Schnellhefter-Lawine hinter dem alten Cottbuser Straßenbahn-Depot.
Dieses Rätsel war für viele Leser eine „harte Nuss“. Jens Pumpa aus der Rostocker Straße in Cottbus konnte sie knacken: „Wir schauen von der Karl-Liebknecht-Straße, mit der Kreuzung der Waisenstraße im Vordergrund, in Richtung Westen. Im Hintergrund ist das Mittelganghaus an der heutigen Ewald-Müller-Straße (früher: Johannes-Dieckmann-Straße) erkennbar. Hinter der Lok ist eine Straßenbahn zu sehen. Die befindet auf dem Gelände des ehemaligen Betriebshofes, der seit 1982 nur noch für Straßenbahnen genutzt wurde.
Die Lok bewegt sich auf dem Gleis der ehemaligen Spreewaldbahn. In der Nacht vom 3. auf den 4. Januar 1970 fuhr hier der letzte Zug. Mit Ausnahme des Abschnittes Spreewaldbahnhof -Flughafen wurden alle Strecken der Bahn bis zum Sommer 1970 abgebaut. Die verbleibenden Gleise wurden für die drei Anschließer PGH “Glas und Spiegel”, NVA-Flugplatz sowie Straßenbahndepot des VEB Kraftverkehr Cottbus genutzt. Diese letzten Schmalspurgleise wurden nach dem 14. Februar 1983 durch Pioniereinheiten der NVA zurückgebaut. Das neue Braunkohleheizwerk des Flugplatzes Cottbus erhielt danach einen regelspurigen Gleisanschluss auf der alten Schmalspur-Trasse entlang der Waisenstraße und der Pappelallee. Die letzten Reste der Spreewaldbahn waren damit bis Mai 1983 beseitigt.“
Frank Hübener aus Ströbitz schreibt: „Im Hintergrund sehe ich den 8-Stöcker Saarstraße 44 (an der E.-Müller-Straße). Daher schlussfolgere ich, dass das Foto den damaligen Hinterhof des Straßenbahndepots zeigt. Die Schienen wurden einst durch die Spreewaldguste genutzt. Der Fotograf stand ungefähr vor Meißners Gaststätte, die heute eine ‘Spielhölle’ darstellt. Damit steht er auf der K.-Liebknecht- / Ecke Waisenstraße. Der Schienenstrang über die Fahrbahn eignete sich gut zum Testen der Federung der Autos. Heute befindet sich an dieser Stelle ein Autowaschpark.“
Klaus Reiter tippt diesmal nicht ganz richtig auf B – Pappelallee, liegt sonst aber richtig: „Die Schmalspurbahn konnte eigentlich nur die Spreewaldstrecke sein. Wir schauen, glaube ich, über das Straßenbahndepot in Richtung Ströbitz. Ansonsten habe ich keine Infos dazu.“ Auch Gisela Mietchen aus der Pappellallee erkannte richtig die Karl Liebknecht Straße: „Ich habe dort gewohnt. Man sieht im Hintergrund das alte Straßenbahndepot und das Hochhaus an der Berliner- bzw. Ewald-Müller-Straße.“
Mit Freude haben die Mitglieder der IG Spreewaldbahn e.V. die historisch wertvolle Unfallaufnahme mit der schmalspurigen Diesellok dem Bereich in der Karl-Liebknecht-Straße zuordnen können: „Im Hintergrund ist teilweise das Straßenbahndepot mit den typischen Gotha-Triebwagen erkennbar. Bei der an der Führerhausrückwand deutlich beschädigten Lok Nr. 199 005-0 handelt es sich um eine der beiden Diesellokomotiven vom Typ V10C, die nach Stilllegung der Spreewaldbahn (3.1.1970) bis 1983 zur Anschlussbedienung (u.a. Militärflugplatz und PGH Glas und Spiegel) auf dem Restgleis eingesetzt wurden. Beide Loks gelangten 1983 nach Umspurung von Meter- auf Normalspur zu den Harzer Schmalspurbahnen. 2018 konnte der Verein IG Spreewaldbahn e.V. die abgebildete Lok 199-005-0 als Dauerleihgabe von den Harzer Schmalspurbahnen zurück in den Spreewald holen. Sie kann ganzjährig auf dem Außenareal des Bahnhofs Straupitz besichtigt werden. Der Verein beabsichtigt eine optische Aufarbeitung im Erscheinungsbild der 1970er Jahre in hellblau mit rotem Fahrwerk. Wer Material zur Spreewaldbahn hat, kann den Verein gern per E-Mail unter info@ig-spreewaldbahn.de kontaktieren.“
Kai-Uwe Schiemenz aus der Kolkwitzer Straße in Cottbus, dessen Vater Autor dieses Rätselfotos ist, erklärt: „Der Fotograf steht in der Karl-Liebknecht-Straße in der Höhe des jetzigen Glücksspielzentrums und fotografiert die Kreuzung Karl-Liebknecht-Strasse / Waisenstrasse. Hinten ist das Hochhauses der jetzigen Ewald-Müller-Strasse zu sehen, weiter vorn das einstige Strassenbahndepot. Jetzt befindet sich die Autowäsche Ströbitz an dieser Stelle. Der Bahnübergang der früheren Spreewaldbahn über die Karl-Liebknecht-Straße war öfter Unfallort, da die Warnblinkanlage leicht übersehen werden konnte.“ Und er ergänzt: „Ich war in der 7. Klasse nach diesem Unfall mit einem schier unerschöpflichen Vorrat an Schnellheftern ausgerüstet, die hier überall verstreut auf der Straße herumlagen.“
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