Georg Müller: „Das Bild zeigte die Spremberger Straße, wie sie sich damals als wichtigste Handelsstraße, flankiert von Wohn- und Geschäftshäusern aus dem 18. Jahrhundert und früher, in das alte Cottbus einfügte. Noch war das Zeitalter der Straßenbahn nicht angebrochen, dafür gab es gegenüber der Schlosskirche – in Bildmitte ist ihr Turmaufbau gut erkennbar – eine Postkutschenhaltestelle. Auch zu sehen das schon in moderner Architektur errichtete Gebäude an der Ecke zum Altmarkt und dessen Häuserquartier westlich des alten Rathauses. Die rechts im Bilde am Straßenrand platzierte Schwengelpumpe schließlich tröstet sich damit, alsbald durch die zentrale Wasserversorgung der Stadt abgelöst zu werden.“
Volker Kahdemann: „Als Liebhaber historischer Fotos habe ich mich über die Aufnahme aus der letzten Ausgabe gefreut.
Es handelt sich natürlich um die Spremberger Straße, leicht zu erkennen am Turm der Schlosskirche (auch genannt französische oder Hugenottenkirche). Zu bezweifeln ist allerdings, dass sich die Szene vor mehr als 112 Jahren abspielte, denn es ist das Baugerüst des gerade entstehenden Geschäftshauses vom Juwelier Sack zu sehen. Der bescheidene Vorgängerbau bestand noch 1903 (zu erfahren aus der Schaufensterdekoration anläßlich des 170. Jahrestages der Firmengründung. Einige der noch stehenden Gründerzeitgebäude der Sprem sind gut erkennbar: rechte Straßenseite das Haus der ehemaligen Fa. Schramke (Innenausstattung), danach Kunsthalle. Links das imposante Geschäftshaus des Verlegers Albert Heine.“
Jens Pumpa: „Wir sehen in die Spremberger Straße Richtung Norden. In der Mitte des Bildes (rechts der Straße) erkennen wir den neugotischen Turm der Schlosskirche. Dieser wurde erst 1870/71 dem Barockbau (erbaut 1715) vorgesetzt.“
Jürgen Klingmüller: „Das Bild könnte unter Umständen ein heute 80-jähriger noch aus eigenem Erleben erkennen. Es ist die Ostseite der Spremberger Straße. In der Mitte rechts ist etwas vom Schloßkirchturm zu erkennen. Das einzige Haus, was heute noch in seiner damaligen Form existiert, ist rechts hinten im Bild (ehemals Staatliche Kunstsammlungen).“
Auch Elfrun Liebig freut sich sehr über das alte Bild. Zur Zeiteingrenzung hilft ihr die Beobachtung, dass „das markante Gebäude links von der Schlosskirche noch fehlt. dieses Haus wurde im Jahr 1909/10 im Auftrag der Goldschmiedefirma F.F. Sack durch die Baufirma Hermann Pabel errichtet.“ Wenn dem so ist, könnten also die Gerüste auf einem Bild, das noch keine Straßenbahnschienen zeigt (ab 1903), noch nicht stehen. Eine ganz genaue Zeitbestimmung liegt der Redaktion nicht vor, aber ziemlich sicher scheint, dass das Bild vor 1900 entstanden ist.
Mit Hilfe des Stadtplanes von 1720, der die genauen Brunnenstandorte zeigt, lässt sich die Schwengelpumpe vorn den Grundstücken 47 und 48 nach alter Nummerierung zuordnen. Und richtig: Das Adressbuch nennt für Haus 47 Kaufmann Wilhelm Weingärtner. Dessen Name ist im Bild ganz gut zu lesen. Auch Franz Häusler, Restaurateur, und – vielleicht im Hinterhaus – Sattlermeister Adolf Jenke lebten hier. In der 48 davor, dem gerade angeschnittenen Giebelhaus, betrieb Emil Holz ein Kaufmannsunternehmen. „Colonialwaren“ ist im Bild gerade noch zu lesen.
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