Sie hatte nicht nur unwiderstehlichen Reiz, sondern auch Symbolkraft, die Kulisse von Chorin. Ministerpräsident Manfred Stolpe erinnerte daran, daß der große Schinkel die Ruine des Klosters entdeckt und ihr Erhalten begonnen hatte – es war die Geburtsstunde moderner Denkmalpflege mit ständig wachsender Leidenschaft für den originalen Ort.
Originale Orte der Romantik stehen im Blickfeld des Kulturland-Themas 2002. Erinnert wird nicht nur an die geistvollen Salons des frühen 19. Jahrhunderts in Berlin, sondern auch und vor allem an die Landsitze, Schlösser und Musenhöfe im weiten Land wie Wiepersdorf, Nennhausen und auch Branitz.
Mit einem “Festlichen Aufbruch in die Romantik” ist das Kulturland-Projekt am Wochenende im Kloster Chorin angestoßen worden. “Ferne ganz nahe” hieß das Leitwort, das auch zahlreiche Museumsfachleute, Historiker und Kulturpolitiker aus der Lausitz auf die romantischen Pfade lockte.
Einer der hier immer wieder und namentlich auch vom Ministerpräsidenten herausgehobenen Orte des romantischen Erbes war Branitz mit dem Park und der darin eingebetteten Schloßanlage des Fürsten Pückler. Besonderen Reiz, so erfuhren die Kulturland-Enthusiasten, habe in Branitz das Aufeinandertreffen genialer Gartenkunst und stimmungsvoller Landschaftsmalerei, wie sie von Carl Blechen einzigartig überliefert ist.
Dem 2002er Romantik-Projekt gibt die Carl-Blechen-Gesellschaft ein besonderes Geschenk: Sie steuert diesem Sommer die Salonabende bei. “Salons” als geistvolle Form der gesellschaftlichen Begegnung sind aus Berlin durch Henriette Hertz und Rahel Varnhagen von Ense bekannt, aber auch Bettina von Arnim, die gelegentlich in Branitz weilte, hat in Wiepersdorf (unweit von Dahme) solche Salons geführt.
Diese Tradition des romantischen Salons als Form geselliger und intellektueller Begegnung soll nun in Cottbus wieder aufleben. In der Guten Stube des exaltierten Fürsten Pückler werden szenische Lesungen, Musikabende und Vorträge an den romantischen Geist erinnern. Ein erster Termin liegt bereits ganz nahe: am kommenden Donnerstag (16.5.) gibt es einen Vortrag über “Die badenden Mädchen von Carl Blechen – Revision einer Hoffnung”. Leider hat dann der Branitz-Salon schon Sommerpause; erst im September gibt es weitere Abende, dann stärker zu Themen der Pückler-Familie.
Unterdessen begeben sich Künstler auch auf die “Baustelle Romantik”, unter anderem ebenfalls hier in Branitz. Nachgegangen wird der Frage nach Phantasien und Utopie in unseren Tagen, die, so scheinen sich Soziologen einig zu sein, in ihrer Umbruchsituation der Befindlichkeit der historischen Romantik sehr nahe sind. Zeitgenössische Kunst will in diesem Sinne Ort und Persönlichkeiten aufspüren und Erfahrungen suchen. In Branitz werden “verlorene Orte” wiederentdeckt und in Installationen markiert. Die Laufzeit dafür ist vom 22. Juni bis zum 31. August vorgesehen. – Ebenfalls im August gibt es in Groß Leuthen eine Ausstellung mit internationaler Beteilung. 9. “Rohkunstbau” im Wasserschloß heißt es an diesem Ort der Poesie, aktiviert vom Verein Künstlerinnen aus Brandenburg und Berlin.
Auch Finsterwalde, die Stadt des Chorgesanges, ist ins brandenburgische Romantik-Geschehen eingebunden. Die Romantik als geistige und kulturelle Strömung lieferte entscheidende Impulse für die Chorkultur im 19. Jahrhundert und in der Folge bis in die Gegenwart. Das will Kulturland Brandenburg beim diesjährigen Sängerfest herausarbeiten helfen. Gezeigt wird dabei auch eine Ausstellung “Romantischer Chor – Chor der Romantik”.
So rückt Ferne näher.
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