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Bilder aus dem alten Cottbus: Das ganz und gar vergessene Hochhaus

Nachbarn warten auf die schon seit langer Zeit versprochene Sanierung

C war richtig – dieses Hochhaus steht in Cottbus

„Die Aufnahme zeigt die Leipziger Straße im WK 5 in Cottbus“, schreibt uns Klaus Otto aus der Elsterstraße in Forst. „Das Wohngebiet zwischen Welzower und Jessener Straße entstand zwischen 1960 und 1970. Für viele ‘Zugezogene’ waren das Hochhaus und die Ladenzeile mit Kaufhaus, Gemüseverkauf und Friseur sowie Postannahme der Mittelpunkt ihres Wohnumfeldes. Schule und Gaststätte in unmittelbarer Nähe sind nicht im Bild. Im Hochhaus gab es 125 Einraumwohnungen, dazu von der Dachterrasse den Blick zum Krankenhaus und nach Ströbitz. Unten waren ein Blumenladen und neben dem Fahrstuhlschacht eine Bibliothek. Später wurde das Haus leergezogen und aufgegeben. Genauere Gründe sind mir nicht bekannt. In der Gaststätte, früher auch von Schülern genutzt, befindet sich ein griechisches Restaurant. In ihm finden noch oft Klassentreffen der Ehemaligen statt. Die Bäume hinten zwischen Hochhaus und Kaufhalle stehen am Priorgraben.“
Edith Hellwig aus der Liebenwerdaer Straße in Cottbus klagt: „Es fällt mir schwer, hier eine Antwort zu geben. Es wurde uns sehr viel versprochen; das Hochhaus sollte umgebaut werden. Aus 1-Raum- sollten 2-Raum-Wohnungen werden für ein Senioren-Wohnhaus. Weil wir alt geworden und die Kinder ausgezogen sind, haben wir, die Bewohner des Viertels, uns darauf gefreut. Zum Leben ist vieles vorhanden wie Kaufhalle, Poststelle, Friseur und Gaststätte, außerdem die Wiesen. Ich gehe fast täglich hier entlang und sehe nur eine Ruine ohne Fenster und Türen. Zum Schutz wurde seitlich ein hoher Drahtzaun gesetzt. Das Unkraut macht das Haus nicht ansehnlicher. Etwas Positives gibt es doch noch zu sagen: Schüler der Waldorf-Schule befestigten einen Drahtkorb an den Zaun, damit die Umgebung sauber bleibt. Ich bin sehr enttäuscht, weil uns soviel versprochen und leider nicht gehalten wurde.“
Ulrich Buder aus der Hubertstraße in Cottbus weiß: „In diesem Hochhaus waren die kleinsten Singlewohnungen, die die DDR baute. Wer ganz oben wohnte im 12. Stock, konnte mindestens bis Lübbenau schauen und weitere Häuser dieser Bauart sehen.
In diesem Haus frönten auch früher viele dem Alkohol. Als ich einmal nicht mit dem Fahrstuhl nach oben fuhr und das Treppenhaus nahm, sah ich, dass der Flur als Müllabladeplatz genutzt wurde. Auf einer Etage lag ein Stuhl herum, der wie im Affenhaus an den Wänden klebte! Wahrscheinlich wird einer nicht mehr die Toilette gefunden haben. Diese Bauart des Hauses nutzten auch Lebensmüde zum Abspringen, wie voriges Jahr ein Cottbuser Musiker. Ich kannte ihn von DSDS.“
„Vielen Danke für die für die schöne Kindheitserinnerung. In dieser Gegend bin ich aufgewachsen und habe dort von 1964 bis 1981 gewohnt“, erzählt Ramiro Lehmann vom Cottbuser Schulweg. Und weiter: „Zu sehen ist das Kaufhaus Leipziger Straße. Im WK V gab es noch zwei weitere Kaufhallen, aber dieses Kaufhaus war etwas Besonderes, es war 2-stöckig. Unten gab es Lebensmittel, oben Industriewaren. Am linken Rand des Bildes war die separate Flaschenannahme, die Ende Dezember für Feuerwerksverkauf ‘umgerüstet’ wurde. Das Hochhaus (14 Etagen mit 125 Ein-Raum-Wohnungen) war, glaube ich, auch das erste in Cottbus, und dann mit Fahrstuhl – eine Freude für jedes Kind. Im Erdgeschoss befand sich ein großer Blumenladen.
