Brandenburg schwimmt in diesem Jahr auf romantischen Wellen. Nachdem das vergangene Jahr unter dem Motto 300 Jahre Preußen stand, widmet sich die Kampagne “Kulturland Brandenburg 2002” jetzt der Romantik. An authentischen Orten sollen den Brandenburgern und ihren Gästen romantische Aspekte der Kulturgeschichte des Landes nahegebracht werden. Dazu dient ein prall geschnürtes Kulturpaket mit Ausstellungen, Festen, Theater- und Musikaufführungen. Die Lausitz ist mit fünf Projekten sehr ordentlich vertreten: Die hochfeine Forster Ausstellung Schweizer Romantiker ist schon Geschichte; der Märkische Bote berichtete. Als nächstes gibt es ab dem 30. Juni in Lübben einen weiteren Leckerbissen für Kunstliebhaber, die Ausstellung Spreewaldromantik. Weitere Expositionen wird es geben in Branitz (Pückler und Blechen, ab 21. Juli), in Finsterwalde (Romantische Chöre, ab 31. August), in Bad Liebenwerda (Puppenspiel, ab 22. September) und schließlich nochmals in Lübben (Der Dichterkreis um Ernst von Houwald, ab 5. Oktober).
Die Wald-Wunder-Welt
Angesichts hunderttausender Touristen ist man kaum geneigt, den Spreewald als einen romantischen Ort anzusehen. Und doch – auch heute gibt es abseits vielbefahrener Wege genügend Plätze der Einsamkeit, Orte, wo innere Einkehr möglich ist, wo man Harmonie und Ruhe, aber auch eine spannungsvolle Natur finden kann. Aber wie begann das Ganze und welchen Verlauf nahm die künstlerische Reflektion dieser originären Landschaft? Diesen Fragen geht eine Ausstellung im Stadt- und Regionalmuseum Schloß Lübben nach. Ende des 18. Jahrhunderts entdeckten Reiseschriftsteller staunend eine urwüchsige Wald-Wunder-Welt, durchzogen von zahllosen Fließen und Kanälen. Bald folgten die ersten Maler, die diese Landschaft mit “romantischem Blick” einfingen. Als erster kam Christian Gottlob Hammer. Im Auftrag der Grafen zu Lynar in Lübbenau entstanden 1820/50 entzückende Blätter ganz im Geiste der Dresdener Romanti-
ker, zu deren Kreis er gehörte. Künstler, die ihre Wurzeln in der Region hatten, folgten: Etwa der 1834 in Lübbenau geborene Max Carl Krüger, der in Dresden wirkte und den Beinamen Spreewald-Krüger führte.
Mit der zunehmenden touristischen Erschließung des Spreewaldes wuchs auch das Bedürfnis des Bürgertums nach Kunstwerken, die diese romantische Landschaft reflektierten. So manche Malerreise führte nun zahlreiche Künstler in den Spreewald, genannt seien nur die Berliner Adolf Burger, Curt Agthe und Walter Moras, der Dresdener Georg Estler und der Karlsruher Richard Esch-
ke. Verwiesen sei auch auf zwei bemerkenswerte Künstlerinnen, die den Spreewald immer wieder zum Gegenstand ihrer Kunst nahmen: Die Berlinerin Marie Elisabeth Moritz, geboren 1860 in Lübben, und Bianca Commichau-Lippisch, ansässig in der kleinen Künstlerkolonie Jamlitz bei Lieberose. Die Suite der Bilder und Grafiken schließt mit dem Weimarer Fritz Lattke, geboren 1895 im Kreis Cottbus, dessen melancholische Bilder um 1940 auch für das Ende der romantischen Spreewaldmalerei stehen.
Erstmals öffentlich
Es ist der erste Versuch, in einer Kunstausstellung umfassend das Bild des Spreewaldes, eingefangen von Bildenden Künstlern in rund 100 Jahren, darzustellen. Die Exposition umfaßt etwa 75 Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen und Grafiken. Viele der Kunstwerke werden erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Die Ausstellung war nur durch die Unterstützung zahlreicher Leihgeber möglich, insbesondere das Serbski muzej/Wendische Museum Cottbus steuerte wesentliche Werke bei. Hervorzuheben sind auch die herrlichen Hammer-Aquarelle, die die Gräflich zu Lynarsche Schloßverwaltung freundlicherweise auslieh, sowie Werke aus Jamlitzer und Cottbuser Privatbesitz. Die Ausstellung will den Bewohnern des Spreewaldes, aber vor allem den zahlreichen Touristen eine Landschaft nahebringen, die auch heute noch vielfach zu romantischen Blick und Gedanken verführt.
Lübbener Museumsnacht
Die Ausstellungseröffnung wird Sonnabend Nachmittag von Ministerin Johanna Wanka vorgenommen. Ein Begleitprogramm soll für die Ausstellung werben und auch solche Personenkreise ansprechen, die sonst kaum ins Museum gehen (können). Am Abend des 29. Juni gibt es schon den ersten Paukenschlag – die Lange Lübbener Museumsnacht. Musik, Tanz, Theater, szenische Lesung, dazu die Möglichkeit zu nächtlicher Kahnfahrt, für Essen und Trinken sorgt der rührige Museumsverein. Die Cottbuser Tanzgruppe “Isis” zeigt Teile ihres neuen Pückler-Programms. Die Lesung besorgt der Berliner Autor und Regisseur Kai Grehn. Der Höhepunkt ist sicher das Konzert mit der Berliner Band Ozeancity, in Cottbus bestens bekannt durch ihr Gastspiel am Staatstheater im Februar diesen Jahres. Bei Ozeancity spielen und singen übrigens zwei Ex-Cottbuser, für Insider längst kein Geheimtipp mehr.
Weitere Begleitveranstaltungen sind eine Romantische Kahnnacht am 20. Juli mit diversen Überraschungen, eine Filmnacht am 23. August und mehrere Sonderführungen.
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