Von der Quelle bei Spindlermühle sind wir dem Fluss über Königgrätz (Hradez Kralove) zunächst nach Süden, entgegen seiner späteren Hauptrichtung, gefolgt. Inzwischen richtet sich die Elbe nach Nord- westen aus, nähert sich in weiten Bögen ihrem ersten weltstädtischem Auftritt.
Angenehm kühl bleibt es auch zur Mittagshitze in der Klamm unterhalb der steilen Silberwände. Hrensko / Hermskretschen gilt als Tor zum Nationalpark Böhmische Schweiz und niedrigster Punkt ganz Tschechiens. Auf nur noch 112,5 m über NN kommt unsere Elbe hier als Grenzfluss – zumindest in guten Tagen – zur Ruhe, bewegt sich gemächlich neben der an den Fels gehefteten Straße zur sächsischen Schweiz hinüber. Die Flößer und Steinbrucharbeiter hat es trotz dauernder Hochwasser und Felsstürze über Jahrhunderte hier gehalten. Seit etwa 1890 strömen Touristen ins Tal der Elbe und der Kamenice/ Kamnitz, die hier mündet. Alte Ansichtskarten zeigen den Raddampfer „Hohenzollern“ vor dem „Herrenhaus“-Hotel. Das wurde 1938 für den Bau der Straße nach Bad Schandau abgerissen, und auch das spätere „Deutsche Haus“ brannte nieder. Zuletzt zerstörte ein Kamnitz-Hochwasser die touristische Infrastruktur, aber seit 2011 ist alles repariert. Die malerische Landschaft schmückt sich im Rausch der Sommerblumen.
Nur wenige Minuten später liegt das Bio-Dorf Schmilka am Fluss, „schönstes Dorf Sachsens“ mit seinen Fachwerkhäuschen und der historischen Fähre „Lena“. Auch hier ist Ludwig Richter entlang gewandert, hat unter anderem die Schmilksche Mühle gemalt, die inzwischen mehr als hundert Jahre still lag, seit einigen Jahren aber wieder klappert und mahlt.
Die rustikalen Techniken der Vorväter sind heute die Lieblinge der Touristen in Bad Schandau, wozu Schmilka schon gehört, und in den Seitentälern. Im Kirnitzschgrund lassen sich die Leute seit 1898 in der Straßenbahn zum Lichtenhainer Wasserfall schuckeln, um dann in die Berge zu wandern, den breiten Fluss da unten vergessend. Der schiebt sich nun westwärts durch das etwas hektische Bad Schandau, um sich dann in weiter, malerischer Doppelschleife erst der Festung Königstein und dann Rathen zu nähern. Mit Stadt Wehlen, schließlich Pirna und Pillnitz ist jenes weite, von Felsfiguren überragte Hügellland erreicht, das sich mit der Erinnerung an „Sachsens Glanz“ verbindet.
Pillnitz, seit 1950 zu Dresden eingemeindet und nur 15 km vom Zentrum der Residenzstadt entfernt, war ein Lustschloss und dann Sommersitz des sächsischen Königshauses. Zwischen den Schlössern gab es regen Schiffsverkehr, woran im Pillnitzer Museum noch heute die rote Tritonengondel erinnert, die, wie damals mehrere solche Kähne, in Hamburg gezimmert worden ist.
Am ehesten ist die Stimmung jener Feste auf dem Fluss heute nachzuempfinden, wenn alljährlich (außer in diesem Jahr beim eigentlich 50. Jubiläum!) im Mai beim Internationalen Dixieland Festival – natürlich auch mit den Saspower Dixieland Stompers aus Cottbus – die Musikschiffe vom Königsufer nach Pillnitz und zurück fahren und die Menschen zu Tausenden von beiden Ufern winken und mitfeiern. Die Elbe wird hier – und wenn sie genügend Wasser führt eigentlich ganzjährig – zum Festplatz im kurfürstlich-königlichen Sachsen. Ihre Ufer sind nur an der Brühlschen Terrasse und am Landtag steil bebaut. Sonst zieht sich das bis zu 400 Meter breite Band der Elbwiesen etwa 30 Kilometer durch die Stadt, beidseits gern von Radfahrern und von jungen Leuten oder Familien zum Erholen genutzt.
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