Cottbus: A war richtig – gebraut wurde in der Görlitzer Straße

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Brauerei steht trocken in der Görlitzer Straße / Steuer-Rat und Briefdienst

Vom braunen Bier zum flotten Kurier
Katrin Lehmann aus der Rostocker Straße fasste stichpunktartig zusammen: Gegründet 1880, geschlossen 1981. 1920 wurde der Betrieb Brauerei Gustav Schultze, 1960 Brauerei Schultze und Söhne K.G., 1975 VEB Malzbierbrauerei Cottbus, 1980 VEB Vereinigte Getränkebetriebe Cottbus, Betriebsteil 3.
„Das Gebäude mit dem turmartigen Eckvorbau steht im Hof. An der Vorderseite zur Görlitzer Straße ist noch undeutlich der Schriftzug Gustav Schultze zu erkennen.“ Michael Kuhrt aus der G.-Moritz-Straße in Cottbus schreibt das und im Bild unten wird dies bestätigt.
Reinhard Kußagk aus Cottbus hat persönliche Erinnerungen: „Ich habe dort als Schüler der 9. Klasse in den Ferien gearbeitet. Hier wurde hauptsächlich das Cottbuser Malzbier und Doppelkaramel gebraut, daher auch der im Volksmund gebräuchliche Begriff ‘Pupen-Schultze’. Aber einmal im Jahr, ich glaube für 14 Tage, wurde das Cottbuser Weißbier ‘gezogen’. Zu den Aufgaben der Ferienarbeiter gehörte das Be- und Entladen der Lieferfahrzeuge, die Postierung von Leergut an den Maschinen, Abtransport des gefüllten Gutes zu den Pasteurisierungkammern. Das Anbringen der Patentverschlüsse an neue Flaschen wurde noch mit der Hand von uns durchgeführt. Die Bezahlung war nicht schlecht, und es gab jeden Tag sechs Flaschen Malzbier mit nach Hause.“
An allen drei genannten Orten stehen stillgelegte Brauereien, bemerkte Klaus Herold aus Cottbus. „In der Bautzener Straße war es die Vereinsbrauerei AG, in der Bürgerstraße die Brauerei Emil Kircher (1920-er Jahre ‘Bayerische Brauerei’), welche damals zur Taubenstraße zählte. Später war sie dann die ‘VEB (K) Stadtbrauerei’. – Markant ist, dass alle drei Brauereien über eine unverwechselbare Industrie-Architektur verfügen. Wenn man früher in dieser Gegend entlang lief, lag oft ein unverkennbarer, kräftiger, würziger Treber-Geruch in der Luft.“
An „Schultzes Labsal“ erinnert Georg Müller, Cottbus. “Mit Pferdewagen und Lkw ging’s emsig durch die Stadt. Das allgewaltige marktwirtschaftliche Schicksal hat unterdessen zugeschlagen. Nur die Gabi, also die Gabriele, ist geblieben; nun gibt’s mit ihrem Unternehmen per Fahrrad zwar kein Bier mehr, dafür wichtige Nachrichten, beispielsweise auch vom Märkischen Boten.“
Das präzisiert Diethart Schulz aus der Stadtpromenade: „Mit der Urenkelin der Schultze-Gründer ging ich zur 1. POS in Cottbus. Gabriele Rabes, geb. Schultze, führt in ihrem Fabrikgebäude die Beratungsstelle der Lohnsteuerhilfe und ein Fahrradkurier-Unternehmen. Ich schließe mich gern den Glückwünschen des ‘Boten’ an und bedanke mich für kompetente Beratung in Lohnsteuer.“

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Mit hinreichend Phantasie tatsächlich noch lesbar: Gustav Schultze Söhne. In der Görlitzer Straße steht das sanierenswerte Cottbuser Brauereigebäude