
Eine recht einfache Aufgabe war unser letztes Rätselbild, das uns Willi Gürnth zur Verfügung stellte – vielen Dank dafür! Elli Nietzmann schreibt: „Das Foto von der Drebkauer Straße mit dem Textilwerk ist vor dem Jahr 1999 aufgenommen worden, denn da wurde das Werk gesprengt. Ich war dabei.“
Hans-Joachim Nevoigt ergänzt: „Wir sehen die ehemalige Tuchfabrik von Friedrich-Wilhelm Heinze, Berliner Straße 8, damals bis zum Kriegsende. Später hieß es VEB Textilwerk I. Diesen kleinen Anbau am Giebel gab es damals noch nicht. Hier hat man zum Frühjahr 1945 die Erdmassen am Giebel abgetragen, Gleise über die Fahrbahn verlegt und einen großen offenen Güterwagen mit Sand gefüllt am Giebel verdeckt aufgestellt. Nach Erfordernis, bei Panzeralarm und auf Befehl, wurden die Blockierungen des Güterwagens beseitigt und der Waggon rollte auf die Fahrbahn. Fertig war die Panzersperre.“
Dieter Herrmann schreibt: „Das Bild zeigt zweifelsfrei den Seitenflügel des ehemaligen Textilwerkes I. Wenn ich mich richtig entsinne, war in ihm die Weberei des Werkes, verbunden mit der Produktionseinstellung des Werkes und seinerzeit zwei weiteren Betriebsteile.
Seit Anfang der 90er-Jahre war das gesamte Objekt dem Verfall preisgegeben. Am 8. Mai 1999 wurde das Werk gesprengt. Somit war die Ära des Werkes und seines ehemaligen Besitzers, des Tuchfabrikanten Heinze, beendet. In diesem Zusammenhang stand auch die Demontage der am rechten Bildrand erkennbaren Trafo-Station. Bei genauer Betrachtung des Bildes erkennt man aber im Hintergrund noch das Fabrikgebäude der ehemaligen Tuchfabrik Petrick in der Roßstraße, deren Nachfolger der Fabrikant Wissinger wurde.
Zu DDR-Zeiten war die GHG Kulturwaren darin untergebracht, von den Sprembergern liebevoll ‘Püppchen-GHG’ genannt. Dieses Objekt fiel 1999 aufgrund der Neubaumaßnahme Roßstraße dem Abriss zum Opfer.
Der Bau des so genannten Objektes Roßstraße, auch ‘Papageiensiedlung’ genannt, begann Anfang 2000. Ebenfalls wurde der Kreuzungsbereich Berliner/ Drebkauer Straße neu gestaltet, verbunden damit war die Rekonstruktion der vorhandenen Versorgungsmedien.
Ich erinnere mich noch genau an die Sprengung des Textilwerkes, deshalb wurde auch das gegenüberliegende Wohn- und Geschäftshaus mit der Kfz-Werkstatt der Firma Jaretzke mit großen Schutzplanen verhüllt, um bei der Sprengung herumfliegende Gesteins- und Bauteile abzufangen und somit eine zu erwartende Beschädigung an anderen Häusern zu verhindern.
Die im Bild erkennbare Rohrbrücke diente der Fernwärmeversorgung und blieb meines Wissens schadensfrei und ist derzeit bis auf geringfügige Veränderungen noch vorhanden. Das ehemalige Areal der Textilfabrik I ist derzeit Ödland.“
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