Ministerpräsident Dietmar Woidke und Oberbürgermeister Tobias Schick stellten sich in der Oberkirche den Fragen der Cottbuser und Niederlausitzer / Ein Schwerpunkt war die Verkehrsanbindung der Region.
Cottbus (j.h.) Es war nach einer Veranstaltung vor vier Jahren im dkw der zweite Bürgerdialog mit Dietmar Woidke im großen Rahmen – diesmal (am 7. Februar 2023) lebhafter besucht und auch kritischer geführt. Es war nicht ganz das gemütliche Heimspiel für den Forster MP, der, wenn ganz harmlose Sprüche folgten, gern mal die Vertraulichkeit mimende Floskel „Mal unter uns gesagt“ voranstellte. Ordentlich Feuer bekam er von einer größeren Gruppe von Impfgegnern, denen er kein Stück entgegen kam. Sein „Ich würde wieder so entscheiden“ zeugte Buh-Rufe, und als zu massives polizeiliches Vorgehen gegen Impfgegner-Demonstranten beklagt wurde, stand er als früherer Innenminister klar zur Polizei: „Die handelt wie sie muss und hat mein volles Vertrauen.“ Das hat auch Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Bündnis/ Grüne), die nebst weiteren Kabinettskollegen anwesend war und sich lautstarke Rücktrittsforderungen anhören musste. Fragen der Zuschauer kamen aus großer thematischer Breite. Einen Schwerpunkt bildete vor der Perspektive gelingenden Struktur- wandels (Woidke: „Keine Region zuvor bekam zu ihrer Stärkung ein Gesetz“) die mangelhafte Verkehrsanbindung nach Berlin, Sachsen und Polen. Woidke ging hier mit seiner Kritik an der Bundesverantwortung noch ein Stück weiter als die Fragesteller: Es sei ein Unding, dass für Planung und Bau von 30 Kilometer Gleis zwischen Cottbus und Lübbenau, das dort schon mal lag, 15 Jahre gebraucht würden. Zu besseren Zugverbindungen nach Dresden und Sachsen fehle das Entgegenkommen der sächsischen Seite (was sich wohl auch nach den „Bahngipfel“ am Folgetag nicht verändert hat) und in Richtung Polen beklagte Woidke, dass fast 80 Jahre nach dem Krieg noch nicht 10 Prozent der früheren Brückenzahl vorzuweisen sei.
Oberbürgermeister Tobias Schick gab dem Ministerpräsidenten in geradezu pastoralen Moralappellen, die er wirkungsvoll und wiederholt mit starken Beifall vortrug, Schützenhilfe. Zu Sachfragen äußerte er sich kaum. Auch seine komplett anwesende Rathausspitze passte nicht in die Dramaturgie. Aus dem Kabinett trat nur Wissenschaftsministerin Manja Schüle ans Mikro, um zur beklagten Lehrernot eine gute Nachricht zu verkünden: Es werden schon in nächster Zukunft an der BTU, wenn auch nicht wie früher in Cottbus, so doch in Senftenberg, Grundschullehrer ausgebildet.
Viele Fragen waren zugelassen, wenige beantwortet, aber nach zwei Stunden blieb weitere Zeit zu direkten Gesprächen eingeräumt.
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