Unserer Lesermappe war auch in dieser Woche wieder mit vielen Leserzuschriften gefüllt.
Bärbel Koschak schrieb uns: „Auf dem Bild ist eine für die Stadt Guben wichtige Straße zu sehen. Die Straße hatte schon viele Namen: Bahnhofstraße, Berliner Straße, Kube-Straße, Kurmärkische Straße, Wilhelm-Pieck-Straße und seit der Wende heißt die Straße wieder Berliner Straße. Diese Straße war die Verbindung vom Bahnhof über die Neiße auf die Ostseite und somit in die frühere Innenstadt von Guben. Auch die Straßenbahn führte durch diese Straße. Es gab dort auch
die Tuchindustrie der Firma Schmidt und Fabriken der Hutindustrie der Firma Brecht und Vogtmann.
Ebenfalls dort befanden sich die überall bekannte Druckerei König, das Hotel ‘Goldene Sonne’, die Schwanen-Apotheke, zwei Bäckereien und zwei
Fleischer. Das Schreibwarengeschäft von Steckling in der Nr. 4 ist immer noch da. In der damaligen Bäckerei Fritsche ist heute Bäcker Dreißig mit einem Café zu finden. Und mehrere Arztpraxen und ein Seniorenheim sind auch hier.“
Reiner Ladewig wusste ebenfalls gut Bescheid: „Die Bebauung der jetzigen Berliner Straße geht, und da beziehe ich mich teilweise auf einen Zeitungsartikel von Gerhard Gunia aus dem Jahr 1993, zurück in die Gründerjahre nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Vorher war diese Region als ‘Scheunen Viertel’ bekannt, hatten doch die Bauern östlich der Neiße hier ihr Vieh untergebracht. Neben repräsentativen Wohnhäusern und Fabrikantenvillen bestimmen Handel und Gewerbe das Bild der Straße. Da dort 1945 vergleichsweise wenig zerstört wurde, liegt ein fast komplettes Viertel aus der Gründerzeit und danach vor.
Auf der linken Seite, nicht mehr im Bild, die Villa Wilke an der Ecke zur Straupitzer Straße, gegenüber die Alt-Lutherische Kirche, von Friedrich Wilke gestiftet und 1903 geweiht. Danach folgt die Stadtapotheke, seit 1894 im Doppelhaus Nr. 43/44 eingerichtet. Es folgt die Buchdruckerei von Albert König. Gegenüber liegt die Villa König, die nach 1945 zur sow-jetischen Stadtkommandantur gehörte. Albert König schenkte Guben 1904 einen Park nördlich der Nordbrücke, dessen Grundstück er zuvor erworben hatte, um es auszubauen. Der Park wurde dann auch nach ihm benannt.
Meine Mutter musste 1945 mit einem Trupp die Druckmaschinen demontieren, die Teile einfetten und in Ölpapier verpackt als Reparationsleistungen in die Sowjetunion verschicken.
An der Ecke Grünstraße befindet sich die alte Wilke-Villa, heute Volkssolidarität. Gegenüber erstreckte sich die Tuchfabrik F.W. Schmidt. Diese beiden Villen von 1887 und 1903 gehörten seit 1948 zur dort ausgebauten Poliklinik, heute Seniorenheim. Weitere historische Villen gehörten dem Strumpffabrikanten Linke, dem Pappfabrikanten Köhler und dem
Restaurateur Thiemann.“