Im weithin beliebten Ratskeller steht das 100jährige Jubiläum bevor.
Aus Cottbus schreibt H. Ramoth: „Das Rätselfoto, das sicherlich in den 1920er Jahren entstand, ist eine sehr schöne Erinnerung an das alte Stadtzentrum von Guben, dem heutigen Gubin, mit Blick auf das alte Rathaus (mit dem Baldachin), den Zwei-Kaiser-Brunnen (Kaiser Wilhelm I. und sein ältester Sohn Friedrich III.) auf der linken Seite und rechts die prächtige Häuserfront mit Geschäften und Lokalitäten. Durch Kriegs- und Nachkriegseinwirkungen wurde diese historische Altstadt fast komplett zerstört. Ein Foto, das schöne Erinnerungen wachruft, aber auch Anlass zum Nachdenken ist…“
Sehr ausführlich und kompetent ist wieder Manfred Gnida aus Spremberg dabei: „Das Bild zeigt einen Kernteil der historischen Altstadt von Guben, dem heutigen Gubin. Aktuell zum Foto passend war eine Ankündigung des Gubener Heimatbundes am 1.Oktober 2024 zur Geschichte des im Vordergrund links sichtbaren Gebäudes mit dem schönen Eingangsportal. Thema war ‘100 Jahre Ratskeller Guben’, und es sollte noch ein originales Gästebuch mit den Eintragungen aus der Gründerzeit zur Ansicht gebracht werden. Auf eine ca. 800-jährige Geschichte kann die heutige Zwillingsstadt zurückblicken. Wein-und Obstbau, mit den damit verknüpften touristischen Unternehmungen, die Tuchmacherei, Hutproduktion, Neißeschifffahrt und Handel machten die Stadt weithin bekannt. 1274 erhielt Guben die Erlaubnis zum Bau eines Rathauses östlich der Stadt- und Hauptkirche, und aus dem einst gotischen Vorgängerbau entstand 1672 das Haus im Stil der Spätrenaissance. Es kamen die noch sichtbaren drei Giebel dazu, und der Westflügel wurde zum Gewandhaus, wo Räume 1794 als Tanz-und Gesellschaftssäle dienten, Im Erdgeschoß eröffnete Paul Schuster eine Gaststätte, den Ratskeller, und am 6. Dezember 1924 erfolgte die Schlüsselübergabe. 1923 verlor das Rathaus seine Funktion als Verwaltung, da die Stadtväter in das neue Rathaus an der Neiße zogen. Leider wurden weite Teile der historischen Altstadt Kriegsopfer. Von 1976 bis 1986 wurde das Rathaus neu aufgebaut und für Bildungs-und Kulturzwecke nutzbar gemacht. Weiterhin befinden sich im Rat- und oft als Kaufmannshaus bezeichneten Gebäude die Galerie ‘Ratusz’ und das Restaurant ‘Tercet’. Im historischen Stil mit schönen Gewölben kann man sich als Gast mit der gutbürgerlicher Küche der Region verwöhnen lassen, und Feierlichkeiten sowie unterschiedliche Veranstaltungen sind möglich.
Zur Verkehrsgeschichte der Stadt gehören die vor dem Rathaus stehende Pferdedroschke und die Straßenbahn. Stellplatz der Droschken war um 1900 auf dem Markt in der Nähe des Zwei-Kaiser-Denkmals. Dieses wurde durch den Berliner Architekten Paul Kieschke geschaffen und am 30.Oktober 1898 eingeweiht. Aus zwei Löwenmäulern sprudelte das Wasser. Das Kunstwerk fand 1938 ein fatales Ende, als Platz für Nazi-Aufmärsche benötigt wurde. Weitere Details im Foto sind das ehemalige Reichspostgebäude und im Vordergrund rechts Konditorei und Cafe Erich Schmidt, angrenzend die Adler-Apotheke von Arthur Helbig. Alt-Gubener werden sich auch an das im Hintergrund erkennbare Konfektionsgeschäft Haake erinnern.“
Klaus Reiter aus Cottbus vermutet richtig: „Es könnte der Zwei-Kaiser Brunnen auf dem Marktplatz Guben sein, polnische Seite. Es war 18,6 m hoch und wurde 1898 eingeweiht. Davor stand dort der Karpfenjunge, der dann umgesetzt wurde und noch vorhanden ist.“
Arno Schulz aus Guben beschreibt: „Im Vordergrund ist das 1502 auf gotischem Untergrund neu errichtete Rathaus, welches 1672 im Renaissance Stil umgebaut wurde. Dieses brannte 1945 völlig aus und wurde von den polnischen Bewohnern in zehnjähriger Bauzeit fast im alten Stil wieder aufgebaut. Genutzt wird es jetzt als Kulturhaus, Bibliothek, Festsaal. Eine Gaststätte, wie auch seit 1924 gab, gibt es auch wieder. Die Laube am Eingang wurde nicht mit erneuert. In der Mitte des Markplatzes wurde 1897 zum Gedenken der verstorbenen Kaiser Wilhelm I. und Friedrich Wilhelm III. der Zweikaiserbrunnen aufgestellt. Dieser störte später während der NS-Zeit bei den Aufmärschen und wurde 1938 wieder entfernt. Links hinter dem Rathaus, auf dem Bild nicht zu sehen, steht die Ruine der 1508 bis 1557 errichteten Stadt- und Hauptkirche. Die in der Bildmitte zu erkennende Straßenbahn fuhr auf eingleisiger Strecke vom Bahnhof bis zur Lubstbrücke. Rechts war die Adler-Apotheke und weiter hinten das 1879 errichtete Post- und Telegraphenamt.“
Auch Jens Pumpa aus Cottbus kennt Guben gut: „Der Gubener Markt, um 1920 mit Wohn- und Gewerbehäusern wie Kaufhäuser, Fernmelde-Postamt, Apotheke, Café Schmidt mit Konditorei, Gubener Rathaus mit Eingangsportal. Wir sind in der Klosterstraße mit Blick zum Markt und dem Zwei-Kaiser-Brunnen, vorn links befindet sich das alte Gubener Rathaus. Die Gubener Straßenbahn (1904 bis 1935) fuhr vom Bahnhof bis zur Lubstbrücke und zurück. Die Inbetriebnahme erfolgte am 24. Februar 1904. Zirka 2,5 Kilometer lang – oder besser kurz – war diese Strecke. Auf der Strecke befanden sich 16 Haltepunkte und vier Weichen.“
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