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Letztes Geläut in der Cottbuser Oberkirche St. Nikolai

Bauarbeiten am Glockenstuhl der Cottbuser Oberkirche St. Nikolai beginnen am 29. August 2022/ Zwei neue Glocken werden die alten Voillard-Glocken ergänzen.

Auf den Klang der Glocken der Oberkirche St. Nikolai müssen die Cottbuser ab Sonntag für einige Zeit verzichten. Der Stahlglockenstuhl wird durch einen Holzglockenstuhl ersetzt, zwei neue Glocken werden gegossen und werden zukünftig zusammen mit den alten Voillard-Glocken von 1671 für das Geläut sorgen. Foto: CGA-Archiv

Cottbus. Am 28. August 2022 erklingt in der Cottbuser Oberkirche zum letzten Mal das vertraute Geläut zum Gottesdienst. Ab dem 29. August beginnen dann Bauarbeiten am Glockenstuhl. Bereits seit 2017 plant die Evangelische Kirchengemeinde St. Nikolai Cottbus am Glockenprojekt für die Oberkirche, mit dem der Stahlglockenstuhl durch einen Holzglockenstuhl ersetzt und das Geläut insgesamt erweitert werden soll.
Das nun vorliegende Projekt basiert auf dem Neubau des Glockenstuhles und seiner konstruktiven Einbindung in den Turm der Oberkirche. Der Glockenstuhl soll in Zukunft aus zwei Etagen besteht und vier Glocken im Zweierverbund übereinander Raum geben. Als Jochwerk werden wieder gerade Holzjoche eingefügt, die eine genauere Dimensionierung in Bezug auf das Glockengewicht ermöglichen. „Dass wir damit auf gekröpfte Stahljoche verzichten, ist ein wichtiger Beitrag zur Schonung der alten Glocken“, erklärt Dr. Uwe Weise, geschäftsführender Pfarrer. Zudem wird zur statischen Entlastung des Turmes die Läuterichtung der Glocken von Ost-West auf Nord-Süd verändert. Die gesamte Glockenstuhlkonstruktion wird auf einem Stahlbetonringanker ruhen, der regelrecht in die Turmwände eingebunden ist. Auf diese Weise werden die Schwingungen, die beim Läuten entstehen, direkt in den Baukörper abgeleitet.

Die Cottbuser Oberkirche. Foto: CGA-Archiv

Neben dem Glockenstuhl, wird es auch eine Veränderung bei den Glocken selbst geben. Zwei neue Glocken werden gegossen und werden zukünftig die zwei alten Voillard-Glocken von 1671 ergänzen. Die sogenannte „Lutherglocke“ wird stillgelegt und über die Glockenbörse anderen Interessenten zum Kauf angeboten.
Wenn der Neuguss der Glocken gelingt und die Restaurierung der alten Voillard-Glocken abgeschlossen ist, wird sich der Klang des neuen Geläutes spürbar vom alten oder derzeitig eingeschränkten Geläut unterscheiden. Der „sound of the city“ von Cottbus wird sich damit deutlich verändern. Auf der Internetseite der Gemeinde ist eine Klangsimulation abrufbar.
Den Ausschub der Glocken und die Entwidmung der „Lutherglocke“ und den Reisesegen für die Voillard-Glocken können Interessierte bei einem Festgottesdienst am 14. September 2022 miterleben. Das neue Geläut soll dann allerspätestens zu Ostern erklingen.
Oberbürgermeister Holger Kelch begrüßt das Glockenprojekt: „Einst waren Oberkirche und Rathaus Nachbarn am Altmarkt. Beide hatten barocke Türme mit Glocken, die 1945 brannten. Die Glocke des Rathauses ist heute ein Erinnerungsstück im Foyer des Stadthauses am Erich Kästner Platz. Ich würde mich freuen, wenn die Glocken-Initiative von vielen Cottbuserinnen und Cottbusern unterstützt und Herzensangelegenheit über die Gemeinde hinaus wird. Das ist ein wesentliches Stück Geschichte unserer Stadt, die weit in die Gegenwart reicht.“
Das Projekt ist technisch hoch komplex und viele Aspekte sind zu bedenken. Spezialisten verschiedener Gewerke sind mit einbezogen. Die Kosten belaufen sich auf derzeit veranschlagte 350.000 Euro.

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