Vor 65 Jahren unterschrieb der Cottbuser OB Heinz Kluge in Montreuil einen Partnerschaftvertrag / Jetzt feiert die Stadt eine offene deutsch-französische Party.
Cottbus (J.H.) So ganz wohl habe er sich damals nicht gefühlt, räumte Heinz Kluge später ein. Ihm war klar, dass die Partnerschaft mit einer französischen Stadt mitten im Kalten Krieg eine einseitige Sache werden würde. Aber er schwärmte in seinem Tagebuch von der tollen Kinderbetreuung und dem sozialen Wohnungsbau in der damals kommunistisch geführten Pariser Vorstadt. Delegationen der Schulen, des Gesundheitswesens und der Baubranche sollten ausgetauscht werden. Aus Montreuil reisten auch Besucher an. Im Haus des Handwerks (damals noch mit guter Gaststätte) wurden reiche Tische gedeckt, aber nur handverlesene Cottbuser hatten Zutritt. Der „Morgen“-Redakteur wurde zugelassen, weil er als einziger in der Stadt fließend französisch und italienisch (später für die Partnerschaft mit Grosseto gefragt) sprach. Im Pionierpark (Spreeauenpark) verbrachten französische Kinder fröhliche Schulferien. Aber umgekehrt reisten nur Stadtpolitiker, ein Künstler und eine Sportlerin.
Dennoch: Die Nachrichten über diesen Kontakt haben die Cottbuser freudig registriert, und einige ältere Herrschaften, die diesen Prozess begleiteten, werden sich freuen, dass jetzt, ein Rentneralter später, jedermann, besonders die Jugend, eingeladen ist zur „French-Night“ (hier spricht noch immer kaum jemand französisch!) im Gladhouse.
Cottbus feiert zusammen mit Montreuil 65 Jahre Partnerschaft. Natürlich sind Gäste aus Montreuil (man nennt sie noch immer im DDR-Parteideutsch „Delegation“) herzlich willkommen. Nächsten Freitag (15.11.) beginnt um 16 Uhr im Stadthaus, Erich-Kästner-Platz, ein Festakt, dem sich eine Podiumsdiskussion anschließen soll. Abends steigt dann ab 21 Uhr die 1. Cottbuser FRENCH NIGHT – eine deutsch-französische Party im Glad-House. Sie ist offen für alle. OB-Büroleiter Denis Kettlitz erklärt die Aufgabe dabei: „Tanzen zu Mega-Disco-Hits mit DJ Crossrocker, bei kühlen Drinks gemeinsam mit dem Sorben ‘Stoi’ rappen und sich von der Tanzshow der ‘The Peeptoes’ überraschen lassen. Der Eintritt ist frei.“ Genau so (oder so ähnlich) hatten sich Cottbuser schon in den 60er Jahren deutsch-französische Städtepartnerschaft vorgestellt. Die war damals übrigens keine Cottbuser Idee, sondern kam auf Anregung der Weltförderation der Partnerstädte zustande. Die wollte „östlich des Eisernen Vorhangs“ endlich Fuß fassen. Cottbus „weit im Osten“ schien bestens dafür geeignet. Als Mitglied dieser Förderation wurde die Stadt immer aktiver. Nach Verträgen mit Montreuil und Grosseto kamen auch solche mit Mopti in Mali und mehreren Ostblockstädten zustande.
Für Sonnabend (16.11.) vor dem Volktrauertag haben sich OB Tobias Schick, Stadtverordnetenvorsteher Dr. Wolfgang Bialas und Montreuils Bürgermeister Patrice Bessac zur öffentlichen Kranzniederlegung verabredet. Treffpunkt ist 14 Uhr die Trauerhalle auf dem Südfriedhof .
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