Ruth Wegner löste am Telefon: „Das Foto kam mir sofort bekannt vor. In einer alten Broschüre der Freiwilligen Feuerwehr wurde ich fündig. Ich war über 40 Jahre Heimatkunde-Lehrerin und hatte das Bild deshalb gut in Erinnerung. Es ist das Eisenbahnunglück vom 7. August 1905 zwischen Spremberg und Schleife. Dazu ist beschrieben, dass rund 100 Feuerwehrkameraden im Einsatz waren, 14 Reisende wurden getötet, viele weitere verletzt. Ich weiß noch, dass ich das Unglück in der Schule mit den Schülern ausführlich besprochen hatte. Für die Kinder es sehr wichtig, darüber zu sprechen. Ich kann mich nicht entsinnen, dass es noch so ein schweres Bahnunglück gab.“
Auch Norbert Fertig erkannte das Motiv.
Dorothea Böhrenz zitiert den Urgroßvater ihres Ehemannes aus der Familienchronik: „Die Feuerwehr hatte zufällig eine Übung, bei welcher ich in Abwesenheit von Oberführer Schur das Kommando hatte. Kaum hatten wir mit der Übung begonnen, als wir durch Beigeordneten Sabisch aufgefordert wurden, zur Unglücksstelle zu eilen, um Hilfe zu leisten. Wir rückten circa 100 Mann im Laufschritt ab und trafen um 7.45 Uhr ein, wo uns das grauenvolle Unglück zwang, schnellstens einzugreifen. Mit Hilfe unserer Wehr wurden elf Leichen, oft unter eigener Lebensgefahr, geborgen. Nachts um 2 Uhr kehrten wir zurück.“
Unsere Leserin legt auch noch den Zeitungsbericht bei:
„Wie wir schon heute früh durch Extrablatt berichteten, ist der von der hiesigen Station in der Richtung nach Görlitz gestern nachmittag um 5 Uhr 40 Minuten abgehende Schnellzug mit einem von Görlitz kommenden Zuge 20 Minuten von der Station Spremberg bei Bude 7 zusammengerammt. Wie heftig der Zusammenprall der beiden in voller Geschwindigkeit aufeinander gefahrenen Züge gewesen sein muss, geht daraus hervor, dass beide Maschinen, drei Gepäckwagen und vier Personenwagen zertrümmert sind. Die ersten beiden Wagen des Berliner Zuges sind vollständig ineinander gefahren und sämtliche Passagiere sind entweder schwer verletzt oder tot. Die Passagiere des Görlitzer Zuges sind glimpflicher weggekommen, weil der erste Wagen des Zuges aus den Schienen sprang, wodurch der Zusammenprall abgeschwächt wurde. Getötet wurden 13 Personen (später festgestellt 14, d.Red.) und zwar Justizrat Rockau aus Görlitz… (weitere Nennungen)… Vom Zugpersonal sind tot Lokomotivführer Seidel und Heizer Walter aus Cottbus, sowie Hilfsschaffner Noack aus Ströbitz b. Cottbus. Schwerverwundet sind die Tochter Hildegard des Justizrates Fröse und Schaffner Hagen aus Cottbus, leichter verletzt Packmeister Schefter aus Hirschberg.“
S. Sachse aus Cottbus bekam das Rätselbild ebenfalls in die Hand und erinnert sich an eine Ansichtskarten-Tauschbörse. Dort war das Bild vom Unglück als Ansichtskarte zu haben: „Es war nicht einmal besonders teuer, was für Sammler aussagt, dass die Karte nicht nur in großer Auflage gedruckt, sondern auch in sehr großer Anzahl verschickt worden ist. Kein Wunder – das voyeuristische Fernsehen gab es damals ja noch nicht.“