Website-Icon Nachrichten aus Südbrandenburg

Gubener Gasthaus und Hotel ‘Grüner Baum’

Ein Gubener Mundartdichter setzte dem ‘Grünen Baum“ ein literarisches Denkmal.

Das Bild zeigt das ehemalige Gubener Gasthaus und Hotel ‘Grüner Baum’ in der Frankfurter Straße.

Unser Rätsel-Ausflugsziel existiert leider nicht mehr. Gert Richter aus Alt-Deulowitz erinnert sich aber gut daran: „Das Bild zeigt das ehemalige Gubener Gasthaus und Hotel ‘Grüner Baum’ in der Frankfurter Straße, von der Neiße aus gesehen vor der Egelneiße-Brücke rechts. Bei der Sprengung dieser und fast aller anderen Brücken in Guben am 20. April 1945 wurde dieses Gebäude so stark beschädigt, dass nach Kriegsende nur noch der Abriss blieb.
Heute steht an diesem Standort inmitten einer Grünanlage die Kopie der Sächsischen Postsäule vom Gubener Klostertor, die aus Anlass der Arbeiterfestspiele am 7. Oktober 1989 eingeweiht wurde. Das mehrfach umgesetzte Original von 1736 stand bei eben dieser Sprengung diagonal am anderen Egelneißeufer, wurde ebenfalls stark beschädigt und ist in den Nachkriegs-Wirren verloren gegangen – Wohnraum war da wichtiger! Der Gubener Schuldirektor und Mundartdichter Bernd Masche hat mit seinem Gedicht ‘Helms Fernand aus der Lautschen Miähle’ nach erfolgreichem, weil preisgünstigen ‘Ziäjgenkoof’ diesem Gasthaus ein literarisches Denkmal gesetzt, da der Hauptakteur Fernand durch geschicktes Verhandeln Geld übrig hatte und hier mit seinem ‘Koof’ das erste Mal einkehren konnte:
“So durch die Stodt treckt wie im Troom Helms Fernand bes an’ “Grien’ Boom” ‘Ferrn Grosche Branntwein, halwes Fund!’ De Ziäje drauß an’ Zaune stund.”
Eine wirklich schöne Erinnerung. Auch der Gubener Arno Schulz freut sich über das leider verlorengegangene Motiv: „Unverkennbar, abgebildet ist der ehemalige Gasthof ‘Zum grünen Baum’ an der Egelneißebrücke, Frankfurter Str. 22 (zeitweise Adolf-Hitler-Str.), Ecke Poetensteig in Guben. Besitzer und Betreiber war 1920 August Strauß. 1939 ist die Besitzerin die Witwe Auguste Strauß. Den Gasthof bewirtschaftete damals Willi Strauß. Zu dieser Zeit wohnten 25 Personen laut Einwohnerbuch 1935 in dem Gasthof und in den dazugehörigen großen Gebäuden rechts hinter dem Gasthof und dem großen Gebäude am linken Bildrand. Irritiert hat mich: In den Einwohnerbüchern von 1920 bis 1939 ist nur ein Gasthof aufgeführt, aber in Aufnahmen, wie auf dem Ratebild, ist die Werbung für ein Hotel angebracht.

Wo früher Reisende im Gasthaus „Zum Grünen Baum“ Quartier machten, steht jetzt die Kursächsische Postmeilensäule. Foto: Arno Schulz, Guben

