Am Abend des 9. Oktobers steht fest, wer neuer Cottbuser Oberbürgermeister wird. Am Tage findet die Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen der Wahl vom 11. September statt, also zwischen Tobias Schick (SPD) und Lars Schieske (AfD).
OB-Kandidatin Tobias Schick stellt sich unseren Fragen:
Herr Schick, nach Ihrer recht deutlichen Führung in der Wahl am 11. September meinen einige, dass Sie die Stichwahl am 9. Oktober sicher in der Tasche haben?
Tobias Schick: Das ist absolut nicht der Fall. Ich nehme diese Stichwahl sehr ernst. Viele Cottbuser setzen ein enormes Vertrauen und große Hoffnungen in mich. Es geht um die Stadt und einen langen Zeitraum von acht Jahren, in dem wir viel bewegen können oder auch Stillstand droht.
Das klingt sehr selbstbewusst. Wieso stehen Sie für Bewegung?
Wie viele wissen, komme ich aus dem Leistungssport. Ich bin ein Teamplayer und schätze die Herausforderungen. Cottbus hat sehr gute Perspektiven, wenn die Stadt mit dem Landkreis, dem Land und auch dem Bund zusammenarbeitet. Natürlich haben alle verschiedene Interessen. Die gilt es abzuklären und für die Stadt das Beste herauszuholen. In Zeiten enormer Umbrüche und Veränderungen können wir nicht das ‘gallische Dorf’ sein.
Können Sie das etwas konkretisieren?
Der Strukturwandel in der Lausitz gelingt nur gemeinsam mit dem Land und dem Bund. Sicherheit können wir nur zusammen mit dem Land, durch eine bessere Polizeiausstattung schaffen und große Investitionen in Schulen und Straßen können wir auch nur mit Landes- und Bundesmitteln stemmen.
Also ist die Stadt allein gesehen handlungsunfähig?
Nein. Die Weichen für diese Projekte und für viele weitere kommunale müssen in der Stadtspitze gemeinsam mit den Stadtverordneten gestellt werden.
Welche weiteren kommunalen Weichen wollen Sie denn stellen?
Die Ortsteile erwarten zu Recht, dass Zusagen in Straßen- und Radwege-Ausbau oder auch in eine bessere Taktung von Schulbussen umgesetzt werden. Die hiesigen Unternehmen möchte ich über einen Wirtschaftsrat in Entscheidungen stärker einbinden und besser miteinander vernetzen. Wir müssen die Stadt durch Investitionen in Kitas und Schulen, aber auch durch vernünftige Kitagebühren, ein gutes Freizeitangebot und verfügbares Bauland familienfreundlicher gestalten. Dazu kommen viele weitere Projekte der Verwaltung die aktualisiert und angepasst werden müssen in Bereichen wie Leitbild, Umwelt, Mobilität, Entwicklung des Ostsees aber auch Rekommunalisierung der Müllabfuhr oder eine mögliche Bundesgartenschau in der Zukunft.
Herr Schick; abschließend: Welche Aufgaben werden Sie als Oberbürgermeister zuallererst angehen. Gibt es einen 100-Tage- Programm?
Ein 100-Tage-Programm gibt es nicht, da viele Aufgaben langwierig sind. Fünf Punkte sind aus meiner Sicht jedoch besonders dringlich.
Priorität hat für mich die Bildung eines Krisenstabes aus regionalen Energieversorgern, Wohnungsunternehmen und Politik, der die Energie- und Wärmeversorgung in Cottbus für Bürger und Unternehmen in diesem Winter sicherstellt. Dann müssen wir als Stadt vor dem Hintergrund der derzeitigen Kostenexplosionen schnell handeln um Bürger und Unternehmen unbürokratisch und schnell zu unterstützen. Steigende Gebühren und Eintrittspreise bei kommunalen Einrichtungen müssen wir verhindern, kommunale Hemmschuhe für Unternehmen beseitigen und an öffentlichen Aufträgen müssen wir festhalten. Drittens werde ich mit der Verwaltung Lösungen finden, um Bürgerservice zu forcieren und liegengebliebene Projekte aufzuarbeiten. Das werde ich gemeinsam mit der Verwaltung angehen; ein ‘Umkrempeln’ ist nicht mein Stil. Die Brache am Blechen-Carré werde ich zur Chefsache machen. Als überparteilicher Oberbürgermeister möchte ich Ansprechpartner für alle Cottbuser Bürger sein und zusammen mit den Bürgern, der Verwaltung und Kommunalpolitik eine positive Grundstimmung in der Stadt schaffen.
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