Der wichtigste Fluss der Niederlausitz entspringt im Oberlausitzer Land.
Berliner und Brandenburger haben sich schon immer gefragt: Wo kommt sie her, unsere Spree? Wie ist es ihr ergangen, ehe sie den Spreewald und die vielen Seen um Berlin erreicht? Selbst Preußenkönig Friedrich II. trieb die Neugier, als er noch Prinz war, flussauf. Er erreichte den schon 1575 erwähnten Spreeborn in Neugersdorf und – das ist überliefert – spendete 50 Thaler für den Bau eines Pavillons zum Schutz der Quelle. Das war noch nicht der, den Wanderer heute mühsam hinter Garagen und einer maroden Fabrik finden. Hier, darin sind sich heute alle Geografen einig, beginnt die Spree. Ihr fließt da schon etwas Wasser aus der Volksbad-Gegend zu, wo die wirklichen Wiesenquellen längst überbaut sind. Weiter stadteinwärts trifft das Wasser vom Berg Kollmar, der höchstgelegenen Quelle (genauer: es sollen dort fünf sein) auf den jungen Fluss. Ältere Literatur zählt auch ein Flüsschen aus der Gegend beim böhmischen Rumburk, den Ritterbach, zu den Spreequellen. Er kommt aus Wiesenteichen und mündet vor Friedersdorf in die hier schon ganz muntere Spree.
Wer sich aufmacht zu den Quellen, ganz gleich ob per Auto, vielleicht Wohnmobil oder als Radwanderer, wird sich dem Kottmar zuwenden, dem mit bescheidenen 584 Metern zweithöchsten Berg der Oberlausitz. Bei etwa 400 Höhenmetern sickert etwas Spree aus einem Kriegerdenkmal, nässt einen Weg und lässt sich mit festen Schuhen durchschreiten, ohne dass das Oberleder nass wird. Der Wanderer mag ahnen, dass dieser Fluss seine Wassersorgen nie los wird. Oben auf der Bergkuppe beeindrucken ein Turm des Lusatia-Vereins von 1881 und die Kottmar-Schanzen. Seit 1960 wird hier gesprungen. Die Ski-Schule Eibau bringt Kindern zu allen Jahreszeiten mutige Sätze bei. Das internationale Mattenspringen am Himmelfahrtswochenende ist leider auch dieses Jahr, wie coronabedingt schon 2020, ausgefallen.
Sie entspringt also einem Wintersportgebiet, unsere Spree, verweilt aber nach Bautzen, wo sie sich in der eben modernisierten Talsperre sammelt, in weiter Ebene. Neben der Neiße (siehe NIEDERLAUSITZ-Jahrbuch 20-21 „Bürger, Bauern, Burgen zu beiden Seiten der Lausitzer Neiße“) ist die Spree der wichtigste Wasserlauf der Niederlausitz, und obwohl sich beide Flüsse auf ihrem Weg zu Tale teilweise sehe nahe kommen, unterscheidet sie doch Wesentliches: die Wasserscheide – im Bereich Ebersbach auch an der Bundestraße kenntlich gemacht. Während die Neiße-Gesellschaft zur Ostsee hin entwässert, fließen die Spree und alle Wasser, die mit ihr kommen, zur Nordsee.
Wie schwer es der Fluss der Brandenburger und Berliner immer hatte, wissen auch schon die Oberlausitzer. Nicht zufällig geben sie bei Darstellungen der Städte am Flusslauf auch Peitz an. Natürlich lag die Fischerstadt nie am oft gravierend veränderten Spreebett, aber zu ihr führt ab Großem Cottbuser Spreewehr der Hammerstrom (Hammergraben). Der hatte, wenn Wasserknappheit drohte, schon in frühesten Zeiten verbrieftes Vorrecht. Die Spree lag daher von Cottbus bis Burg zuweilen gänzlich trocken. Dann aber versank die ganze Gegend wieder in ungezügelten Fluten. Das ist für den Wanderer am jungen Flüsschen in malerischer Quell-Landschaft heute kaum vorstellbar.
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