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Spremberg: Badeanstalt des Gaswerkes in der Karl-Marx-Straße (heute Standort Netto-Markt)

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damals110813_spbDie Badeanstalt war immer für ein Bad gut / Im Badehaus der Gasanstalt badete und duschte Spremberg / heute steht hier der Netto-Markt
Werner Lehmann mailte uns: „Diese Aufnahme entstand um 1930 auf dem Gelände der heutigen ‘Nettofläche’ und dem Erweiterungsbau vom Krankenhaus in der Karl-Marx-Straße und zeigt die ehemalige Badeanstalt des Gaswerkes.
Diese öffentliche Einrichtung zum Duschen und Baden war sehr beliebt und ich habe mir sagen lassen, dass sich hier auch Soldaten in Gruppen von der Kaserne und das sowjetische Militär reinigten.
Man erkennt die hohen Schornsteine vom Kesselhaus und rechts im Hintergrund einen Gasbehälter. Ich habe etwas recherchiert und das Gründungsjahr der Gasanstalt als 1864 erkannt. Anfänglich für die Stadtbeleuchtung und in Folge für Industrie und Haushalte.“
Helga Reichstein schreibt: „Wir befinden uns in der Karl-Marx-Straße, wo man am Wochenende ein Wannenbad nehmen oder duschen konnte. Das Wannenbad kostete 60 Pfennig. Da Wohnungen mit Bad in den 50er Jahren Mangelware waren, war immer Betrieb. Bis Ende 1962 habe ich dieses Bad auch genutzt, dann bekamen wir eine Wohnung mit Bad. Heute befindet sich dort der Netto-Markt.“
Hans-Joachim Nevoigt weiß: „Ein Blick in die alten Städtischen Werke bis nach dem Krieg. Zu sehen ist der Eingang in das Badehaus. Links davon die Gasanstalt. Rechts hinten die Gestänge vom kleinen Gasometer. Als nach dem Krieg die Gas- und Wasserversorgung wieder im Gang war, ein schönes Erlebnis. Wer hatte schon eine Wohnung mit Bad und Toilette? Die Mehrzahl der Einwohner musste zum Hof auf das Trockenklo gehen und die Wasserleitung endete in den meisten Fällen im Treppenhaus. Nach Kriegsende haben wir Brunnen gesucht, aus denen wir Wasser schöpfen konnten. Die Russen standen hinter uns beim Schöpfen. Ob das Wasser gut war, war fraglich. Vielfach war es durch Tote in der Nähe verunreinigt. Es gab dann Durchfall, Furunkel oder andere Geschwüre. Flöhe, Läuse und die Krätze waren andere Erscheinungen allgemeiner Unsauberkeit. Zum Wochenende ins Badehaus der Stadt – das war also ein besonderes Erlebnis. 1946 kam unser Vater aus der Gefangenschaft mit einem Stück antiseptischer Seife aus dem Westen. Dank dieser und dem Badehaus hier wurde es besser mit den Krankheiten.“
Dieter Herrmann berichtet: „Da nach dem Krieg die wenigsten Wohnungen ein Bad besaßen, war es für uns Kinder ein Erlebnis. In den Badehallen breitete sich oft eine Duftwolke aus, die nur so von Wasserdampf und Körpergerüchen gesättigt war. Das ganze unter strenger zielgerichteter Auf- und Einsicht, Männlein und Weiblein getrennt. Als letzter Bademeister fungierte meines Wissens der sicherlich älteren Sprembergern bekannte Richard Löser. Er verkörperte auch mit sehr viel Engagement, Witz und Humor die Figur des Spremberger Nachtwächters Kulke. Das Städtische Wannen- und Duschbad wurde, meine ich, Ende 1953 geschlossen.“
Manfred Gnida notiert: „Die Aufnahme stammt etwa aus dem Jahr 1930 und viele Wohnungen entsprachen nicht dem heutigen Standart in Bezug auf sanitäre Einrichtungen. Am 29. Februar 1864 erfolgte die Grundsteinlegung für den Bau einer Gasanstalt. Damals wurde erwägt, eine ‘Städtische Warmwasserbade-Anstalt’ mit medizinischen Bädern, Schwimmbad und Massageräumen zu errichten. Die Gedanken gingen in Erfüllung und am 26. Mai 1926 eröffnete dieses Warmwasserbad.
Dass dies den Bedürfnissen der Bevölkerung ohne eigenes Bad entsprach, zeigte gleich der Besuch. So nutzten in der ersten Woche 555 männliche und 277 weibliche Gäste die Einrichtung. Nach Aussetzung der Bademöglichkeit konnte man vom 27. Mai 1948 an diese Einrichtung wieder nutzen. Man konnte früher vorn in einer Pförtnerloge seine Wunschleistung bezahlen, wo der Preis für ein Wannenbad etwa 35 Pfennig oder für ein Duschbad 25 Pfennig betrug. Der Bademeister, ich denke, er hieß Paul Nothnick, nahm die Karten entgegen und rief, wenn man dran war. 30 Minuten durfte man baden oder 20 Minuten duschen. Bis Ende 1953 ging das, und ich glaube, der Preis lag zuletzt bei 60 Pfennigen.
Heute befindet sich nach Abriss dieses Badehauses der Einkaufsmarkt ‘Netto’ hier. Das Gaswerk mit seinen Nebeneinrichtungen bleibt vielen Bürgern in der Erinnerung.“

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