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Forster Pfefferkuchen-Diele in der Thumstraße gehörte zu den Traditionshäusern der Stadt

damals110806_foBeliebte Pfefferkuchen-Diele in der Thumstraße / Auch viele Stammtische nutzten das Forster Traditionslokal als Stammhaus
Thomas Methe schreibt: „Sie hatte ein ganz besonderes Flair. In den Innenräumen fand der Besucher an den Wänden viele interessante Motive in der Art, wie Heinrich Zille sie zeichnete, im Volksmund sagte man zum Maler Heinrich Zille auch Pinsel-Heinrich. Die Zeichnung an der Außenfassade, gut auf dem Bild zu erkennen, zeigt ein Pferdefuhrwerk vor einem Wirtshaus an der alten Salzgasse. Die Pfefferkuchendiele war eine originale und beliebteste Gaststätte in Forst. Man kann sagen, sie war eine Traditionsgaststätte. Sie gibt es nicht mehr, sie fiel 1977 den Abrissmaschinen zum Opfer, als zu Beginn der 80er Jahre die bauliche Neugestaltung des Stadtzentrums erfolgte. Auch die Wasserstraße gibt es nicht mehr. Die Thumstraße ist teilweise noch vorhanden. In der Nähe des Rätselbildes befindet sich die St. Nikolai Kirche, eine gotisch dreischiffige Hallenkirche, die 1430 erbaut wurde.“
Horst Friebel verbindet ganz persönliche Erlebnisse mit dem Motiv. Er erzählte uns am Telefon: „Ich bin Anfang der 60er Jahre nach Forst gezogen. Gemeinsam mit meiner Frau haben wir die Pfefferkuchen-Diele noch kennen gelernt und dort viele schöne Stunden erlebt.
An einige Einrichtungsgegenstände erinnere ich mich sofort. In einem Gastraum hing ein großer Wandteppich mit den Zeilen ‘Frohe Arbeit, ernster Wille! Mal’n Schluck in de Destille! Und ein bißchen kille kille! Det hält munter! – Heinrich Zille’.
Zur Toilette ging es durch einen Flur über einen kleinen Hof. Als Hinweis gab es kleine Schilder, die auf bayrisch den Weg wiesen: ‘Do nei geht der Ferdinand’ und ‘Do nei geht die Luise’. Damit wusste jeder wo es lang ging.
Die Tochter unserer Nachbarin war die Wirtin der Pfefferkuchen-Diele. Ihr Leitspruch war: ‘Wir trinken nur noch PRIVAT.’ So hieß damals ein guter Tropfen. Man erzählte, dass die Wirtin ihr bester Gast gewesen sein soll.
Eines Tages, es war Wochenende, als ich die Pfefferkuchen-Diele besuchte, waren meine Zigaretten aus. Die Wirtin hatte meine Sorte nicht und die Geschäfte hatten geschlossen. Seit diesem Tag bin ich Nichtraucher und das nun schon seit über 40 Jahren.
Leider gibt es die schöne alte Pfefferkuchen-Diele heute nicht mehr.“
Dieter Schulz mailte uns: „Das Rätselbild aus der vergangenen Woche zeigt die Pfefferkuchen-Diele, es ist das Haus Nr.13 in der Thumstraße.
Mit der Pfefferkuchen-Diele verbinden sich Erinnerungen besonderer Art. Wir, der Abiturjahrgang 1955, hatte sich am 7. Juni1955 nach bestandener Abiprüfung nach einem Marsch durch Forst mit den Zwischenstationen Kulturhaus der DSF, Tuchmacherstübl, Land ‘s Bierstuben in die Pfefferkuchen- Diele zurückgezogen und dort zu mitternächtlicher Stunde beschlossen die langjährige Zusammengehörigkeit fortzusetzen, und uns regelmäßig an jedem 2. Weihnachtsfeiertag zum Frühschoppen zu treffen. Das erste Treffen am 26.
Dezember 1955 in der Pfefferkuchen-Diele wurde zur Geburtsstunde des Forster Frühschoppenfereines ( FFF / 12B 1955 ). Mit dem 3. "F" im Namen sind wir allem Ärger mit Behörden aus dem Weg gegangen, denn eine Vereinsgründung war in der DDR nur unter dem Dach des Kulturbundes möglich.
Die Pfefferkuchen-Diele war dann fortan bis 1973 Tagungsstätte des FFF, wobei es zuweilen hoch herging, besonders auch deshalb, weil zur gleichen Zeit die Freiwillige Feuerwehr Forst ihren Frühschoppen feierte und für sich das Kürzel FFF beanspruchte. Der ‘Streit’ eskalierte mit dem Raub der kleinen Fereinsfahne, die bei den Treffen über der Eingangstür (am rechten Bildrand ) gehisst wurde und Jahre später im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr in der Hochstraße wieder auftauchte und mit einem schlichten Zeremoniell wieder zurückgegeben wurde.
