Letzter Waggon war die Gartenlaube
Überraschendes Schicksal der Stadtbahn /
Schlot im Hintergrund rätselhaft
Ekkehard Schicketanz mailte uns zu seinem Rätselbild: „Der letzte angehängte Waggon könnte mein Geburtsgehäuse gewesen sein. Mein Vater kaufte 1933 einen von zwei Eisenbahnwaggons und baute ihn zu einem kleinen Wohnhaus um. Auf dem Bild vom 8. Mai ist dieses Mini-Häuschen im Vordergrund zu sehen.“
Helga Reichstein schreibt: „Ich tippe zum Stadtbahnhof am damaligen Roßplatz, heute Schwimmhalle. Zu sehen sind mehrere Gleise, im Hintergrund das Gebäude könnte das Textilwerk Heinze sein.“
Manfred Gnida schreibt: „Es gab zu dieser Zeit wenige Orte, wo eine Straßenbahn den wirtschaftlichen Aufschwung durch Transportleistung und Personenverkehr so bedeutend förderte. Ich denke nur an Spremberg und Forst, wo die Straßenbahn die damals zahlreichen Tuchfabriken mit Kohle belieferte. Unter dem Begriff ‘Spremberger Stadtbahn’, welche am 21. Januar 1898 feierlich eröffnet wurde, gingen drei Baustufen voraus. So wurde eine regelspurige Bahn vom Stadtzentrum zum Staatsbahnhof, heute Hauptbahnhof, und der einzige von einst fünf vorhandenen Bahnhöfen noch besteht, gebaut. Leider wurde der Betrieb durch Bau einer neuen Straße auf den Georgenberg und wegen Unwirtschaftlichkeit am 15. Oktober 1932 eingestellt. Das zweite Vorhaben war eine meterspurigen Bahn zu den einzelnen Fabriken. Hier erfolgte der Transport von den Rollbockgruben, damit man die regelspurigen Wagen der Staatsbahn auf die meterspurigen Gleise transportieren konnte. Das dritte Bauvorhaben war eine Verbindung zu den Kohlegruben, ebenfalls auf meterspurgen Gleisanlagen. Auf dem Foto stellt sich die Belegschaft des Bahnhof- und Zugbetriebes zum Erinnerungsfoto am Empfangsgebäude am Stadtbahnhof auf. Eine Hanomag-Lok mit Stadtbahnzug sind um 1920 das Motiv. Meistens verkehrten diese Züge mit einem Post- bzw. Expressgutwagen und ein, zwei Personenwagen. In letzter Zeit wurde die Strecke zum Bahnhof mit einem Triebwagen befahren. Blickt man zum Hintergrund, erkennt man eine der vielen Tuchfabriken der Stadt. Hier, denke ich, handelt es sich um die Tuchfabrik von Georg Wissinger am Roßplatz Nr. 4. Dieser Komplex reichte von der Lassowstraße bis zum Roßplatz, heute Puschkin-Platz, entlang der Roß- bis zur Westbahnstraße. Mitte der 90er Jahre wurde der Komplex abgerissen und es entstand dort eine moderne Wohnsiedlung. Am Stadtbahnhof befindet sich heute eine Schwimmhalle.“
Hans-Joachim Nevoigt schreibt: „Rechts an das Bahnhofsgebäude der Stadtbahn schließt sich der Güterboden mit Laderampen auf beiden Seiten an. Die Gleisanlagen waren nur auf der Platzseite, die kleine Straße hatte kein Gleis. Die Fabrik im Hintergrund könnte die Tuchfabrik von Max Scheffler, Leipziger Straße 6. Nach dem Krieg 1945 war es die Firma Max Sonnek – Gemüseverarbeitung. Vielleicht ist dort mal umgebaut worden? Der HO-Kreisbetrieb hat dann die Gebäude genutzt, einschließlich Wohnhaus für die Verwaltung. Hier im Bahnhof war dann auch mal das staatliche Kreiskontor drin. Auch Futter-Richter hat hier mal gehandelt, das gute Hühnerfutter „Muskator“.