Bernd Walter konnte sich nach 1990 vor Aufträgen nicht retten / Immer eine kleine Firma geblieben:
Cottbus (ha). Mehrmals hatte Bernd Walter, seit er seinen Meister für Heizung, Lüftung, Sanitär 1980 in der Tasche hatte, im Cottbuser Bauamt vorgesprochen mit der Bitte, sich als Handwerker selbstständig zu machen. „Und jedes Mal hieß es: ‘Es gibt keinen Bedarf an Handwerkern.’ Dabei stimmte das nicht, es gab nur kein Material für die Handwerker“, erinnert sich der Meister, für den 1990 der große Moment kam. Im September gründete er anfangs mit einem Partner das Unternehmen am selben Standort wie heute. „Der Start war leicht. Wir bekamen problemlos einen Firmenkredit, so dass wir eine Werkstatt bauen und Maschinen kaufen konnten. Wir kauften aber nicht nur moderne und leichte Maschinen, sondern auch gutes Werkzeug.“ Das war auch nötig, denn Arbeit gab es in Hülle und Fülle. „Alle wollten die alten Kohlenkessel raus haben und ließen sich moderne Öl- oder Gasheizungen einbauen. Und die Bäder sollten ihren DDR-Charme verlieren. Wir hätten 20 Leute und mehr einstellen können und hätten trotzdem die Arbeit nicht geschafft. Aber ich wollte den Betrieb übersichtlich halten und hatte maximal acht Mitarbeiter. Heute beschäftige ich einen Monteur, eine Pauschalkraft, und meine Frau Carola kümmert sich um die Buchhaltung.“ Bereut hat er die Entscheidung für einen kleinen Handwerksbetrieb nicht. „Es gab große und kleine Firmen gleichermaßen, die vom Markt verschwunden sind.“
Schrieb er anfangs die Angebote und Rechnungen noch mit der Schreibmaschine, orientierte er sich schnell an der modernen Technik, die diese Arbeit erleichterte. „Ich kaufte einen Computer und Handwerkersoftware dazu. Von derselben Firma werden wir noch heute betreut. Die Software kann natürlich inzwischen viel mehr, als wir überhaupt nutzen können.“
Auch die einzubauenden Geräte waren stets auf dem neuesten Stand. „Schulungen bei den Herstellern und auch beim Fachverband sind von Anfang an selbstverständlich. Aber nicht nur die Technik veränderte sich durch die Rechner und Mikroelektronik, auch das Verhalten der Menschen veränderte sich. Wasser wird gespart, die Heizkosten sind bei den meisten Menschen fest im Blick – das wirkt sich auch auf die Materialien aus. So manches Rohr ist da überdimensioniert. Andererseits müssen die Durchschnitte stimmen, wenn eine Dusche mehrere Duschköpfe hat.“ Materialien änderten sich zudem durch neue Normen. „Beispielsweise werden keine verzinkten Rohre mehr eingebaut, eigentlich unverständlich. Dafür wird Edelstahl oder Kunststoff verwendet. Noch komplizierter ist unser Handwerk durch die EU-Normenanpassung geworden.“
Auswirkungen von energetischen Bauvorschriften merkt er deutlich beim Lüftungsbau. „Wer will denn unter einer Käseglocke wohnen? Manchmal komme ich in eine Wohnung und meine, in die Umkleidekabine einer Fußballmannschaft geraten zu sein. Das ist das Ergebnis von zu starker Isolation und ungenügender Lüftung. Ich finde, wir sollten uns nicht zu sehr von der Technik abhängig machen“, wünscht sich der Handwerksmeister Bernd Walter für die Zukunft.