Von der Pfefferkuchen-Diele aus ergingen wichtige Anfragen an Behörden und Zeitungen, so z.B. an den Zentralrat der FDJ zur Zulassung des Monokinis in der DDR oder an die Leitung der HO zur Gewährleistung des Angebotes von Brötchen und frischer Milch bis zum Ladenschluss.
Die Gesangseinlagen einiger Mitglieder, die Grundsatzreferate zu Fragen des Kampfes gegen den Alkoholmissbrauch, der Nachwuchserstellung, der Bewahrung der Grundsätze von Anstand und Moral sind legendär.
Der FFF hat nach Abriss der Pfefferkuchen – Diele in der Folgezeit drei weitere Gaststätten überlebt. Nach dem Hotel Textil, der HOG Stadt der Rosen, der HOG Lindeneck trifft man sich jetzt in Worrichs Pub, am 26. Dezember diesen Jahres (2011) zum 57. Male.“
Herr Baltin berichtet: „Die Pfefferkuchen-Diele war ein kleines gemütliches und gepflegtes Restaurant mit einer sehr gut bürgerlichen Küche. Sie befand sich in der Wasserstraße an der Ecke Thumstraße. Die Wasserstraße ging von der heutigen Amtstraße ab (jetzt Dönerladen). Die Thumstraße ging in der Cottbuser Straße heute Volksbuchhandel ab.
Mitte bis Ende der 70er Jahre musste die Volksbuchhandlung dem Stadtumbau weichen.
Die Pfefferkuchendiele lag in der Nähe der Nikolaikirche.“
Christian Melcher erkannte das gesuchte Motiv. Er erzählte uns, dass die Pfefferkuchen-Diele Ende der 80er Jahre abgerissen wurde. „Die Pfefferkuchen-Diele befand sich am Friedrichplatz bei der Buchhandlung Berger. Es war eine der ältesten und bekanntesten Kneipen mit handgemalten Ölgemälden. Die Fensterklappen waren fast antik und sehr selten. Die Toiletten waren auf dem Hof. An der Herrentoilette stand die Aufschrift ‘Do hinei geht der Ferdinand’ und bei den Damen ‘Do hinei geht die Luise’. Die Pfeffermühle war ein wunderbare gemütliche Gaststätte. Ganz Forst war wütend und traurig, als sie abgerissen wurde.“
Babara Schroeder schreibt: „An die Pfefferkuchen-Diele habe ich sehr schöne Erinnerungen. Da wir keine Köchin im Internat hatten, sind wir dort auf Marken Essen gegangen. Eine extra kleine Weinstube gab es auch. Da Haus war immer voll. Wie so viele schöne Gebäude die es in Forst gab, ist auch dieses nicht mehr. Es befand sich in der kleinen Cottbuser Straße.“
Dietmar Schonnop schreibt: „Das Foto zeigt die im alten Forst sehr bekannte Gaststätte ‘Dickmann Pfefferkuchen Diele’. Das ist an den Werbebeschriftungen gut lesbar. Diese Gaststätte befand sich an der Ecke Thum- und Wasserstraße. Die Thumstraße war eine Seitenstraße der Cottbuser Straße, von der heute noch ein Teilstück in Richtung Norden erhalten ist. Die Wasserstraße erreichte man z.B. vom „Am Markt/Amtstraße“ in westlicher Richtung. Die Pfefferkuchen Diele war eine sehr alte, rustikale, gemütliche Gaststätte. Sie wurde damals privat betrieben. Vor rund 60 Jahren besuchte ich diese Gaststätte öfters am Sonntag mit meinem Vater zum ‘Frühschoppen’. Er traf sich dort gern mit Berufskollegen aus anderen Forster Textilbetrieben zu Erfahrungsaustausch, wo ich sehr gespannt lauschte. In dieser Zeit wurde wohl meist ‘Landskron’ Bier getrunken, weil die Görlitzer Brauerei auch eine Niederlassung in der Leipziger Straße hatte. Der Biertransport durch die damalige DDR war noch nicht üblich. Für mich gab es immer eine Fassbrause, die wohl allen Kindern sehr gut schmeckte. Später wurde diese Gaststätte von der HO (Handelsorganisation / Volkseigener Betrieb) weitergeführt. Dann gab es dort wohl auch ‘Radeberger Bier’. Zu dieser Zeit wohnte ich aber nicht mehr in Forst und kann darüber auch nicht berichten. Diese traditionsreiche Gaststätte und mehrere Bauten in der Umgebung, von denen auch viele in baufälligem Zustand waren, wurden zu Beginn der 80er Jahre abgerissen, als der Umbau des Forster Stadtzentrums erfolgte.“

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