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Der Ostsee nimmt klare Formen an

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Trotz trockenen Sommers steigt der Wasserspiegel und der Ostsee wird weiterentwickelt

 

Östlich des künftigen Cottbuser Stadthafens wurden die Ufer des entstehenden Ostsees so abgeflacht, das Wellen, die bei dieser Seegröße stark auftreten können, sanft auslaufen Foto: LEAG

 

Cottbus (MB). Zum Jahresabschluss war der Märkische Bote beim Unternehmen LEAG, um in Erfahrung zu bringen, wie es aktuell um den Cottbuser Ostsee steht. Das Jahr begann gut für den Ostsee. Am 12. April konnte die offizielle Flutung feierlich gestartet werden. Viele Cottbuser waren dabei. Doch brachten der heiße Sommer und auch der trockene Herbst nicht die ersehnten Regenmengen.
Die Wassersituation in der gesamten Lausitz blieb angespannt und so wartete der Ostsee seit Ende April auf das erneute Signal „Wasser marsch!“. Was kaum einer glaubte – dank des ausgeklügelten Wassermanagements der Spree konnte am 18. Dezember der Hahn, wenn auch nur ein kleines Stück, geöffnet werden. Seitdem läuft täglich doppelt so viel Wasser in den künftigen See, wie die Stadt Cottbus verbraucht.
Wir stellten gleich mehrere Fragen an die Projektverantwortlichen Dr. Stephan Fisch, zuständig für die Flutung und Birgit Schroeckh, Hauptprojektleiterin für den Cottbuser Ostsee bei LEAG und bekamen durchaus beruhigende Antworten:
Herr Dr. Fisch, liegt der Wasseranstieg noch im Plan?
Dr. Fisch: Ja, der Wasseranstieg liegt im Plan. In welchem, muss ich erklären. Denn es gibt von Beginn an mehrere für dieses Projekt. Schließlich kann keiner für fünf oder zehn Jahre exakt das Wetter und damit die Flutungschancen aus der Spree vorhersagen.
Es wurden aus dem Wettergeschehen vergangener Jahre nach dem Zufallsprinzip 100 Szenarien synthetisch zusammengestellt und damit 100 Wasseranstiegsprognosen berechnet. Fachleute nennen das „Monte Carlo Methode“. Man bekommt danach einen Strauß von 100 verschiedenen Wasseranstiegskurven, die es nach Klassen zu sortieren gilt. Grob unterteilt, bekommt man daraus ein feuchtes Szenario, ein trockenes und eben auch ein moderates Szenario. Trägt man den bisherigen Wasseranstieg in diesem Jahr in ein Diagramm, liegen wir im trockenen Szenario. Die Wahrscheinlichkeit, dass es nach zwei oder drei niederschlagsarmen Jahren in Folge wieder Jahre mit ausreichenden Niederschlägen geben wird, liegt nahe an 100 Prozent, und so bleibt uns nur, das Wetter der nächsten Jahre abzuwarten. In jedem Fall wird durch die Einbindung des Sees in die Arbeit der Flutungszentrale Lausitz gewährleistet, dass sich bei ausreichend Wasser in der Spree der Hahn wieder öffnet.
Wie steht es gegenwärtig um die Wasserqualität?
Zwei Wasserprobenahmen mit dem Hubschrauber im Mai und Oktober brachten Gewissheit, dass trotz fehlendem Spreewasser die Wasserqualität im Rahmen der Prognosen liegt. Erreicht werden konnte dies durch ein spezielles Grundwassermanagement, indem seit 2. August ein Teil des zur Sicherung der gewachsenen Uferbereiche noch gehobenen Grundwassers wieder in den entstehen- den See eingeleitet wird. Da die täglich eingeleiteten Grundwassermengen fast doppelt so hoch wie der Wasserbedarf der Stadt Cottbus sind, konnte der Wasserspiegel wöchentlich um durchschnittlich 10 cm angehoben werden. Positiv ist dabei, dass das pH- neutrale und mit wenig Eisen beaufschlagte Grundwasser das in der Tagebaukippe schlummernde typische Kippenwasser hydraulisch einschließt. Dieses Vorgehen ist ebenfalls ein Bestandteil des geplanten Wassermanagements.
Frau Schroeckh, Sie sind die Hauptprojektleiterin. Sind alle Ufer gesichert?
