Viereinhalb Kilometer des Schutzwerkes am Tagebau Welzow-Süd sind bereits vollendet / Bauwerk schützt Lausitzer Seenland:
Welzow (trz). Es ist vollbracht! Die erste Lücke ist geschlossen. Und zwar zwischen zwei bislang getrennten Abschnitten der Vattenfall-Dichtwand am Südrand des Tagebaus Welzow. Rund viereinhalb Kilometer des Schutzbauwerkes sind nach fast sechsjähriger Bauzeit inzwischen vollendet. Insgesamt wird die Dichtwand eine Länge von 10,6 Kilometern umfassen. Die Konstruktion entsteht aus einer Ton-Wasser-Emulsion und reicht bis in eine Tiefe von über 100 Metern. So soll sie das nahe Lausitzer Seenland schützen. Denn durch die Grundwasserabsenkung für den fortschreitenden Tagebau Welzow-Süd entsteht ein Absenkungstrichter. So schlagen die Ingenieure zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Bergleute können die wertvolle Braunkohle im Trockenen fördern. Und das Lausitzer Seenland behält sein Wasser.
Im Sachsenland
Derzeit sind an der Welzower Dichtwand, die südlich des Ortsteils Proschim verläuft, zwei Schlitzfräsgeräte im Einsatz. Der Lückenschluss fand nordwestlich von Bluno bereits auf sächsischem Gebiet statt. Die imposanten Geräte können pro Tag Strecken von zwei bis drei Metern zurücklegen. Jeden Monat werden 30 bis 40 Tonnen Tonemulsion in den dafür aufgeschlitzten Graben eingebracht. Auf 850 Liter Wasser kommen 150 Kilogramm Tonmehl. Das passiert im Dreischichtbetrieb an sieben Tagen in der Woche. 22 Mitarbeiter sind derzeit mit dem Bau der Welzower Dichtwand beschäftigt. Das Durchschnittsalter der Belegschaft bewegt sich bei gerade einmal 35 Jahren. Eine junge, schlagkräftige Truppe also. Manuel Holzschuh hält als Steiger die Fäden in seinen Händen. Der 36-jährige Grötscher ist Bergmann mit Leib und Seele.
Die Dichtwand wird das Tagebau-Teilfeld Welzow-Süd I schützen. Sie hat nichts mit dem geplanten Teilfeld II zu tun, stellt Holzschuh klar. Käme dieses, müsste der Schutz in die nordwestliche Richtung erweitert werden.
Wasser ist tabu
Derzeit gibt es im Lausitzer Revier vier Dichtwände. Deren Gesamtlänge beläuft sich auf 33 Kilometer. Die älteste ihrer Art befindet sich am Ostrand des Tagebaus Jänschwalde bei Briesnig. Sie wurde bereits im Jahr 1978 errichtet und lässt nach wie vor kein Wasser hindurch. Neben den Bauwerken in Jänschwalde und Welzow-Süd existieren weitere dieser Trassen am Rande der Tagebaue Cottbus-Nord sowie Reichwalde.
Die Welzower Dichtwand, so lauten die Planungen, soll im Jahr 2022 vollendet sein. Dann ist der westliche Zielpunkt unweit des Dörfchens Lieske erreicht. Übrigens: Sobald die Dichtwand in einem Abschnitt fertiggestellt ist, beginnt die Rekultivierung. Landwirtschaftsflächen entstehen ebenso wie Waldstreifen. Nach wenigen Jahren ist von der einstigen Baustelle nichts mehr zu sehen.
Darüber hinaus gibt es eine weitere gute Nachricht: Seit Ende Juni ist die sogenannte „Welzow-Süd-Straße“, die von Bluno zum früheren Montageplatz führt, wieder frei. Die Trasse musste wegen des Dichtwandbaus für längere Zeit unterbrochen werden. Dafür erfolgt im Jahr 2018 die temporäre Unterbrechung der Ortsverbindung von Alt-Haidemühl nach Spremberg. Der Grund: Dort quert die Dichtwand ihre bereits dritte Straße.