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Spremberg: Das Bergschlösschen in der Bergstraße

damals110820_spbAus dem beliebten Ausflugslokal wurde der Freizeittreff für Jugendliche aber auch Vereine
Helga Reichstein schreibt uns: „ Wir sehen das Bergschlösschen in der Bergstraße. Etwa in den Jahren 1952 bis 1956 bin ich dort Tanzen gegangen; es war immer gemütlich. Zu dieser Zeit war Fritz Krüger der Eigentümer. Sein Sohn war Ludwig Krüger. Aus Altersgründen gab er noch in den fünfziger Jahren die Gastwirtschaft auf.
1958 wurde das Haus dann zum ‘Haus der Pioniere’.“
Dorothea Böhrenz ergänzt: „Im Adressbuch von 1906 von Spremberg wird Ludwig Krüger als ‘Restaurateur und Schankwirt’ geführt. Die Villen und Häuser in der Bergstraße wurden in den 60-er Jahren des 19. Jahrhunderts erbaut. Die Bergstraße bot den Bürgern und Fabrikanten gute Wohnmöglichkeiten. Das Haus Nr. 11. bekannt als ‘Bergschlösschen’, wurde am 11. Oktober 1866 als Gaststätte eröffnet, wie dem Heimatkalender von 2006 zu entnehmen ist. Seit 1893 war die Familie Krüger über mehrere Generationen Eigentümer gewesen. Tanzveranstaltungen und reges Vereinsleben prägten die Gaststätte und bald wurde sie zum beliebtesten Treffpunkt für Jung und Alt.
Im Führer durch Spremberg und Umgebung von 1928 wird im ‘6. Spaziergang’ auf Seite 16?erzählt: ‘man begibt sich zur Bergstraße, wo er in dem hochgelegenem Restaurant Bergschlösschen angenehmen Aufenthalt im Freien oder in geschützter Kolonnade in bester Bewirtung findet.’
Die Aufnahme ist vermutlich um die Jahrhundertwende entstanden. Am 10. August 1935 heirateten die Eltern meines Mannes im Bergschlösschen. Es wurde gefeiert und gegessen. Auf der Speisekarte standen erlesene Speisen wie Schleie mit brauner Butter und auch Rehrücken in Sahnesoße.
Da die Familie Böhrenz seit 1891 im gegenüberliegenden Haus Nr. 18 wohnte, nahm man rege Anteil an der Entwicklung des Hauses.
Nach 1945 waren die Tanzabende wieder sehr beliebt. Als Kind erlebte mein Mann des Öfteren, dass die Gaststätte zum beliebten Treffpunkt der sowjetischen Offiziere wurde. In einem konkreten Fall wurde das mitgeführte Maschinengewehr sogar im Korridor der Wohnung in der Bergstraße 18 abgestellt, um es für den Rückweg über die Ratsheide wieder abzuholen.“
Manfred Gnida teilt mit: „In der Bergstraße, bis 1833 eine alte Ausfuhrstraße aus der Stadt Richtung Osten, kann man heute noch dieses Gebäude in etwas veränderter Form finden. Früher waren drei Lokale beliebte Ausflugsziele und Vergnügungsorte in dieser Straße. Den Anfang machte der ‚Kaisergarten’, gefolgt von dem abgebildeten Lokal dem ‚Bergschlösschen’ und am Ende lud ‚Wilhelmineau’ zur Einkehr. Den Kaisergarten gibt es nicht mehr und ‚Wilhelmineau’ wird heute zu Wohnzwecken genutzt. Das beliebte ‚Bergschlösschen’ gibt es aber heute noch und hat auch eine wechselvolle Geschichte. Das Foto zeigt diese Einrichtung in der Bergstraße Nr. 11 um 1921. Das Restaurant zählt zu den ältesten Lokalen in der Stadt. Am 11. Oktober 1866 erfolgte die Einweihung, als Emil Wagner als erster Wirt seine Lokalität eröffnete. Leider sorgten bauliche Mängel im Außen- und Innenbereich 1891 für eine Sperrung. Nach einer Ausschreibung erwarb Ludwig Krüger das Anwesen und baute viel um und auch der Garten wurde anders gestaltet. Das Lokal befand sich ja an einem Berghang, aber um einen größeren Hof und Garten zu nutzen, wurde eine Mauer zur Straßenseite errichtet. Idyllisch konnte der Garten mit Musikpavillon und auch der Tanzsaal zu vielseitigen Veranstaltungen sowie die Gaststätte genutzt werden. 1919 übernahm der Sohn, Fritz Krüger, das beliebte Lokal und führte es über die Kriegsjahre des 2. Weltkrieges bis zur Aufgabe aus Altersgründen bis 1956. Ältere Bürger werden sich noch an die schönen Feste und unterschiedlichen Veranstaltungen in diesem Haus erinnern. Auch bis in die heutige Zeit ist das ‚Bergschlösschen’ ein Ort für Freizeitgestaltung, Zirkelarbeit, Feierlichkeiten und Nutzung von Vereinen und Organisationen. 1958 bekam das Haus den Namen ‘Haus der Pioniere’. Nach der politischen Wende 1990 wurde das Freizeitzentrum mit seinem ursprünglichen Namen ‘Bergschlösschen’ benannt und ist regional eine der größten Kinder-, Jugend- und Freizeiteinrichtung. Um diesen Ort der Freizeitgestaltung seiner Nutzung zu erhalten, wurde und wird zur Zeit viel rekonstruiert. 1993/1994 wurde z.B. ein neuer seitlicher Anbau mit moderner Einrichtung übergeben und zur Zeit werden die Außenanlagen neu gestaltet. Nach Abriss der Stützmauer und Nebengebäude soll dort ein neues Werkstattgebäude mit Lagermöglichkeit, Räume für Arbeitszirkel u.s.w. entstehen. Auch politisch hat sich das ‚Bergschlösschen’ ein kleines Denkmal gesetzt; eine Tafel erinnert an die Vereinigung von KPD und SPD im Kreis Spremberg mit der SED am 24. März 1946, die hier stattfand.“

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