Szenenwechsel: Die heimatliche Nachrichtenlage hat sich auch über diesen Sommer nicht merklich verbessert. Wer kann, schaut sich um in der Welt nach friedlichen Orten, vielleicht auch in weniger bekannten Ländern. Der Herbst bietet selbst in Europa noch sonnige Tage – ohne EU-Stress. Folgen Sie uns… (III)
Von Petra und Jürgen HEINRICH
Bei mächtigen Fürsten von nebenan.
Im kleinen Fürstentum heißt das Zahlungsmittel Euro. Vorher zahlte man in französischer oder spanischer Währung. Als Franc und Peseten wegfielen, übernahm auch Andorra den Euro, ohne den EU-Anschluss. Die Prägungen des Landes sind heute bei Sammlern begehrt. Dabei zeigen sie nur, wie abhängig Unabhängigkeit macht. Aber den Andorranern gefällt’s und den Touristen auch. Die schauen sich, wenn sie sich an waldreichen Bergen bis fast 3.000 Meter und tiefen, grünen, oft dicht besiedelten Tälern sattgesehen haben, auch gern nebenan in den Herrscherhäusern um. Andorra hat seit Jahrhunderten immer zwei auswärtige Staatsoberhäupter.
Einer hinterließ die Burg von Foix mit zwei eckigen und einem runden Turm. Die geriet, als ein Nachkomme von hier König wurde, an den Pariser Hof, Napoleon manifestierte das, und heute ist Macron einer der Kurfürsten von Andorra. Foix (sprich: Foà) aber profitiert vom Ruhm und zeigt gern seine schönen Fachwerkhäuser und die guss-eiserne Markthalle aus dem 19. Jahrhundert, in der es dienstags und freitags bei feinsten lokalen Produkten zur Sache geht.
Nicht weit von hier liegt der kleine französische Ort Ax mit großer Therme. Mit 70 Grad kommt heilsames Wasser aus der Erde. Schon 1260 hat Ritter Roger von Foix das zu einem Bad für seine erlahmten Krieger gesammelt. Im alten Becken in der Stadt kann heute jeder, der mag, seinen Füßen Gutes tun.
Der andere Andorra-Staatschef war und ist ein Mann der Kirche – Bischof vom spanischen Urgell. Sportbegeisterte könnten den kleinen Ort als Austragungsort der olympischen Wildwasser-Kanuwettbewerbe von 1992 in Erinnerung haben. Der RCC-Premiumbus hält direkt am
Strömungskanal, und bis zur ehrwürdigen romanischen Kathedrale von Urgell, vorbei am jüngeren Bisch- ofssitz, sind es nur wenige Schritte. Der Weg lohnt auch wegen des lebhaften Markttreibens und schöner Cafés, mehr noch aber wegen eines Besuchs im Kloster und im Diözesanmuseum der Kathedrale La Seo d’Urgell, das kostbarste Gemälde und Skulpturen aus dem 10. bis 18. Jahrhundert zeigt. Allein deswegen lohnt sich der Weg hierher.
In einer guten Stunde Fahrt durchs malerische Katalonien ist, wieder auf französischem Boden, Mont Louis zu erreichen – eine Festungsstadt, in der nur 150 Menschen wohnen und die wichtigsten Gebäude ganz oben eine Kaserne und eine barocke Garnisonskirche sind. In letzterer wird gerade geheiratet und alle feiern mit Kind und Kegel auf dem historischen Waschplatz mit. Der so genial befestigt Ort, in seiner Art bei 1.600 Metern höchstgelegener in Frankreich aus dem 17. Jahrhundert, ist seit einigen Jahren UNESCO-Welterbe.
Welch eine Fülle von Schätzen in diesen Bergen! Wer sich dem Reiseclub Cottbus anschließt, entdeckt noch viel mehr davon, zum Beispiel eine Höhlen-Kahnfahrt auf dem längsten unterirdisch schiffbaren Fluss der Welt (sagt der Veranstalter). Oder auch eine Tour mit der Zahnradbahn durchs Tal der Träume hinauf zu atemberaubender Aussicht. Auch Wohnmobil-Touristen finden hier ein märchenhaftes Zielgebiet mit sehr guten, oft steilen Straßen und überall geeigneten Stellplätzen mit allem erforderlichen Service. (Schluss)
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