Dieses Bild muss sehr alt sein, ich tippe auf 1969, denn die Krebs-Skulptur ist noch nicht errichtet. Links vom Kaufhaus gab es dann noch das sogenannte Komplexzentrum: Rechs beginnend: Gemüseladen, Komplexannahmestelle, Friseur, Post, Zeitungskiosk.“
Arno Schulz aus Guben meint: „Auf den ersten Blick könnte es das Hochhaus in Guben sein, ist es aber nicht. ‘Unser’ Hochhaus ist eine Etage höher, es wurde Mitte der 60er Jahre als Hotel bzw. mit Mini-Wohnungen für CFG-Mitarbeiter, Monteure u. Gäste gebaut. Daneben war, im Gegensatz zu Cottbus, kein Warenhaus, sondern ein sogenannter ‘Kompaktbau’ für Dienstleister und Gewerbe. Leider alles vorbei. Leerstand seit 2006 und durch Vandalismus eingeleiteter Verfall. Auf dem Bild ist das Hochhaus in Cottbus-Süd.“
„Endlich kann ich wieder mitreden“, freut sich Renate Brinke aus der Hagenwerder Straße in Cottbus. „Das ist ein wunderschönes Bild aus der Leipziger Straße in Cottbus.Nach der Wende wurde das Kaufhaus abgerissen. In der Gaststätte ‘Freundschaft’ hat mein Sohn 1985 seine Jugendweihe gefeiert. Das Besondere war, dass einige Familien aus der Klasse gemeinsam gefeiert haben. Jede Familie hatte im Saal eine Tafel und es gab Musik und Tanz. Soweit die Erinnerung. Das Hochhaus stand lange Zeit einfach nur leer, dann kam ein ‘Investor’ und wollte dort Wohnraum schaffen. Es wurde fleissig begonnen, zuerst die Fenster rausgerissen, ein Netz davorgespannt – und dann war Ruhe.Wer weiß, ob das Dach dicht ist! Ich kann mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen, dass dieses markante Bauwerk noch zu retten ist. Aber es wäre schade, wenn es wegkäme.“
Klaus Reiter vom Eschenweg in Cottbus erklärt: „Wir schauen auf die Leipziger Straße 12, das Hochhaus. Dieses war nach der Wende total verkommen und sollte rekonstruiert werden. Die Wohnungen waren einst begehrt, da sie mit Heizung (Fernwärme) und Warmwasser ausgestattet waren. Eine 2-Raum-Wohnung kostete 50 Mark. Das Kaufhaus gibt es nicht mehr, da ist heute ein REWE-Markt. Ganz rechts, nicht im Bild, war der eingezäunte Bereich der Sowjetarmee. Er hatte sogar ein Anschlußgleis für Materiallieferungen. Heute stehen in diesem Bereich viele Einfamilienhäuser. “
„Das Hochhaus steht noch immer in der Leipziger Straße“, stellt auch Irina Lehmann aus der Rä-schener Straße in Cottbus fest. „Leider ist es schon seit vielen Jahren leer. Diverse ‘Investoren’ haben blühendes Leben versprochen. Ich kann mich noch an das kleine Kaufhaus erinnern. Im Hochhaus gab es unten einen Blumenladen. Das Kaufhaus gibt es schon lange nicht mehr. Aber immerhin soll der REWE-Markt demnächst vergrößert werden.“ Und auch unsere Katze Elli hat sich gemeldet: „Habt Ihr Euch etwa in diese Ecke der Stadt Cottbus verliebt? Vor nicht zu langer Zeit wurde eine Aufnahme aus dem Hochhaus gezeigt. Auf dem Bild fehlt aber die damals noch nicht existierende Wohngebietsgaststätte, in der mein Dosenöffner mindestens zweimal im Jahr Gast bei Geburtstagsessen ist. Und ist das etwa jenes Hochhaus, welches ein längst geflüchteter ehemaliger Drebkauer Nachwendezeit-Sägewerksbesitzer (aus Cottbus) vor gut 25 Jahren angeblich zum Studentenwohnheim umbauen wollte? Das Kaufhaus war sehr beliebt, durfte aber, wie viele andere Objekte, nach der Wende leerstehend verrotten. Weil ja das Einkaufen am Rande der Stadt auf ehemaligen Grünflächen optimal für weitgehend tote Innenstädte sorgt.“ Gewonnen hat heute Ulrich Buder aus Cottbus.

Guben hat ein ganz ähnliches Hochhaus. Arno Schulz schickt uns den Bildbeleg dafür

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