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Die alte Straßenbahn auf dem Cottbuser Altmarkt

Triebwagen47

Hinter der Bahn Drangoschs Antiquariat – Erinnerungen an die Bahn und einige Häuser mit ihren Wechseln im Laufe der Jahre.

Ehrenbürger Walter Drangosch war Buchhändler, Archivar und Stadtchronist.

Wieder gab es viel Altbekanntes und manch Neues zum Motiv zu erzählen. Irina Lehmann aus der Räschener Straße in Cottbus fällt gleich eine Restaurant-Empfehlung ein: „Die Straßenbahn kommt aus der Sprem und fährt über den Altmarkt nach Sandow. In der Baulücke im Hintergrund steht heute ein sehr schmales Haus mit einem Italiener im Erdgeschoss.“ Ganz andere Gedanken verbinden sich für Josef Kauczor aus der Cottbuser Karl-Liebknecht-Straße mit dem vertrauten Ort: „Die Straßenbahn am westlichen Rand des Altmarktes kurvt gerade Richtung Sandow. Sie versperrt genau den Blick auf eine scheinbare Gebäudelücke. Flach, fast geduckt, befand sich dort – vielleicht als Rest eines kriegszerstörten Hauses – ein winzig kleines Antiquariat. Das Nebeneinander hunderter Bücher und einem bullernden Eisenofen war brandschutztechnisch nicht optimal. Hier verkaufte Herr Drangosch mir als 12-Jährigem am 27.11.62 für 2,50 M (Kassenzettel liegt vor) das Buch meines Lebens: RUDOLF DÜSING “Was geht hier vor? Einfache chemische Versuche”. Es gab den ersten Anstoß, später mal Chemie zu studieren und als Chemiker zu arbeiten. Was heute wohl unmöglich ist: Die Drogerie Brausewetter in der Berliner Straße verkaufte mir recht problemlos ätzende Säuren und giftige Schwermetallsalze. Natürlich in kleinen Mengen, aber immerhin!“
Mit der Bahn und den Häusern befasst sich auch Herbert Ramoth aus Cottbus: „Die Straßenbahn fährt hier noch auf den Altmarkt. Ab 1. Juli 1974 wurde der Straßenbahnverkehr in die Stadtpromenade verlegt. In den folgenden Monaten wurde dann auch der übrige Fahrzeugverkehr aus der Sprem verbannt, so dass diese ab Oktober 1976 Fußgängerzone wurde. Die Häuserzeile gehört zur Südseite

Herbert Ramoth zeigt die Südseite des Altmarktes während eines Bauernmarktes.

