Südwärts durch Cottbus radeln – an Wochenenden kein Problem, weil teilweise breite Gehwege auch als Radwege dienen, und gleich hinterm BowlingIn wird’s grün.
Wir durchqueren Groß Gaglow und folgen Rad-Wegweisern Richtung Schorbus und Drebkau. Ja, genau hier erleben wir erst auf Beton, bald aber auf Schotter die alte Russen-Panzerstraße, die dereinst natürlich mied, wer’s konnte. Keine Angst – das ist jetzt ein malerisch, fahrradgerecht asphaltierter Weg, der uns zwischen Robinien und später Birken und Eichen schon bald durch Kiefernwald nach Oelsnig bringt. Eine liebenswerte Endeckung: Saftige Wiesen mit leuchtendem Fingerhut am Waldesrand. Drüben das flache Haus ist 200 Jahre alt und fast noch unverändert. Die Frau, die nun im neuen Haus dahinter lebt, erzählt vom Gutshaus, das mal ein Chemnitzer Strumpffabrikant hier als Jagdsitz nutzte, das die Polen aber nach 1945 anzündeten. Erhalten hat sich nur das Gutsarbeiterhaus. Man denke: Zwei Familien sollen drin gewohnt haben. Ob wir solche Denkmale noch lange erleben?
Wir beenden die schöne Rast auf der Wiese und radeln Richtung Auras. An der riesigen Robinie schwenken wir nach links Richtung Rehnsdorf. Rechts begleitet uns kilometerlang ein Sonnenblumenfeld, das jetzt gerade gelb wird. Wir blinzeln gegen die Sonne und wähnen uns in Südfrankreich. Welch ein Licht auch hier unter klarem Lausitz-Himmel!
Jehserig kommt bald. Hier ist das Dorftheater von einst, in dem Hansdieter Neumann Regisseur war und das DDR-weit bekannt wurde, längst vergessen. Dafür ist ein prächtig restauriertes Herrenhaus zu bestaunen. Die jetzigen “Herren” bekommen gerade Kirchers Bier angeliefert – vielleicht für eine lange Gemeinderatstagung.
Erwähnt ist “Jerisk” erstmals 1538, die Herrschaften haben oft gewechselt, aber schon ab etwa 1890 lief der Bergbau dem Hopfen- und Hirseanbau den Rang ab. Reich hieß der letzte Gutshausbesitzer und vielleicht war er’s auch. Das Bauwerk hat guten Stil.
Gleich sind wir in Drebkau, und hier ist das Brauhaus DIE Sehenswürdigkeit. Die Brauerei ist zu besichtigen, einkehren aber kann man erst abends oder an den Wochenenden. Und natürlich Kircher’s-Bier trinken – eine, wenn nicht überhaupt DIE Cottbuser Traditionsmarke. Die Kircher-Zwillinge, überall in der Gegend bekannt, brauen nach großväterlicher Rezeptur. Immer mehr Gasthäuser der Umgegend führen dieses echte Standort-Bier.
Nein, das Drebkauer Schloß gibt es nicht mehr, war auch längst nicht mehr sehenswert. Wir halten uns an der Kirche rechts und sind gleich wieder in herrlicher Landschaft auf dem Wege nach Laubst.
Der Ort läßt noch die weite Anlage des Angerdorfes mit Dorfteich ahnen. Eine riesige Napoleoneiche steht seit 1813, links davon vergleichsweise zierlich eine schöne Kirche mit einem kleinen Friedhof, dem man die Jahrhunderte des Werdens und Vergehens ansieht. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Das einzige, was zu vernehmen ist, sind die Froschstimmen aus dem Dorfteich.
Wir wollen die fast feierliche Ruhe nicht stören. Wir nehmen einen links abzweigenden Weg nach Klein Oßnig, schwenken aber bald vor der Bahn wieder links ab, erfreuen uns aus ein Stück Entfernung links am schönen Laubster Kirchturm. Nun ist Leuthen unsere nächste Station. Nach rechts ist die Hauptstraße noch immer im Bau; wir fahren kurz links, dann bei der Gaststätte mit dem schönen Namen “Ruine” noch vor der Kirche rechts in die Cottbuser Straße.
Die Kirche mit ihrem Umfeld ist eine Rast wert. Auch hier, wie in Laubst, offenbar Zurückhaltung bei der Sanierung, weil vielleicht Bergbauschäden zu befürchten waren. Aber das Bauwerk und die grüne Kirchenanlage sind sehenswert.
Wir nähern uns dann über einen beachtlichen Hügelrücken hinweg der großen Stadt. Und richtig: Daß es die Menschen einst in dieses schöne Stück Natur zu Kaffee und Plinzen, vielleicht auch zu Bier, Bockwurst und Tanz zog, zeigt die stillgelegte Bergschänke von Erwin Kneiding. Kennt die noch jemand?
Wir haben noch drei Kilometer bis Hänchen vor uns, erstmal glücklicherweise bergab, nun aber durch weniger romantischen Stangenwald. Wer Lust drauf hat, kann sich einen böhmischen Zieleinlauf leisten. Das Gasthaus im Ort ist original im Stile der Bierheimat eingerichtet und auch bewirtschaftet. Dann könnte der Wag nach Kolkwitz oder zurück nach Gaglow genommen werden…
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