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Der Rosenkavalier: Eine prächtig bunte Wiener Maskerade

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Diese überbordenden Szenen mit Solisten, Chor, Kinder- und Jugendchor und Statisterie bei furioser Musik machen den „Rosenkavalier“ zur prallen Volkskomödie. Foto: Bernd Schönberger

Anmerkungen zum neuen Cottbuser „Rosenkavalier“ unter Tomo Sugao (Regie) und Alexander Merzyn am Pult.

Cottbus. Die Falten des schweren roten Vorhangs zittern und beben vom Feuer, das aus der Ouvertüre nach oben lodert. Erst später schnörkeln die Klänge mozartmäßig lieblich herauf, und es öffnet sich das Bild zur Szene im herrschaftlichen Bett. Noch nicht zum Rosenkavalier ernannt, beschmust der jugendliche Oktavian, gesungen und temperamentvoll gespielt von Rahel Brede, die fast gelangweilte aber auch noch sehr appetitliche Marschallin, für die das Haus die Bayreuth-bewährte Lea-ann Dunbar als Gast verpflichtete. Ein Paar, wie es sich Richard Strauss, der die Noten zu einem Libretto von Hugo von Hofmannsthal schrieb, wohl gewünscht hat. Beim letzten Cottbuser „Rosenkavalier“ (Reuscher/Morgenstern) war Rosa Steurich die gefeierte Fürstin. Nach langer Bauzeit war das Große Haus mit dieser Inszenierung, die sogar das Westfernsehen ins Programm nahm, 1986 wiedereröffnet worden. Phasenweise allzu dramatisch, wird dieses Stück unter Hausregisseur Tomo Suga im Ganzen doch noch ein Lustspiel mit Musik, ein Spiel mit der Lust an Liebe, an Intrigen, an Klatsch, an Verwechslungen, Übertreibungen und an Volkslärm, wozu sehr viel Personal aufgeboten und in betont zurückhaltendem Bühnenrahmen prunkvoll angezogen wird. (Bühne: Frank Philipp Schlößmann, Kostüme Judith Adam). Die Handlung ist wohlgeordnet in drei Akte aufgeteilt. In die Bettszene platzt Baron Ochs hinein, in dem Philipp Mayer alle Untugenden eines verruchten österreichischen Adelstyps versammelt. Das macht er richtig ekelhaft und er singt dabei vorzüglich. Im Akt zwei soll der Rosenkavalier im Haus des eben geadelten bürgerlichen Geldsacks Faninal zur Tat schreiten und dessen Tochter als Brautbitter die Kavaliers-Rose übergeben. Doch da funkt es zwischen ihm und dem zarten Töchterlein Sophie, das Ann Martha Schuitemaker in schöner Reinheit singt. Dieses Paar, das im Schatten gesellschaftlichen Trubels die Pläne des aufgeblähten Fast-Brautvaters – ideal besetzt mit Andreas Jäpel – stört, wird zum Mittelpunkt der keineswegs eilenden Handlung. Die Musik (am Pult: Alexander Merzyn) trägt sie und bespielt zugleich Ochs’ Gejammer. Viel Chorvolk ist längst einbezogen, die Stadt Wien gerät, man spürt es am Klang und der zu Fenstern hinaus gewandten Szene, in Aufsehen. Und so sortiert sich in Akt drei das Rotlicht. Ochs bekommt seine Abreibung, die Marschallin schmachtet unter der Trennung von diesem für sie nicht ersten und wohl auch nicht letzten Galan. Das junge Paar findet sich. Es bekommt dafür am Schluss den verdient stärksten Applaus, ebenso werden Ochs und Faninal gefeiert, aber auch Dirk Kleinke (Valvacci), Gloria Jieun Choi (Jungfer Marianne) und all die anderen Akteure. Einen Sonderapplaus nimmt schließlich auch Chordirektor Christian Möbius mit, der sich zum Verbeugen verspätet. Das Publikum dankt herzlich für eine solide Ensembleleistung. Die anspruchsvolle Strauss-Oper wurde weitestgehend mit hauseigenen Kräften auf die Bühne gebracht. Sie dauerte übrigens fast fünf Stunden (2 Pausen), diese Oper. Deshalb wurde ihr Beginn bei nächsten Aufführungen am 26.10 und 20.12 auf 18 Uhr vorgezogen. J. Hnr.

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