Beliebtes Kino in Berge / Schauburg war vor dem Krieg das kleinste Kino in Forst
M. Mudlack erinnert sich gern an das Kino: „Das vorgegebene Rätselbild ist die ‘Schauburg’. Das Kino stand in der Pförtner Straße in Berge. Ich erinnere mich an den Film ‘Münchhausen’ mit Hans Albers, der aber erst für 18-Jährige zugelassen war. 1942 war ich 16 Jahre alt, bereits gemustert und besaß den Wehrpass. Da ich aber noch nicht volljährig war, wurde ich vom Streifendienst aus dem Kino geholt. Habe aber zwei Tage später den Welterfolgsfilm mit einem kleinen Trick trotzdem gesehen. Freunde, es wird der Film ‘Die Schlacht am blauen Berge’ gespielt, erinnert ihr euch noch?”
Wolfgang Schenk schreibt: „Ich möchte zu Fuß nach Berge geh’n! Geliebte Heimat Berge. Den Verlust haben wir nie überwunden. Schlimm war es vor allem, jahrzehntelang den Anblick des zerstörten Stadtteils so nah zu sehen und nie mehr zurück zu können. Alles verloren zu haben, ist einfach schlimm. Nur die Erinnerungen bleiben. Nun aber zum Ratebild. Es zeigt den vorderen Teil der Pförtner Straße mit unserem ‘Flohtempel’, dem Kino ‘Schauburg’, mit der Hausnummer 12. Es war zwar das kleinste der drei Kinos im Forst der Vorkriegszeit, aber bei alt und jung beliebt. 200 Sitzplätze waren vorhanden. Gleich rechts daneben befand sich Wilhelm Wiesners Gaststätte, der Gasthof ‘Deutsches Reich’. Hier bekam man zu jeder Tageszeit ein ordentliches Essen. Neben der Gaststätte war noch ein kleiner Kaufladen und ein Hutgeschäft, genannt Putzgeschäft von Frau Bader, für mich als Kind Tante Flora. Meine Mutter hatte den gleichen Beruf erlernt, Putzmacherin und da kam es schon manchmal zu kleinen Gesprächen. Wir wohnten in der Nr. 30 bei Zahnarzt Müller, meine Freundin, besser Spielkameradin, in der 28 bei Fleischer Lehmann. In Berge gab es massenweise Läden aller Art und jeder Einwohner hatte meist nur kurze Wege zurückzulegen. Bä-cker, Fleischer, Kolonialwarenläden, Friseure, Süßwarenläden gab es oft im ‘Dreierpack’ in einem Straßenabschnitt bzw. in Haupt- und Nebenstraße. Bei den Gaststätten war es ebenso. Und das bei einer Straßenlänge der Pförtner Straße von 1,2 Kilometern. Zwischen Sonnenapotheke und Gewoba war alles vorhanden, aber auch in den Nebenstraßen sah es gut aus. Zum Garten hatten wir es auch nicht sehr weit. Neben dem Sportplatz der Turnerschaft Berge befanden sich kleinere Gärten der Sportfreunde. Fanden Fußballspiele statt, hatte man einen guten Sitz- oder Stehplatz. Schön waren auch die Sport- und Gartenfeste. Mein Großvater Willi Schulz war Turner, Turnwart und später Leiter der Wandergruppe, in der auch seine Tochter Marianne und meine Mutter Mitglied war. Jeder kannte jeden. Berge war fast ein Dorf geblieben. In Berge ließ es sich recht gut leben. Und ich hatte 1959 das große Glück, meine Spielgefährtin der Jahre 1942 bis 1944, nachdem der Krieg uns auseinander brachte, wiederzufinden. Wir konnten unser Versprechen, welches wir uns am Weberbrunnen gaben, nun wahrmachen und Mann und Frau werden. Am 10. Juni 1960 war unsere Hochzeit.”
Thomas Methe schreibt: „ Berge war vor dem 1. und 2. Weltkrieg ein Stadtteil von Forst. Was früher einmal Berge war, ist heute Polen. Das Kino ‘Schauburg’ war auch unter dem Namen ‘Flohtempel’ bekannt. Am Tag der Aufnahme lief ein beliebter Kinohit. Das Kino war einer der beliebten Anziehungspunkte für Jung und Alt in der Pförtner Straße. Es hatte 200 Sitzplätze. Es war das kleinste von drei in Forst vorhandenen Lichtspieltheatern. Im rechten Gebäude sieht man den Gasthof ‘Zum Deutschen Reich’ und dieser Gasthof gehörte der Familie Wiesner. Im Gasthof wurden auch Fremdenzimmer sowie zu jeder Tageszeit kalte und warme Speisen angeboten. Und neben dem Gasthof befanden sich noch ein Kaufmann und ein Putzgeschäft, dessen Inhaberin Flora Bader hieß. Im rechten Gebäude wohnte unter anderen auch der Kinovorführer vom Kino ‘Schauburg’.”
Herbert Gottschalk schreibt: „Das Bild zeigt das Kino ‘Die Schauburg’ in der Pförtner Straße im ehemaligen Stadtteil Berge von Forst. In der Schauburg habe ich den Indianerfilm ‘Die Schlacht am blauen Berge’ gesehen. In dem Film kämpfte der Indianer-Häuptling Sitting Bull mit seinem Indianer-Stamm einen aussichtslosen Kampf gegen die weißen Truppen der Südstaaten. Neben dem Kino war bis März 1945 eine Molkerei. Die Pförtner Straße war die längste Straße von Forst-Bergen. Sie ging vom ‘Grünen Baum’ (eine Gaststätte) bis zur ‘Goldenen Sonne’ (auch eine Gaststätte). Der Ortsteil Berge gehört ab August 1945 zur Republik Polen. Der Stadtteil Berge wurde während der Kämpfe im Frühjahr 1945 zu 100 Prozent zerstört. Heute gibt es in dem polnischen Ort fünf Tankstellen und kaum Einwohner.”
Hilde Rimpler schreibt: „Ich kann mich gut daran erinnern, dass wir oft ins Kino gegangen sind. Es lag ja sehr nahe unserer Wohnung. Manchmal sind wir anschließend bei Wiesners essen gegangen. Ich kannte die Eigentümer des Kinos, weiß aber nicht mehr den Namen. Sie hatten einen Sohn.”
Die 88-jährige Gerda Borsch ruft an und sagt: „ Ich kann mich noch an den Film ‘Dick und Doof’ in der Schauburg erinnern. Meine Tante verkaufte dort Oblaten. Popcorn gab es damals natürlich noch nicht. Als junge Mädels sind wir alle ins Kino gegangen. Hinten gab es Sperrsitze. Da hat man auch mal gekuschelt. Meine Tante hat im Kino auch sauber gemacht und ich habe ihr geholfen und mir so zusätzliches Taschengeld oder kostenloses Kino verdient. Ich hab mich richtig gefreut, als ich das Ratefoto gesehen habe.”
Hermann Gisela weiß: „Ich war damals elf Jahre und bin gern in das Kino in Berge gegangen, weil es billiger als die in der Stadt war. Ich kann mich noch an die Klappbänke erinnern. Die Stuhlreihen waren erhöht. Die hinteren Plätze waren auch teurer als die in der ersten Reihe. Im Februar 1945 sind die Russen einmarschiert. Die Kinozeit endete, als im Februar 1945 die Russen in Berge einmarschierten.”