos.
Aufgrund dieses enormen Strukturwandels erschien am 26. März 1991 der stellvertretende Vorsitzende der IG Bergbau Chemie Energie, Herr Ulrich Freese, um 12:00 Uhr zur „Entwicklung des Großtagebau Greifenhain.“
Unter stürmischem Beifall mehrerer hundert Kumpel verkündete er: „Der Großtagebau Greifenhain wird und muss erhalten bleiben.“ Herr Freese lieferte die Begründung auch gleich dazu:
1. In den nächsten Jahren muß keine Ortschaft überbaggert werden.
2. Die Kohle ist die schwefelärmste aus dem Lausitzer Revier ( beste Qualität auch für die Brikettierung, geringste Umweltbelastung)
3. Das Restloch des Tagebau Meuro muss verschlossen werden. ( Ein Fluten mit Wasser ist aufgrund der Nähe zum Tagebau Sedlitz, welcher geflutet wird, nicht möglich)
Ein Verschließen des Tagebau Meuro ist somit nur mit Abraum über eine Fernbandanlage aus dem Tagebau Greifenhain möglich.
Nach dieser Aussage waren viele Kumpel in eine Art „Aufbruchstimmung“ geraten, kauften Grundstücke, bauten Eigenheime, fühlten einen sicheren Arbeitsplatz auf lange Sicht.
Nach ca. einem Jahr gab dann die Geschäftsführung der LAUBAG bekannt: Der Tagebau Greifenhain wird aus Gründen der Wirtschaftlichkeit geschlossen.
Von diesem Zeitpunkt an war vom Gewerkschaftsfunktionär leider nichts mehr zu hören oder gar zu sehen.
Im Sommer des Jahres 1994 wurde die letzte Braunkohle aus dem Tagebau Greifenhain gefördert.
Auf diese Art von „Aufbauhilfe“ ( wie in ihrem Beitrag beschrieben) von Herrn Ulrich Freese hätten die Kumpel aus Greifenhain gerne verzichtet.

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