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Bilder aus dem alten Forst: Ein Platz, den es so nicht mehr gibt

Das Rätselbild reiste vor über 100 Jahren als kolorierte Ansichtspostkarte

Forst: Die Rosenstadt, die sich 1934 auf Poststempeln „Größte Tuchstadt im Osten Deutschlands“ nannte, ist noch immer auf der Suche nach einem städtebaulichen Zentrum Foto: CGA-Archiv

Obwohl es in der Realität kaum Anhaltspunkte gibt, an denen sich dieses Motiv festmachen lässt, wussten Leser in allen Gegenden: dies ist Forst! So reagierten zum Beispiel Michael Kuhrt aus der G.-Moritz-Straße in Cottbus, Knut Noack aus der Straße der Freundschaft in Lauchhammer und auch Jochen Kunzmann aus der Karl-Marx-Straße in Großräschen. Rüdiger Paul mailt: „Sammler von historischen Ansichtskarten wissen, dass dieses Motiv recht häufig handkoloriert als Ansichtskarte unterwegs war und auf Börsen noch ist. Mein Exemplar ist 1919 gereist, vermutlich ist das Bild also noch vor dem I. Weltkrieg entstanden.“
Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus meint: „Das Bild zeigt den Berliner Platz. Es kreuzen sich heute die Berliner Straße, die Cottbuser Straße und die Frankfurter Straße.“ Und Lars Brauer ergänzt ebenfalls per Mail: „Das wird der Bereich Berliner Straße, jetzt Plattenbauten, sein. Aber sicher bin ich mir da nicht.“ Bei einfach nur „Forst“ belässt es auch Bernd Hunger aus der Kaltenborner Straße in Guben.
Klaus Reiter vom Eschenweg in Cottbus kennt sich genauer aus: „Heute sind wir in Forst/L, Berliner Platz, den es in dieser Form nicht mehr gibt. Rechts biegt die Leipziger Straße ab. Nicht mehr im Bild zu sehen ist das alte Postgebäude. Das Bild kann noch nicht so alt sein, denn in den 30er Jahren waren schon Gleise für die Betriebe verlegt. Geradezu schauen wir in die Berliner Straße die sich ganz hinten nochmal gabelt in die Mühlenstraße. Im rechten Gebäude
befanden sich das Taxiunternehmen Noack, das Fotogeschäft Michael, ein Zigarrengeschäft und ein Blumenladen. Interessant ist, dass die Tuchmacher der Leipziger Straße den Namen gegeben haben, weil sie da zur Messe nach Leipzig gefahren sind. Davor war es der Lerchenfeldweg“.
Der Berliner Platz und sein städtischer Charme sind in Forst auch 75 Jahre nach der starken Zerstörung der Stadt nicht vergessen. Immer wieder flammen Vorschläge auf, der Rosenstadt endlich wieder ein richtiges Zentrum zu geben, das am Lindenplatz, an der Kirche oder eben beim Berliner Platz liegen könnte und als Achse bis zur innerstädtischen Neißebrücke fortgedacht werden könnte. So jedenfalls stellten es sich SPD-Abgeordnete Ende letzten Jahres vor und gingen damit an die Öffentlichkeit. Was den Wiederaufbau der Brücke nach Forst-Berge betrifft, so scheint es dazu unter den Ureinwohnern noch immer keine Mehrheiten zu geben. Es sind die engagierten Zugezogenen, die nach der Wende immer stärker auf diesen Aspekt der Stadtentwicklung drängten und das beharrlich weiter tun. Immerhin sind im städtischen Doppelhaushalt 2020/21 runde 40.000 Euro für eine Standortuntersuchung eingestellt worden. Vorschläge der SPD-Fraktion schließen in die Überlegungen das gesamte Gebiet vom Bahnhof bis zur Neißebrücke ein. Der Berliner Platz ist dabei nicht explizit hervorgehoben, jedenfalls nicht in der ursprünglichen Struktur, wie ihn unser Rätselbild widergibt.
Um eine zukunftsfähige und zugleich nachhaltige Stadtentwicklung zu unterstützen, wurde die Stadt Forst (L.) bereits 1991 als eine der ersten Kommunen in die Bund-Länder-Programme der Städtebauförderung aufgenommen. „Im Vergleich zu Cottbus, wo im gleichen Zeitraum innerhalb des Modellstadt-Programmes die gesamte Innenstadt saniert wurde und Kriegs- und DDR-Verfalls-Lücken weitestgehend beseitigt sind, steht der Grenzstadt Forst in dieser Hinsicht aber noch ein weiter Weg bevor“, konstatiert ein Leser, der nicht namentlich genannt werden möchte. „Das käme in Forst nicht gut an“, meint er. Immerhin erinnert die Auffassung an einen Schwerpunkt für wirklichen Strukturwandel.
Gewonnen hat in dieser Woche Michael Kuhrt aus Cottbus.

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