Das Bild zeigt das Jahnsche Schloss in den Zwanziger Jahren
Ottmann schreibt zum Foto: Das ist das Jahnsche Schloss was in der Kirchstraße nähe Mühlgraben war. Wenn wir als Kinder zur Landkirche wollten, mussten wir durch den Schlossbogen gehen. Nach der Christnacht brannte dort immer der erste Christbaum. Links hinter dem Bogen war das Standesamt. Beamter war Herr Schnärzel, der uns 1942 vor der kirchlichen Trauung traute. Allen Beteiligten recht schöne Grüße.
Horst Hauschke weiß: Das Bild zeigt das Schloss des Jahn von Biberstein in einer Aufnahme aus der Kirchstraße in Richtung Westen, also zum Lindenplatz. Das Foto ist zwischen 1920 und 1930 entstanden. Kutschen und Pferdefuhrwerke konnten die ziemlich enge Durchfahrt durch den mittleren Bogen noch benutzen. Für den Autoverkehr war das nach meiner Erinnerung nicht erlaubt.
Zu dieser Zeit war das Schloss, das im 16. Jahrhundert erbaut wurde, längst kein Adelssitz mehr. Graf Heinrich von Brühl, der die Herrschaft Forst 1746 erworben hatte, ließ in dem Gebäude eine Tuch- und Leinenmanufaktur einrichten. Nach 1900 gab es hier auch Verwaltungsräume, z.B. das Standesamt. Das Mädchen, das durch den Zaun in den Schlossgarten schaut, hat den Blick auf die prächtige Platane. Dieser Baum hat den 2. Weltkrieg überlebt. Das Gegenstück auf der Nordseite an der Heinrich-Werner-Straße ist mit den benachbarten Gebäuden abgebrannt.
Viola Schiemenz ergänzt: Das Foto wurde auch von der Kirchstraße etwa im Jahre 1927 aufgenommen. Im Jahre 1839 fiel dieses Gebäude einem großem Brand zum Opfer. Danach wurde es wieder aufgebaut in der Form wie es auf dem Foto zu sehen ist. In diesem Schloss befanden sich bis zu seiner Zerstörung ein Jugendheim, eine Kinderkrippe wo bis zu 30 kleine Kinder untergebracht waren. Auch war von 1899 bis 1930 das Städtische Museum in einigen Räumen untergebracht. 1945 wurde das Schloss durch Kriegseinwirkung zerstört, und in späterer Zeit die Ruine beseitigt.
Horst Kosuch schreibt: Die Torbögen gehören zum alten Schloss in der Kirchstraße und zeigen in Richtung Lindenplatz. Wenn man durch die Bögen ging, kam man über den Schlossplatz und die Mühlgrabenbrücke zum Lindenplatz. Ich kenne es noch aus meiner Kindheit. Auf dem Hof, wo das kleine Mädchen durch den Zaun guckt, stand damals eine sehr große Platane. Der Blick durch die Bögen lässt ein Pferdefuhrwerk erkennen.
Mit solchen Fuhrwerken wurden früher die Tuche von Fabrik zu Fabrik gefahren. In einem Seitenflügel hinter den Bögen rechts war ein Tuchbetrieb. Eine Begebenheit werde ich nie vergessen: Nach dem Kriegsgeschehen 1945 machten wir Kinder eine erstaunliche Entdeckung in den Ruinen. Auf der linken Seite hinter den Torbögen befand sich eine Art Kellergewölbe, jedoch eher im Erdgeschoss. Es war von den Kriegseinwirkungen weitestgehend verschont geblieben.
Dort standen mehrere Lorbeerbäume in Kübeln. Wahrscheinlich hatte die Stadt diese Topfpflanzen für repräsentative Ereignisse eingelagert. Allerdings waren die Bäume inzwischen vertrocknet, sicher weil sie keiner mehr gegossen hatte. Zuerst wusste ich nicht, dass es sich um Lorbeer handelte. Aber die Form der Blätter kam mir aus unserer Küche bekannt vor. Und so habe ich einen Zweig abgerissen und zu meiner Mutter gebracht. Da stellte er sich als Lorbeer heraus.
Heute gibt es das gesamte Areal nicht mehr. Die Aufnahme stammt demzufolge aus der Zeit vor dem Kriege.