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Die Bahnhofstraße – alte und neue Einkaufsmeile

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Eine stolze Straße. Die VR Bank Lausitz eG (ganz rechts) befindet sich seit der Wende im ehemaligen Gebäude der „Bank für Handwerk und Gewerbe“ neben der Post | Foto: BeWe

Vom Milchhäuschen, Lutschern und Bück-Kaffee / Ernst-Sauer-Platz ehrt Senftenberger Bildhauer
Senftenberg (bw). Bis zur Wende war die Senftenberger Bahnhofstraße unbestritten die „Einkaufsmeile“ der Stadt. Noch in den 1970er und 80er-Jahren fand man Einzelhandelsgeschäfte mit Ladenregalen, die wenigstens seit 50 Jahren Waschmittel, Putztücher, Mehl, Zucker und Marmelade für die Kundschaft bereithielten. Ältere Senftenberger erinnern sich sicherlich an den Laden von Albert Obst gegenüber der ehemaligen Post, später eine Filiale von „Eisen-Koch“. Hier bediente der Inhaber seine Kunden noch selbst. Für brave Kinder gab es immer einen Lutschbonbon aus einer der gläsernen Klappvitrinen vor dem Ladentisch und für die Erwachsenen 50 Gramm Kaffee in einer kleinen Tüte unterm Ladentisch.
Bekannt war auch das Musikaliengeschäft von Georg Hirsch (heute ein Elektro-Service-Center). Hier musste nichts bestellt werden, denn Noten, Gitarrensaiten, Blockflöten und hölzerne Notenständer lagen im Schaufenster. Die Musiker des nahen Theaterorchesters und Musikfreunde aus der ganzen Umgebung kauften nur bei Hirsch ein.
Im „Milchhäuschen“, das damals direkt an der Einmündung zum heutigen Steindamm schräg gegenüber dem Kaufhaus stand, wurde sogar am Sonntag frische Milch verkauft – per Halbliter- oder Literkelle mit Schwung in die mitgebrachte Milchkanne geschüttet. Als dann die ersten Selbstbedienungsläden öffneten, zog auch hier allmählich das neue, meist unpersönliche Einkaufen ein. Viele Einzelhändler gaben auf und Konsum und HO hatten das Sagen.

Die Bahnhofstraße gehört zu den längsten Durchquerungen der Stadt, beginnend am Bahnhof und erst am Markt endend. Noch lange zeugten Baulücken beiderseits der Straße von den Kämpfen des 2. Weltkrieges. Das heutige Casino an der Ecke zur Laugkstraße, einst mit dem Theatercafé, ein Flachbau mit einem Kunstgewerbegeschäft und eine Buchhandlung sind daraus folgende Neubauten. In den letzten Jahren hat die Straße durch die Sanierung vieler Wohn- und Geschäftshäuser und eine beiderseitige Neuanpflanzung von Bäumen sehr gewonnen. Für das historische Postgebäude auf der Ostseite hat sich vor wenigen Monaten ein Investor gefunden, der das denkmalgeschützte Ensemble mit Toreinfahrt und Nebengebäuden aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts umbaut und saniert.
Am Ende der Bahnhofstraße, direkt an der Ecke zur Westpromenade, hat der Senftenberger Bildhauer Ernst Sauer einen würdigen Platz des Erinnerns erhalten. Ernst Sauer, Jahrgang 1923, lebte von 1961 bis zu seinem Tod 1988 als freischaffender Bildhauer in Senftenberg. Er hatte sein Atelier in dem ausgedienten kleinen Bahnwärterhäuschen einer Grubenbahn eingerichtet und seine künstlerischen Spuren an vielen Stellen der Stadt und in der Lausitz hinterlassen. Zu seinem 90. Geburtstag ehrten ihn die Senftenberger mit der Namensgebung „Ernst-Sauer-Platz“ an der Ecke zur Westpromenade.

Die Bahnhofstraße hat viel von ihrer einstigen Schönheit zurückgewonnen – bereichert um ein modernes Ambiente.

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