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PolitPiano Nr. 80: Minister Ulrich Junghanns sieht die Lausitz energietechnisch ganz weit vorn

Moderation dieser Folge: G. GRUBE
                                       D. KETTLITZ

Textgestaltung: Torsten RICHTER

Beim Jubiläums-PolitPiano zu Gast: Brandenburgs Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns (Mi.) in der Diskussion mit den Moderatoren Gabi Grube und Denis Kettlitz. Der Minister sieht den größten Fehler der Politik in ihren verheißungsvollen Visionen, die zumeist nicht in Erfüllung gehen.

„Ich als Frankfurter bin schon in gewissem Maße neidisch auf Cottbus, da die Lausitzmetropole in Bezug auf die Oderstadt eine zentrale Lage einnimmt. Frankfurt/Oder ist durch die Randlage benachteiligt“, musste Ulrich Junghanns, der brandenburgische Wirtschaftsminister aus der Oderstadt, neidlos zugeben. Jedoch outete sich der Minister als Nicht FC Energie-Fan. Ein großer Cottbuser Vorteil ist laut Ulrich Junghanns die zentrale Nord-Süd-Lage zwischen Berlin und Dresden: „Diese Achse funktioniert“. Die dazugehörige Ost-West-Achse von Leipzig nach Wroclaw funktioniert jedoch (noch) nicht. Die „Hauptstadt der brandenburgischen Lausitz“ zeichnet sich durch eine „gesunde Mischung aus Industrie und Wissenschaft aus“, so der Minister. Zudem müsse sich Cottbus „ein eigenes Profil aufbauen. Und das kann die Stadt“. Junghanns betonte, dass der Dialog zwischen Politik und Wirtschaft niemals abreißen dürfe. Die Lausitz muss sich in ihrer wirtschaftlichen Prägung selbst finden. Modelle sind von außen nicht auf die Lausitzer Heimat übertragbar. „Brandenburg ist das Land der Kerne. So gibt es die Chemiekerne in Schwarzheide und Schwedt, den Optikkern in Rathenow und den Energiekern Niederlausitz mit den Tagebauen und Kraftwerken schlechthin“. Mit der anstehenden EU-Osterweiterung werde die Lausitz ein „internationales Flair“ erhalten, da viele osteuropäische Unternehmen hier Fuß fassen könnten. Ein Beispiel ist die polnische Tankstellenfirma „Orlen“, welche momentan zahlreiche Tankstellen (beispielsweise in Hoyerswerda) übernommen hat. Von enormer Bedeutung ist für das Wirtschaftsministerium die Partnerschaft der Cottbuser Hochschullandschaft mit soliden Partnern aus der Wirtschaft. So weilte Junghanns am Donnerstag auf dem BTU-Energietag, wo Methoden zur Verbesserung des Wirkungsgrades bei der Kohleverstromung vorgestellt wurden. „Die Partnerschaft zu marktfähigen Produkten ist dabei lebenswichtig“, so Minister Junghanns. Und weiter: „Die Firmen sollen sagen, was sie benötigen und nicht die Professoren, was sie können“. Ein nicht zu unterschätzendes Problem nicht nur für die Lausitzer Wirtschaft ist für Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns das „gestörte Verhältnis zwischen jungen Unternehmen und den Banken“. Die erforderliche Flexibilität ist gerade für solche Unternehmen „ein hartes Brot“. Jedoch sollten auch die Banken mehr Verständnis für die Nöte dieser Klientel aufbringen. Junghanns betont, dass sein Ministerium keine finanziellen Hilfen für in Liquiditätsprobleme geratene Firmen ausgibt, sondern für die Konsolidierung gut aufgestellter Unternehmen. Ulrich Junghanns wünscht sich, dass gerade unter den Cottbuser Unternehmern ein neues „Wir-Gefühl“ die Zerstrittenheit ablösen sollte.

Das Kraftwerk Schwarze Pumpe gehört zu den modernsten seiner Art. Laut Minister Junghanns ist die brandenburgische Energiewirtschaft ihrem westlichen Pendant weit voraus.

Hintergrund:

Der brandenburgische Wirtschaftsminister Ulrich Junghanns wurde am 25. Mai 1956 im thüringischen Greiz geboren. Im Jahre 1974 erlangte er seinen Lehrabschluss als Pferdewirt im Landesgestüt Moritzburg. Im gleichen Jahr trat Junghanns in die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD) ein. Seit 1986 ist Junghanns Diplomstaatswissenschaftler. Im September 1990 ging die DBD in der CDU auf. Von 1990 bis 1998 saß Ulrich Junghanns im Bundestag. Er zeigte sich „sehr überrascht“, dass ihm 1990 im Wahlbereich Frankfurt/Oder-Eisenhüttenstadt-Beeskow ein Direktmandat zuteil wurde. Als folgenschwersten Wendefehler sieht Junghanns den Umstand an, dass die Lehrer als Teil des untergegangenen Systems betrachtet wurden: „das rächt sich bis heute. Es gab einen regelrechten Bruch in der Autorität der Ost-Lehrer“. Von 1991 bis 1998 war Ulrich Junghanns zugleich Mitglied der Parlamentarischen Verwaltung des Europarates. Bis Ende 2002 war er CDU Stadtverordneter in Frankfurt /Oder. Am 14. November 2002 wurde Ulrich Junghanns von Ministerpräsident Matthias Platzeck zum Wirtschaftsminister des Landes Brandenburg ernannt. Junghanns ist verheiratet und Vater zweier Söhne.

 

 

Endlich wieder zu Gast beim PolitPiano im Presse-Café DoppelDeck: Sänger Torsten Karow und sein Pianist Ilja Panzer. Ihr Repertoire reichte von selbstverfaßten Stücken bis zu Werken des berühmten US-amerikanischen Künstlers Louis Armstrong.
Fotos: hnr.

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