Wir trafen uns in Folge 1 bei der Elbquelle in 1 386 Meter Höhe im Riesengebirge. 66 km südlich bei Königgrätz hat der Fluss schon 1 151 Meter an Höhe verloren und gleitet, zunächst südwärts, im Bogen dem Böhmischen Becken zu.
Sie könnte friedlicher nicht fließen, unsere hier schon (oder noch) braune Elbe zwischen grünen Ufern. Aber am Bootsverleih schaukelt ein Piratenschiff (zu Vergnügungsfahrten) und erinnert in Hradez Kralove an Kanonendonner. Beim böhmischen Königgrätz schlug Preußen die Armeen von Österreich und Sachsen. Es war das verlustreiche Vorspiel zur Reichsgründung 1871, sagt man. Selbst Fürst Pückler, damals schon 80, ließ sich mobilisieren, fuhr eiligst aus Branitz da hin, verschlief ermüdet den Einsatz und wurde trotzdem ausgezeichnet. Vielleicht ließe sich der Piratenkutter nach ihm benennen. Aber auch ohne das ist diese Stadt mit herrlichen Bauten (direkt an der Elbe Museum im Jugendstil) sehenswert. Sie ist nach Hohenelbe, Arnau, Königinstadt (Dvur Kralove) Jermer (Jaromer) schon unsere fünfte am Fluss und zweifellos die schönste – mit feinen Cafés, Restaurants und am Markt dem Weißen Turm und der Hl.-Geist-Backstein-Kathedrale. Ja, hier ließe sich verweilen.
Uns hatte es auch in Dvur Kralove gefallen, das Königinstadt hieß, weil Wenzel IV. seiner Frau, Sophie von Bayern, die Stadt Ende des 14. Jahrhunderts schenkte. Nette Gaben waren das.
Der hübsche Ort (16 000 Einwohner) war jungen DDR-Leuten, die sich in Prag kein Zimmer leisten konnten, schöne Alternative, echtes Tschechien zu erfühlen. Damals schon gab es den Safari-Zoo, einen der bedeutendsten Europas. Man kann direkt drinnen in einer schönen, noch immer preiswerten Hotelpension wohnen.
Wir sind von der spektakulär burgenähnlichen Talsperre oberhalb dem Fluss gefolgt und haben südlich der Stadt im Ortsteil Zirec direkt an der Elbe die Barockanlage des ehemaligen Jesuitenklosters gefunden. Die Kirche (um 1700) ist der Heiligen Anna gewidmet. In ihr zeigt uns der freundliche Verwalter des St.Josef-Heimes (für Patienten mit Multipler Sklerose) eine Rarität: ein barockes Klavierglockenspiel aus Berlin. Zur Anlage gehören ein Kräutergarten, ein schöner Park, ein Fahrradmuseum und auch ein Café. Alles wurde nach 2000 schick gemacht, finanziert aus Island, Liechtenstein und Norwegen.
Ganz still fließt die Elbe direkt an den Gebäuden entlang, schlängelt sich in engen Bögen südwärts bis Jaromer, eine wenig bekannte Stadt, die uns überrascht. Unsere Elbe, hier so breit und so braun wie die Spree in Spremberg, wird erneut aufgestaut und Aupa (Upa) und Mettau (Metuje, aus dem Braunauer Bergland) fließen ihr zu. Die tausendjährige Altstadt, zeitweise Königsstadt, liegt eng, von einer gotischen Kirche überragt, wie eine Festung über dem Flusstal. Gegenüber erinnern in Wiener Pracht ein riesiges Gymnasium, Wohn- und Verwaltungshäuser an Habsburger Zeit. Kaiser Joseph II. ließ 1780 bis ‘87 diese „Josephstadt“ anlegen. Eine breite Brücke verbindet sie mit dem alten Ort. Erst 1948 wurden die Teile zu einer Stadt verbunden, durch deren Mitte nun die Elbe im Park fließt. Alt-Jaromer hat Potenzial; wie eine lange Linse streckt sich der Hochmarkt, von der Elbe zu dreiviertel umflossen, von der westlichen Brücke zur mächtigen Kirche im Osten. An den Laubenhäusern beginnt eben das Sanieren. Das moderne Leben pulsiert in der südlichen Josephstadt. Ein typisch böhmisches Lokal finden wir nicht, und so lassen wir unser Wohnmobil gemächlich südwärts der Elbe folgen, eben nach Königgrätz.
Melnik am Zusammenfluss
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