Das Gaststättengebäude wurde vermutlich bei der Brückensprengung im April 1945 zerstört, ebenso das Gebäude auf der gegenüberliegenden Seite. Während das Haus, wo heute das Süß- u. Spielwarengeschäft von Ines Stark ist, wieder aufgebaut wurde, entstand an dem Ort, wo einst der ‘Grüne Baum’ stand, lediglich ein Verkaufspavillon von Kurt Bänisch (‘Bilder-Bänisch’). Dieser wurde noch zu DDR-Zeiten abgerissen und die Kopie einer kursächsischen Postsäule 1989 aufgestellt. Gleichzeitig wurde der freie Platz durch eine kleine Parkanlage mit Bänken aufgewertet. Dieses idyllische Plätzchen entdeckten auch Bürger, denen ein Schild mit dem Hinweis ‘Verbot von Alkoholgenuß an diesem Ort’ gewidmet” ist. Beigefügt ein aktuelles Foto vom gleichen Ort.“
Auch Klaus Reiter aus Cottbus erkannte: „Wir sind im deutschen Teil in Guben in der Frankfurter Straße auf Höhe der Nummer 22. Dort endet auch an der Egelneiße der Poetensteig. Der Hotelbesitzer war Herr Willi Strauß. Leider wurde das Hotel bei der Sprengung der Egelneißbrücke zerstört. Das Foto entstand um 1930, darauf weist das Verkehrsschild mit den fünf Punkten. Es bedeutet Durchfahrt für Fahrzeuge aller Art verboten. Nach dem Wiederaufbau befand sich dort das Bilderhaus Bänisch. Weitere Geschäfte waren Frisör und der Radioladen. Seit 1989 steht dort eine Postsäule, die aber nur kopiert wurde. Die hinteren großen Häser wurden saniert und werden als Wohnungen genutzt.“
Zeitgeschichte erkennt Rainer Wollmann vom Tannenweg in Kolkwitz-Hänchen: „In der linken Ecke ist die Engelneißebrücke zu erkennen, denn diese ist für das Schicksal für das Hotel und Restaurant ‘Zum grünen Baum’ von Bedeutung. Inhaber waren Auguste und Willi Strauß. Um die Rote Armee in 1945 aufzuhalten, wurde die Brücke gesprengt. Dabei ist das Hotel mit zerstört worden. Aus den Hoteltrümmerresten entstand an gleicher Stelle das Bilderhaus Bärmisch. 1989 wurde hier eine Sächsische Postmeilensäule errichtet. An den Straßennamen kann man die Geschichte verfolgen, denn die Liegenschaft des Hotels hatte bis 1945 den Namen Adolf-Hitler-Straße 22. Da sich die Hausnummern im Grundbuch nicht ändern, wurde daraus zu DDR Zeiten die Straße der Freundschaft 22 und nach 1990 die Frankfurter Straße 22“.

Das teils goldene kursächsische Wappen schmückt die historische Postmeilensäule in Guben. Foto: CGA-Archiv

Manfred Gnida vom Weinberg in Spremberg stellt fest: „Ein Besuch dieses Hotels und Restaurants in Guben ist leider nicht mehr möglich, aber es bleibt historisch unvergessen. In den 1930er Jahren könnte diese Aufnahme vom ‘Grünen Baum’ entstanden sein, denn sie zeigt ein Verkehrszeichen, wie man es heute nicht mehr kennt. Es war ein Verbot zur Einfahrt. Hotel und Gasthaus standen in der Frankfurter Straße/ Ecke Poetensteg in der Nähe der Egelneißebrücke. Gelesen habe ich, dass Helga Gellner Erinnerungen an die Gebäude hat, denn der ‘Grüne Baum’ war ihr Elternhaus. Bei der Sprengung der Egelneißebrücke am 19. April 1945 wurde der Gaststättenteil zerstört, aber das große Gebäude, das damalige Bettenhaus des Hotels, blieb erhalten und wurde für Geschäfte und Wohnraum genutzt. Aus Ruinen-Resten wurde nach dem Krieg Bilder-Bänisch mit Verkaufs- und Austellungsraum. Kurt Bänisch und sein Bilderhaus waren weithin bekannt,denn schon vor Nutzung der Ruine hatte er ein Einrahmungsgeschäft am Markt, das leider damals auch zerstört wurde. Nach Geschäftsaufgabe in der Frankfurter Straße kam es Anfang der 1980er Jahre zum Abriss der Reste der Gaststätte. Auf einer kleinen Grünanlage wurde die Kopie einer Kursächsischen Postsäule aus dem Jahre 1736 aufgestellt. Das Original stand einst zwischen Neiße und Klostertor und soll 1837 an die Klostermühle versetzt worden sein. Der ‘Grüne Baum’, wird mit einem Mann in Verbindung gebracht, der am 4.Mai 1875 geboren wurde und 1936 verstarb. Es war der Mundartdichter Bernhard Masches, ab 1895 als Grundschullehrer und ab 1907 als Rektor der Oberschule in Guben tätig. Seine literarische Figur ‘Helms Fernand’ kehrte in diesem Gasthaus ein.“

Weitere Beiträge über das historische Guben und das Umland finden Sie hier!

Die mobile Version verlassen