Ja, ich kann alle Leser beruhigen. Bis auf einen kleinen Rest der Kippenverdichtung am Ostufer, sind alle gekippten und auch gewachsenen Uferbereiche gesichert. Im Herbst haben wir südlich des künftigen Cottbuser Hafens eine noch aus der Baggerzeit verbliebene steile Uferböschung zu einem flach auslaufenden Ufer umgestaltet. So können sich später die auflaufenden Wellen schadlos austoben und Erholungssuchende sanft in die Ostseewellen eintauchen.
Was ist in den kommenden Jahren noch geplant?
Im Jahr 2020 werden wir einen Großteil der dann nicht mehr benötigten Entwässerungsanlagen, das sind Brunnen, Rohrleitungen und Stromkabel, zurückbauen und die Flächen zunächst begrünen. Parallel dazu bereiten wir die noch ausstehenden Arbeiten der zweiten Stufe der Uferabflachung am Nordrand sowie das Auslaufbauwerk vor. Diese Arbeiten werden dann 2021 bis 2023 durchgeführt. Auch am bestehenden Lärmschutzdamm Schlichow muss noch Hand angelegt werden. Dazu sind wir mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort und der Stadt Cottbus in Abstimmung. Gegenwärtig konnte auch am Nordrand des Sees wieder ein neues Stück Radweg asphaltiert werden. Auf einen geschlossenen Rad-Rundweg freuen sich viele, aber es
ist noch etwas Geduld angesagt. Die Stadt wird mit Fördermitteln in den kommenden Jahren den Radrundweg schließen.
Wie groß ist denn die Freude der Leute auf den See? Wird er bereits touristisch angenommen?
Wir brauchen nur an Wochenenden zum Einlaufbauwerk oder zum Merzdorfer Turm fahren. Dort treffen wir, egal bei welchem Wetter, immer Menschen an. Wir freuen uns über jeden Besucher. Es zeigt, wie verbunden die Menschen zu dem sind, was hier geschaffen werden soll. Und Kompliment – die meisten Besucher halten sich an die Regeln, beachten die Verbots- und Hinweisschilder. Leider gibt es aber auch einige, die die Randbereiche als Müllablagerungsplatz benutzen und neben Schrott und Autoreifen auch Wasserschadstoffe und umweltbedenkliche Stoffe einfach abladen. Da fragt man sich, was in diesen Menschen vorgeht. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Saspower Annahmestelle könnten sie ihren Müll geordnet ablagern. So aber sind die Servicefirmen der LEAG fast täglich dabei, diesen Müll einzusammeln und entsprechend der Vorschriften zu entsorgen.
Zu guter Letzt: Wann heißt es, „Pack die Badehose ein und nüscht wie raus zum Ostsee?“
(schmunzelt) Wir müssen uns schon noch einige Jahre in Geduld üben. Zunächst muss der See sein Dauerstauziel erreichen, je nach Witterungsablauf wird das zwischen 2024 und 2026 der Fall sein. Danach folgen noch verschiedene Untersuchungen, Prüfungen und behördliche Abnahmen, bis eine Freigabe der Strände erfolgen kann. Auf dem Weg dahin bleibt die Landschaftsbaustelle auch Schaustelle für Besucher, die beobachten können, wie der See langsam wächst. Nicht vielen ist vergönnt, so etwas mitzuerleben.
Danke für das Gespräch. Und allen Berg- und Energieleuten Glückauf! für 2020.

So strömt aktuell Spreewasser aus dem Hammergraben in den Cottbuser Ostsee Foto: J.Hnr.

 

Zwei Wasserprobenahmen mit dem Hubschrauber im Mai und Oktober brachten Gewissheit: Trotz fehlendem Spreewasser liegt die Wasserqualität im Rahmen der Prognosen Foto: Leag

 

Leider werden Randbereiche des künftigen Sees als Müllablagerungsplatz benutzt und neben Schrott und Autoreifen auch Wasserschadstoffe und andere umweltbedenkliche Stoffe einfach abgeladen. Dabei kann gegenüber in der Saspower Annahmestelle solcher Müll geordnet entsorgt werden

 

Da die täglich in den Ostsee eingeleiteten Grundwassermengen fast doppelt so hoch wie der Wasserbedarf von Cottbus sind, stieg der Wasserspiegel – hier in der tiefen Rinne auf der Westseite bei Lacoma – wöchentlich um durchschnittlich 10 cm

 

 

 

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