des Altmarkts. Das markante Haus mit dem breiten Schweifgiebel ist Nr. 27. Rechts daneben erkennen wir noch eine Baulücke, die in den Jahren der Renovierung des Altmarkts von etwa 1983 bis 1986 durch einen Neubau geschlossen wurde. Das nächste Haus in Richtung Spremberger Straße (Eckhaus) mit der Reklame der DDR-Versicherung war einst ein Porzellanladen, später dann waren darin die Brandenburgischen Kunstsammlungen. Aus meinem Archiv ein Foto von der ‘guten Stube’ von Cottbus aus luftiger Höhe vom Bauernmarkt im September 2009. Hier ist die Häuserzeile in voller Schönheit zu sehen.“
Manfred Gnida vom Weinberg aus Spremberg fügt an: „Zur Lausitzer Verkehrsgeschichte gehören die Straßenbahn in Guben, die Schwarze Jule in Forst die Stadtbahn in Spremberg und in Cottbus die Straßenbahn mit langer Tradition. Im Juli 1903 fuhr die Bahn vom Bahnhof schon durch die Sprem bis an die Sandower Brücke. Das Foto zeigt die Straßenbahn am Ausgang der Sprem zum Altmarkt aus einer späteren Zeit. An den Pavillon hinter der Bahn kann ich mich noch gut erinnern. Seit Mitte der 30er Jahre bis ca.1950 war die Haltestelle an der Schlosskirche. Die Verkehrsbetriebe legten diese Haltestelle still und eröffneten dafür eine am Thälmannplatz und eine am Altmarkt, wo dafür der Pavillon errichtet wurde. Er war Service-Punkt, Aufenthaltsraum für das Straßenbahnpersonal, Fahrscheinverkauf, Imbiss, Verkauf von Zeitungs- und Tabakerzeugnissen und mit einer öffentlichen Fernsprechzelle ausgestattet. Ende 1969 wurde alles wieder geändert und die Haltestelle an die Schlosskirche zurück versetzt und es erfolgte der Abriss des Pavillons.“
Dr. Klaus-G. Thiemann aus der Wehrpromenade in Cottbus fasst sich kurz: „Die Ansicht ist am Altmarkt, die Straßenbahn biegt von der Spremberger Straße kommend am Altmarkt links nach Sandow ab.“ Etwas in die Schienenfahrzeug-Details geht es bei Klaus Reiter aus Cottus: „Die Straßenbahn TW 62 Gothawagen kommt aus der Sprem und biegt nach Sandow ab. Wir sehen hier die Linie 1, von Sandow zum Bahnhof. Bis 1974 fuhr sie noch durch die Spremberger Straße, wo auch die Haltestelle war. Hinter der Bahn stand ein Pavillon als Servicepunkt mit Fahrkartenverkauf (10 Pfennig eine Fahrt), Aufenthaltsraum für das Personal, Warteraum mit Rundbank und Imbiss mit Kaffee, Bockwurst (mit Brötchen 0,85 Pf.) und Zigaretten. 1999 wurde der Altmarkt saniert und die Grundmauer des alten Rathauses freigelegt. Leider war es am 21.4.1945 abgebrannt. Rechts das Haus war damals ein Porzellangeschäft und steht seit langem leer. Daneben in der Baulücke stand ein altes Haus bis 1954, dort wurde ein neues Haus gebaut. Links daneben, die Nr. 27, wurde als „Kräutergewölbe“ bezeichnet. Grund war der Drogenhandel in den 20er Jahren. Heutzutage fährt die Straßenbahn über den Berliner Platz zum Bahnhof.“
Auch Günther Aschenbach beschreibt korrekt den Weg der Bahn. „Als Beleg habe ich wieder ein Foto aus 2013 bzw. 2017 beigefügt, welches auf der rechten Seite hinter dem Brunnen die gezeigten Hausfronten erkennen läßt. Ab 1974 fuhr dann die Straßenbahn nicht mehr durch die Sprem, sondern die Stadtpromenade, wie ich aus früheren Veröffentlichungen erfahren habe.“ Klaus Wetzke aus der Liebermannstrasse in Cottbus fand heraus: „Dieses Foto aus den 1960er Jahren mit dem Triebwagen 47 und Beiwagen ist auch auf Seite 64 in dem Buch ‘Chronik der Cottbuser Strassenbahn,1903 bis 1973’ von 1972 abgebildet.“

So gefällt Günther Aschenbach die Südseite des Altmarkts am besten.

Kurz und bündig formiliert auch Klaus Pobig aus Bräsinchen: „Das Bild zeigt meines Wissens den Altmarkt in den 1970er Jahren. Die Tram kommt aus der Sprem und biegt auf den Altmarkt in Richtung Sandow ab.“ Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus fasst nochmals zusammen: „Aus der Spremberger Straße kommend biegt die Bahn der Linie 2 nach rechts in Richtung Oberkirche bzw. Cottbus-Ost (Sandow) ab. In der Zeit von 1903 bis 1974 fuhr die Straßenbahn durch die Spremberger Straße. Am 1. Juli 1974 stellte man den Straßenbahnverkehr dort ein. Ab dem 29. Juli 1974 wurde durch die Stadtpromenade gefahren. Im Bild sehen wir den Triebwagen 47. Dieser ist Baujahr 1957, vom Waggonbau Gotha hergestellt. Er trägt die Typbezeichnung ET 57. Als Zweirichtungstriebwagen verfügt er über zwei abgeschlossene Fahrerstände mit vier zweiflügeligen Außenschiebetüren. Seit 1984 wurde dieser Triebwagen als Arbeitswagen verwendet.“
Frank Irmer aus der Philipp-Melanchthon-Straße in Cottbus erklärt: „Die Straßenbahn schwenkt am Altmarkt in Richtung Sandow ab. Hinter der ‘Elektrischen’ ist noch der Pavillon, einem Service-Punkt der damaligen Zeit, zu erkennen. Es befanden sich neben dem Fahrscheinverkauf da auch ein Aufenthaltsraum für das Straßenbahnpersonal sowie ein Kiosk, wo die Besucher ihren kleinen Hunger und Durst stillen sowie Zeitungen und Tabakerzeugnisse erwerben konnten.

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